Folk Metal Alben in heutiger Zeit klingen entweder wie Finntroll, Korpiklaani oder ab und an nach Ensiferum. Neue Impulse sind praktisch von keiner Nachwuchsband mehr zu erkennen, obwohl diese doch eigentlich in der Lage sein müssten, ihren eigenen Stil zu entwickeln. Stattdessen wird unmotiviert mit soviel Keyboard und Synthesizern geklotzt, bis jedes noch so vielversprechende Riff in triefendem Pathos untergeht und die Vorbilder in unerreichbare Ferne rücken.

Gwydion bilden dabei keine Ausnahme und lassen den Freund guten Folk Metals, zu dem ich mich zähle, vollkommen unzufrieden und demotiviert zurück. Nach 3 Minuten Geplänkel mit Trommel, Schiffsknarren und (natürlich) Keyboard, dass auch direkt für das nächste Mittelalter-Strategiespiel herhalten könnte, benutzt endlich jemand ein Saiteninstrument. Natürlich bleibt das Tasteninstrument dominant aber wenigstens lässt sich zwischendurch auch mal ein härteres Riff erspähen. Die Songs sind zum Glück (fast) frei von Pathos, aber oft zu aufgebläht. "Viking's Horned Parody", oder "Turning Of The Wheel", wirken einfach zu lang. Das Album zieht sich dadurch wie eine Reise im Langboot nach Amerika. Schade, aus den Riffs und der Produktion ließe sich deutlich mehr machen. Negativ zu erwähnen ist, wie so oft bei Folk-Veröffentlichungen der letzten Zeit, der inakzeptable klare Gesang. Ein bisschen Screamen und Grunzen kann jeder, aber wenn kein wirklich guter Sänger für die klaren Vocals vorhanden ist, sollte man schlicht darauf verzichten, bevor die Atmosphäre darunter leidet.

Nach 40 Minuten Durchlauf bleibt eigentlich nur der Wunsch nach wirklich gutem Folk Metal übrig. Denn auch Gwydion lassen den hungrigen Fan ziemlich unbefriedigt zurück. Sie sind zwar erträglicher als der Großteil der neuen Veröffentlichungen, die ich in letzter Zeit hören durfte, bevor ich hier aber den Repeat-Knopf drücke, suche ich lieber einen Klassiker aus dem Schrank. Wo hab ich nur meine Ensiferum hingelegt?