Frische Tomaten, saftiger Mozzarella mit extra nativem Olivenöl, serviert auf einem kross gerösteten Baguette mit Basilikum-Pesto. Dies oder ähnliches hätte man sich gestern sicher anschauen können, wenn wieder arme Leute für fünf Fremde um die Wette kochen. Wer jedoch schon gegessen hatte, konnte auch die andere Seite Italiens entdecken - Das kunstfertige Trio aus dem Piedmont war zusammen mit den Kollegen von Incoming Cerebral Overdrive (I.C.O.) angereist, um der Leipziger Hipster-Gesellschaft ihre Portion Exklusivität zu kredenzen. Beide mit neuer Platte im Gepäck und voller Motivation, in einer Stunde drei Riffs zu spielen.



Und so war das Publikum auch mit Kleidungsstücken aus Hanfgewebe, langen Dreadlocks und vollen Bärten ausgestattet, um einen Abend voll ausufernder Rhythmen und repetitiven Riffs zu zelebrieren. In der für diese Szene erwartbaren Weise, bekam man dann auch den pünktlichen Beginn von Incoming Cerebral Overdrive nicht rechtzeitig mit und nur langsam und behände füllte sich der unerwartet riesige Saal des UT Connewitz. Ob wirklich deutlich weniger Leute da waren als erwartet, oder die Massen in dem alten Theater schlichtweg untergingen, kann man nicht sagen. Platz gab es jedenfalls genug für alle, so dass man nicht dicht an dicht stehen musste oder gar seinen Nachbarn in die Quere kam Nein, es war sogar Platz zum sitzen, den auch einige in Anspruch nahmen und wie ein züchtiges Schauspielhaus-Publikum das Spektakel von ihren Plätzen beschauten.

ICO
ICO

Der Stimmung bei den an sich interessanten und bisweilen sehr experimentellen Jungs von Incoming Cerebral Overdrive tat dies jedoch nicht allzu gut. Viel Interaktion konnte nicht zustande kommen, denn zur Bühne hielt man stets einen gebührenden Abstand. So ertönten neben anerkennendem Beifall höchstens ein paar wohlwollende Pfiffe, ohne die Zuneigung zu plakativ zu offenbaren. Vielleicht kann und sollte man aber auch nicht mehr erwarten, wenn man vor lauter Menschen spielt, die vorrangig darauf warten, dass ihre Eingeweide in ein gleichmäßiges Wabbern verfallen.
Doch dafür reichte der Sound leider nicht aus. Trotz guter Abmischung und sauberen Klängen schien der Raum deutlich zu groß zu sein, um einen entsprechenden Schalldruck zu erzeugen, wie er einen damals bei Weedeater in Dresden übermannt hatte. Und dennoch hatten die Herren aus der Toskana ihren Reiz, auch wenn ihr Mix aus Death Metal, Sludge und Core-Elementen nicht gerade der eingängigste war. Es gab immer wieder nette Hook-Lines zu entdecken und so ließ man sich einfach gedankenlos in den Strudel aus Riffs fallen, bis Drummer Filippo Baldi seinen Stöcken die unfreiwillige Freiheit schenkte.



Völlig abschalten konnte man im Anschluss mit dem abendlichen Hauptbeweggrund Ufomammut, die sehr sphärisch und voller Enthusiasmus ihren Stoner Doom durch die Boxen jagten. Für die Show schien das Kollektiv-Trio auch neue Hintergrund-Videos gebastelt zu haben, denn die bekannten "Oro"-Visualisierungen konnte man an diesem Abend nicht bestaunen. Dass die frischen Videos nicht weniger künstlerisch wurden, war erwartbar, denn die eigene Firma (Malleus) möchte ja auch standesgemäß beworben werden.

Ufomammut
Ufomammut

So gab es auch viel zu sehen und neu zu entdecken und das auf, vor, neben und über der Bühne. Bassist Urlo spielte freudig an seinen Effektgeräten, schob seine hall-beladene Stimme durch die Riffs und drückte die wuchtigen Melodien von Klampfer Poia nach vorn. Pausen ließ man an diesem Abend auch nicht zu, denn man spielte sich stets von einem Song in den nächsten, ohne die brummende Grundstimmung abebben zu lassen. Dabei gab Drummer Vita mit Bedacht und Geschick den Takt an, bis man sich wieder zu dritt in einem Malstrom aus kosmischen Klängen verlor. Natürlich hat sich auch keiner gemerkt, was genau an diesem Abend gespielt wurde, abgesehen von "Empireum", der nach Aussage von Kollege Fur auf jeden Fall gespielt wurde. Im Grunde ist es aber auch egal, denn Ufomammut hört man live nicht von Song zu Song, sondern lässt sich auf ein Gesamtpaket ein, das erst vorbei ist, wenn der letzte Basston gespielt wurde und alle Grafiken verschwunden sind. Man bekommt eine ganzheitliche Erfahrung, wie es klingen müsste, wenn Lichter hören, Farben riechen und Töne spüren könnte. Eben spacig und absolut hipster!



Wieder eine gute Stoner-Band geschafft und neue Eindrücke gesammelt. Das UT Connewitz war ein guter Gastgeber, auch wenn man für die Italiener sicher auch einen kleineren Club hätte buchen können. Das nächste Spektakel steht auch schon wieder vor der Tür, wenn uns Cannabis Corpse in Deutschland beehren - dann jedoch wieder in Dresden mit echtem Flimmern in den Gedärmen.