Für mich war „Strychnine.213“ die bis dato stärkste Veröffentlichung der Belgier Aborted. Sie haben es anno 2008 geschafft, ihren eigenen genialen Sound mit brachialem aber eingängigem Death Metal zu verschmelzen. Und wenn dann noch ein wenig Core dazukam, war ich um so beglückter.

Kaum zu glauben also, dass Mastermind Sven de Caluwe die komplette Manschaft über Bord geworfen und vergangene Zeiten aufblühen lassen hat. Denn dass „Coronary Reconstruction“ nur noch rudimentär etwas mit „Strychnine.213“ gemein hat, beweist der gleichnamige Opener ohne Umscheife. Hier wird der Goregrind früher Jahre zelebriert, der Aborted bekannt gemacht hat. Freunde von „Engeneering The Dead“ und „Goremaggedon“ sollten hier also aufhorchen. Eingeleitet von einem Horrorfilm-Sample geben die Jungs gleich ordentlich Gas, wobei häufig wechselnde Riffs von Sven de Caluwes fiesen Growls und vermehrten Blast Beats begleitet werden. Ein schön stampfender Groove gegen Ende des Songs ist das einzige Highlight, das kurz aufhorchen lässt.

„From A Tepid Whiff“ glänzt durch seine Geschwindigkeitsdynamik und durch ein schönes melodiöses Gitarrensolo (sowie ein, ähem, „geschmackvolles“ Zitat aus „Dumm und Dümmer“), während „Grime“ sich zwischenzeitlich gut entfaltet und dem Hörer auch ein wenig Zeit zum Atmen lässt. Außerdem gibt es einen fetten Panzer, bei dem die Double-Bass durchrollt, dass einem warm ums Herz wird.

Auch „A Cadaverous Dissertation” zeigt die ganze Spielfreude der Belgier in perfektem Sound- und Produktionsgewand auf. Von der Spielart erinnert es durch sein schnelles und melodiebetontes Riffing noch am ehesten an „Strychnine.213“, weswegen es eindeutig zu meinem Favoriten auf „Coronary Reconstruction“ avanciert.

Zum Abschluss bieten uns Aborted mit „Left Hand Path“ ein tolles Entombed-Cover. Sie drücken dem Stück ihren unvergleichlichen Stempel auf, ohne es dabei völlig zu entfremden. Sicher sind solche Versuche immer Geschmackssache. Aber besser einige Veränderungen am Original als das Original selbst ohne kreatives Hinzutun einzuspielen. Ich erinnere da nur an das aus meiner Sicht völlig verfehlte „The Anatomy Of“ von Between The Buried And Me.

Für Fans der frühen Phase der Band ist die EP ohne Einschränkungen zu empfehlen. Wer mit Aborted gerade erst durch ihr massentauglicheres „Strychnine.213“ warm geworden ist, dürfte das hier dargebotene Material eine harte Nuss sein. Wahrscheinlich zu hart...

Aborted · Coronary Reconstruction · 2010

Redaktion

verfasst von ewonwrath
vom 19.07.2010

7 / 10

Playlist

01 - Coronary Reconstruction
02 - From A Tepid Whiff
03 - Grime
04 - A Cadaverous Dissertation
05 - Left Hand Path