Ich kann mir nicht helfen. Wer meinen Review zum Vorgängeralbum The Crusade gelesen und nun die neue Scheibe von Trivium vor sich hat, der wird wissen, was ich meine. Aber ich möchte hier nicht lang und breit erörtern, inwiefern diese erneute 180-Grad-Wende der amerikanischen Metalheads schon wieder einen Stilbruch darstellt. Begnügen wir uns einfach damit, dass „The Crusade“ das ist, was man in der Sprachwissenschaft eine „Stilblüte“ nennt, ein Ausrutscher sozusagen.

In diesem Kontext nämlich erscheint „Shogun“ als eine konsequente Weiterentwicklung von Triviums Zweitlingswerks „Acendancy“, das ja wiederum eine Weiterentwicklung ihres Debütalbums „Ember to Inferno“ war – kurzum: sie macht da weiter, wo ihr drittes Album bereits hätte ansetzen sollen. Musikalisch lässt sich soviel feststellen, dass die Jungs aus Florida ihre Instrumente noch besser spielen als zuvor, zumindest dafür haben sich die Proben für „The Crusade“ also gelohnt. Die Riffs sitzen jetzt noch präziser, sind teilweise noch ausgeklügelter und an manchen Stellen richtig dramatisch komplex, wie der Auftakt von „Torn Between Scylla and Charybdis“.

Ein weiterer Einfluss aus dem Vorgängerwerk ist, dass der Anteil an Growls im Vergleich zu Ascendancy meiner Auffassung nach abgenommen hat, was ich persönlich zwar schade finde, dem Werk genrespezifisch allerdings keinen wirklichen Abbruch tut. Eröffnet wird das Spektakel mit „Kirisute Gomen“, was laut Wikipedia soviel bedeutet wie „Ich entschuldige mich im Voraus, dich gleich zu töten“ – wohl ein Satz, den Samurai vor der Eröffnung eines Kampfes ihrem Gegner entgegengebracht haben. Abgeschlossen wiederum wird das Werk von seinem namensgebenden Titel „Shogun“ – und dazwischen ist nichts.

Nun ja, mit „nichts“ meine ich, dass es keine weiteren Titel gibt, die sich mit japanischer Kriegskunst oder Folklore beschäftigen, denn thematisch baut die Scheibe ganz klar auf den ersten beiden Alben auf. Trivium sind ja bereits aufgrund ihrer Namenswahl mit der Antike verbunden und es finden sich auch hier wieder einige Stücke, die Bezug drauf nehmen, wie z.B. „Torn Between Scylla and Charybdis“ – einigen vielleicht noch bekannt aus den Odysseus-Monumentalfilmen – oder „Of Prometheus and the Crucifix“. Insofern überrascht mich die Titelwahl, es ist aber auch gut möglich, dass der in Japan geborene Frontsänger Matt Heafy mit diesem „Rahmen“, den die beiden Lieder bilden, seinen fernöstlichen Wurzeln Tribut zollen wollte.

Abschließend lässt sich sagen, dass „Shogun“ absolut konsistent mit dem ist, was man früher von Trivium gewohnt war und das Album vor allem die Elemente gut weiterentwickelt, die Trivium schon immer ausgezeichnet haben: ihre Riffs, ihre Texte und ihr unverwechselbarer Sound. Für alle Freunde des Metalcore ist das Album eine absolute Kaufempfehlung und mit einer Laufzeit von über einer Stunde bekommt man auch genug für sein Geld geboten. Wenn es die Jungs also schaffen das Ruder wieder herumzureißen, lässt mir das auch noch etwas Hoffnung für In Flames...

Trivium · Shogun · 2008

Redaktion

verfasst von BloodyFox
vom 01.02.2009

8 / 10

Playlist

01 - Kirisute Gomen
02 - Torn Between Scylla and Charybdis
03 - Down from the Sky
04 - Into the Mouth of Hell We March
05 - Throes of Perdition
06 - Insurrection
07 - The Calamity
08 - He Who Spawned the Furies
09 - Of Prometheus and the Crucifix
10 - Like Callisto to a Star in Heaven
11 - Shogun