SAMSTAG:

An der Wetterfront keine Änderung. Sitzen in der Kälte und arbeiten. Nebenher immer wieder Schauer. Diskutieren die nächsten Einsätze. Elektro oder Metal? Wie heißt unser Magazin? Elektro Impetus? Dance Impetus? Entscheiden uns wohl für Tarwater. Bei dem DJ-Duo ist es wenigstens warm.



DJ-Duo trifft es für Tarwater vielleicht nicht ganz, aber Post-Rock, wie es im Begleitheft angekündigt wurde, ist Tarwater auch nicht gerade. Das Berliner Duo macht im Grunde klassischen EBM/ Dark Folk, der an diesem Nachmittag ganz gut ins Ohr ging, aber auch nicht weiter überraschen konnte. Leider zu langsam, um in den Tag zu starten.

Droppings
Droppings

Deutlich abstrakter ging es da bei dem Quartett Droppings zu, die irgendwo zwischen Rock, Punk, Elektro und, wie anders zu erwarten, Noise ihre ganz eigene Soundwelt gefunden zu haben scheinen. Energiegeladene Drums paaren sich dabei mit dröhnenden Bässen, einer frenetisch singenden Frontfrau, die hier und da mal ihre Stimme loopt, sowie zwei mehr oder minder dazu passenden Gitarren. Vielleicht nicht die elaborierteste Musik aller Zeiten, doch die Holländer hatten sichtlich Spaß an ihrem Tun und das steckte auch das Publikum an. Nur als die Sängerin das Boss-Modul des Gitarristen mit den Worten “Ha, that’s why we are the droppings” vom Ständer haute, schien die Stimmung kurz zu kippen. Aber nach einem kraftvollen “Noch een Liedje” aus der Menge ging es frohlockend weiter. Schön.

System Overthrow
System Overthrow

Zeit für etwas Power Metal. Die Limburger System Overthrow standen im Little Devil in den Startlöchern und zogen die ganz große Wacken-Show ab. Aus der Asche einer Testament-Coverband entstanden, schien man einiges darüber gelernt zu haben, wie die ganz Großen Musik machen. Jedenfalls Frontmann Willy van der Kaa hatte alle Gesten dabei, die man für die großen Bühnen der Welt braucht. Während die rechte Hand fest das Mikrofon umklammerte, stand die linke Hand des Sängers keine Sekunde still und gebärdete wild und deutete hart und zeigte auf alles und jeden. Blöd nur, dass der Rest eher den Eindruck einer Schulband machte und das Little Devil auch nicht gerade die Carnegie Hall ist. Der gute Willy ließ sich davon aber nicht entmutigen und schob einen Anheizer nach dem nächsten raus. Was musikalisch nicht so wirklich funktionieren wollte, war mitunter jedoch sehr unterhaltsam. [Win]



Verträumter Post Rock aus Kanada: Das sind Dralms. Tatsächlich erinnerte das Dargebotene entfernt an die super gehypte Musik von Alt-J und wir würden uns nicht wundern, wenn Dralms mit ihrem im Oktober erscheinenden Debüt-Album der nächste große Shit werden. Hier und heute durfte man ein stimmungsvolles Set voll flächendeckender Gitarren und tiefer Basslinien entdecken, die Sänger und Songwriter Christopher Smith mit einfühlsamer Stimme begleitete. Sollte man im Auge behalten. [Fur]

Eigentlich sollten jetzt ja Tau in der Hall of Fame spielen, doch aus bislang ungeklärten Ursachen hat sich das Line-Up deutlich verschoben, so dass alle Bands eine Stunde eher die Bühne enterten. Da unser analoger Programmzettel jedoch nicht auf Updates reagieren wollte, standen wir zwar nicht im Regen, aber auf dem zeitgleich stattfindenden Foodmarket. Auch nicht schlecht, denn so konnte man sich leckere Rippchen aus dem Smoker sowie einen feinen Kokusnuss-Cocktail gönnen. It’s a tough life here in Tilburg.

King Dude
King Dude

Von vielen auf dem Stadscamping als Empfehlung angepriesen, gaben wir uns die volle Dröhnung Neo Folk in Form von King Dude. Der Amerikaner sollte in der Pauluskerk spielen, was, wer seine Musik und Texte kennt, schon per se eine amüsante Angelegenheit ist. Nach einem etwas verqueren Orgel-Intro von Burial Hex-Mitglied Clay stand der düstere Cash-Jünger schließlich gepflegt in einen ordentlichen schwarzen Anzug gekleidet vor der Kanzel und gab seine bitter-süßen Gitarrenklänge zum Besten. Alles etwas verstockt, bis dem Guten das Mikro aus der Halterung fiel, was direkt Anlass gab, das Eis zum Publikum zu brechen. Ab jetzt ist es mehr ein Wohnzimmerkonzert mit Selbstbeteiligung. Man durfte sich Lieder wünschen, die wie “White Hands” oder “Mary-Ann” dann auch gespielt wurden oder allgemein etwas mit dem Mann plaudern, der eigentlich da war, um seine Songs zu präsentieren. Ab und an fiel ihm das, neben der Tatsache, dass er doch schon reichlich getankt hatte, auch wieder ein und die freundschaftliche Gesprächsrunde wurde durch weitere Klassiker wie “River of Gold” oder “Jesus in the Courtyard” unterbrochen. Alles sehr schön anzuhören und durch die direkte Interaktion sehr persönlich, was King Dude da abgeliefert hat. Gerne wieder. [Win]

Izegrim
Izegrim

Izegrim sind ja allgemein keine Kinder von Traurigkeit und scherzen gern auf den Bühnen dieser Welt herum. Was es hier im Little Devil zu erleben gab, spottete aber jeder Beschreibung. Nach der interaktiven Show mit King Dude wurde auch hier eine intime Sause zelebriert, die den Vibe einer privaten Metalfeier unter Holländern hatte. Als Außenstehende mit Sprachbarriere konnten wir den lustigen Unterhaltungen nicht wirklich folgen, ließen uns aber ebenfalls von der positiven Grundstimmung anstecken und feierten einfach den wirklich fetten Sound und die astreine Darbietung der niederländischen Death/Thrash-Institution.

Nach diesem überraschend fetten Brecher ließen wir uns den Rest des Abends treiben. Der Weg ins Natuurtheater zu Ufomammut war zu weit und so begaben wir uns auf Überraschungstour durch die innerstädtischen Musikschuppen.



Erster Stop waren Veil of Lights, die vor allem Dark Wave Freunde unterhalten haben dürften. Für mich trafen sie direkt mein Depeche Mode-Zentrum, welches kein schöner Ort ist. Deswegen verschwanden wir kurz, um das heutige Elektro-Angebot zu checken, welches leider ziemlich schwach ausfiel.

Jessica 93
Jessica 93

Also wieder zurück in den Stadskelder, wo der Franzose mit dem einladenen Chat-Namen Jessica 93 seine Interpretation von Post Rock darbieten sollte. Alleine mit Loop-Gerät und Beatmaschine bewaffnet, überzeugte vor allem seine Arbeit an den Saiteninstrumenten mit stimmungsvollen Ideen. Leider änderte sich der Beat im Lied jeweils nicht, was Puristen vielleicht als Reduktion auf das Wesentliche bezeichnen, wir aber eher als verschenkte Gelegenheit wahrnahmen. Da geht noch mehr! [Fur]

Weird Owl
Weird Owl

Weird Owl sollten an diesem Abend die letzte Station werden, was uns nochmal in das gut gefüllte Extase führte. Die New Yorker spielen psychedelischen Stoner Rock mit dezenter Elektro-Kante, die vor allem in Form von drückenden Bass-Teppichen zweier DJs zum Vorschein kommt. Stellenweise sehr meditativ und einlullend, konnte man sich zu dieser späten Stunde gut den tiefen Wellen dröhnender Bässe und der quitschender Gitarre hingeben. [Win]

Entdeckung des Tages:

Droppings
Dralms