DONNERSTAG


Die Blätter beginnen zu fallen und die ersten Stürme ziehen auf: Der Herbst ist da und beendet mal wieder die Festival-Saison. Die bäumt sich aber in Form des Way of Darkness nochmal lautstark auf und bietet für die richtig Harten anfang Oktober nochmal ein fettes Brett an Death und Thrash Metal. Dass das nichts für Schwächlinge ist, durften wir schon kurz nach unserer Ankunft spüren, als eine steife Brise unser im Aufbau befindliches Zelt erfasste, alle losen Teile über den Fußballplatz verteilte und einen dämolierten Haufen Stoff hinterließ. Die Vordersitze eines französischen (!) Autos sollten also der Schlafplatz für die nächsten zwei kalten Nächte werden. Wie es uns dabei ergangen ist, könnt ihr in unserem fantastischen Videobericht sehen:


FREITAG


Syphor
Syphor

Die irischen Sifon, oder auch Syphor hatten das Los gezogen, den Reigen zu eröffnen und die herbstliche Halle in Lichtenfels so langsam in Schwung zu bekommen. Aufgrund der eigentlich schon winterlichen Temperaturen sollte das nicht einfach werden. Der Death Thrash den man letztlich geboten bekam, hatte zwar seine Höhen, die mit guten Ideen gespickt waren, aber rhythmisch leider relativ einfallslos umgesetzt wurden. Was die Gitarrenfraktion an Innovation brachte, bügelte das Drumming sofort wieder glatt, wodurch das Syphor-Gesamtpaket nicht sonderlich spannend wirkte. Am Ende fiel dem Guten auch noch der Stock aus der Hand. Nagut, kann passieren. Aber die Erleuchtung konnte man von den Iren nicht erwarten. [Win]

Defuse My Hate
Defuse My Hate

Nummer zwei an diesem Tag waren Defuse My Hate, die kurzfristig für Bleeding Red eingesprungen waren. Geboten wurde ein eingängiges und fettes Gemisch aus Grooves, Melodiebögen und Mitgrölparts, das zwar nicht ganz Core-frei, aber durchgängig sauber umgesetzt war. Wahrscheinlich war das vielen der Old-Schooler zu modern, weshalb es noch relativ leer vor Bühne war. [Fur]

Sterbhaus
Sterbhaus

Bei Sterbhaus war es nicht voller. Wahrscheinlich auch zu modern. Der humorvolle Death Metal der Schweden war vielleicht auch nicht für jeden etwas, dafür umso netter. Und Platz zum Tanzen ist ja auch nie schlecht, auch wenn man bei den Lyrics nicht wusste, ob sie jetzt “Capt’n Pyro and the Spacepirates” oder “Capt’n Bible in the Dome of the Dead” sangen. Sinn macht beides. Leider waren die Gitarren etwas leise und der Auftritt auch sonst nicht frei von Soundproblemen. Jedem sei dennoch ans Herz gelegt, sich ihr Video zu “House of the Dead Dwarfes” reinzuziehen, das in unserem Jahrespoll Clip des Jahres wurde. [Fur]

Abysmal Torment
Abysmal Torment

Malta? Na klar, kennt man. Elektro, Party, Tussies, Whisky Sour und Strand! Oder auch mal Brutal Death Metal. Das machen jedenfalls Abysmal Torment, die dabei auch gut groovig unterwegs sind, viel blasten, aber auf Dauer eine gewisse Monotonie an den Tag legen. Auch wenn man viel mit Breaks arbeitet, wirkt das ganze Spektakel nach Kurzem relativ eintönig und man hat den typischen Brei aus toten Menschen, Körperteilen und dem Spaß, den man damit haben kann. Schon nett. Vor allem, da man eine kleine Choreographie geboten bekam. [Win]

Hellish Crossfire
Hellish Crossfire

Hellish Crossfire, oder auch liebevoll “Das Helenische Kreuzfeuer”, durften ob ihrer musikalischen Altschuligkeit vor ganz vielen Leuten spielen. Logo. Musikalisch war der erste Thrash des Tages wenig innovativ. Die Gitarrensoli waren zwar sauber, ansonsten herrschte das altbewährte Motto: Jeder gegen Jeden. Sollte aber niemanden stören. Miteinander kann ja schließlich jeder und irgendwer muss ja auch mal richtig rödeln. [Fur]





Malignant Tumor, die ehemaligen Grincoreler und jetzt Crust Punk Heavy Metaller, soweit man einschlägigen Enzyklopädien trauen kann, sieht man seit einer Weile eigentlich auch relativ häufig. Die Tschechen haben sich zu einer Truppe gemausert, die einen gewissen Fun-Status hat und oft als Auflockerung ins Boot geholt wird. So auch in diesem Falle und jene Wirkung haben sie auf keinen Fall verfehlt.

Malignant Tumour
Malignant Tumour

Die Riffs gehen gut ins Ohr, das Drumming treibt an und die Bühnenpräsenz ist amüsant gestaltet. Großartig, um mal vom ernsten Tagesgeschäft des Trve-Seins abzukommen und beruhigt eine Tanzsohle aufs Parkett zu legen. Besonderes Gimmick war, dass Basser Robert Šimek dank seines Funkempfängers ganz galant eine Runde durchs Publikum hetzen konnte. Geile Show! [Win]

Milking the Goatmachine
Milking the Goatmachine

Milking The Goatmachine sind und bleiben ein Phänomen. Bevor sich Kollege Winterfreud hier wieder furchtbar echauffiert, schreibe ich das lieber schnell. Gewohnt grooviger Auftritt der außerirdischen Ziegen, denen kein Wortspiel mit “Goat” zu doof ist. Tatsächlich konnte ihr sozialkritischer Song “Ding Dong” mir ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Vielmehr kann man dazu nicht sagen. Netter Auftritt für Maskenfreunde und alle, die auch sonst simplen Grind goat finden. HA! [Fur]

Manchmal würde ein einfaches “the” vieles besser machen. Glaubt ihr nicht? Wenn das jetzt auch klingen mag, als würde ich derzeit manisch in der Redaktion sitzen und wie ein Beserker schuften, zu dieser Zeit hätte ich mehr Bock auf The Darkness, als auf Darkness gehabt. Glam Rock vs. Thrash Metal? Klar, wieso nicht. Auch wenn die Nordrhein-Westfalen eine solide Show abgeliefert haben, mehr als Standard war das nicht. Schade eigentlich. [Win]

Fleshcrawl
Fleshcrawl

Fleshcrawl sind eigentlich immer eine sichere Bank, wenn es um gut abgemischten, eingängigen Death Metal geht, der live immer zündet. Eigentlich, denn das Besetzungskarussell dreht sich gerade, weshalb die Band in Notbesetzung spielt und deswegen nicht so tight wie gewohnt rüberkamen. Auch der Sound schwächelte hier und dort, was aber der Stimmung keinen Abbruch tat. Dafür sind Songs wie “As Blood Rains from the Sky” oder “Structures of Death” einfach zu geil.



Obscura stellten an diesem Wochenende auch eine Ausnahme dar, denn so technisch anspruchsvoll war keine weitere Band im Line Up. Frontmann Steffen sprach in seiner gewohnt ironischen Art sogar von “Fehlbesetzung”, was ihn aber nicht daran hinderte, mit seiner Band die Halle in Grund und Boden zu spielen. Nicht viel weniger technisch als Necrophagist oder Cryptopsy dafür eine ganze Ecke melodischer sorgten die Jungs auch dank ihres bombastischen Sounds nicht nur bei mir für eine Gänsehaut. Die kleinen Spielfehler machten das Progressive-Quartett nur noch sympathischer. So wollte Steffen nach seiner einen verreckten Note im Outro keinen Applaus gelten lassen. Und dass sich die “Fehlbesetzung” auch auf ihr Publikum einstellen können, bewiesen sie zuguterletzt mit einem sehr fetten Morbid Angel-Cover. Definitiv ein Highlight des Wochenendes. [Fur]

Sinister
Sinister

Sinister waren kurzfristig für Grave eingesprungen und machten ihre Sache gut. Sprangen aber leider für Grave ein. Ein Vergleich, den eigentlich keine Band gewinnen kann. Außer vielleicht Grave. Auch Artillery überzeugten nicht vollends. Der rumpelige Thrash der dänischen Urgesteine war zwar ganz sympathisch, dafür aber auch ziemlich unsauber. [Fur]





Die Briten Benediction waren die nächsten Old-School Death Metaller in der langen Reihe von denen, die noch kommen sollten. Selbst bis dato noch nicht groß mit den Herren in Kontakt gekommen, konnte ich trotz sauberer Show und guter Performance nicht so richtig warm werden. Sicher eine hörenswerte Sache, aber für meine Ohren keine große Überraschung. [Win]

Morgoth
Morgoth

Morgoth mit ihrem grünäugigen Sänger durften wir schon auf dem Party.San bewundern. Die deutschen Death-Metal-Veteranen feierten ja dieses Jahr ihr glorreiches Comeback und wurden überall abgefeiert. So auch heute. Im Vergleich zum Party.San gab es von Sänger Marc weniger dumme Ansagen zu hören und auch sonst wirkte der Gute deutlich nüchterner. Anscheinend fiel den Bühnentechnikern jetzt auch ein, dass sie ja eine Nebelmaschine verbaut hatten und so bekamen Morgoth jetzt den ganzen Rauch spendiert, der vorher vergessen wurde. [Fur]



Sodom
Sodom

Fast pünktlich enterten Sodom die Bühne und ballerten jetzt jeden kaputt, den der tödliche Nebel noch nicht dahingerafft hatte. Mit Songs wie “In War and Pieces” und “M16” ging das natürlich flott von der Hand, weshalb wir uns schon vorzeitig in unser stählernes Grab begaben und mit depressiver Musik vom Deutschlandfunk den Abend ausklingen ließen. Für alle anderen zündeten Sodom aber noch stundenlang eine Old-School-Granate nach der anderen. Da wurde nicht nur die stumme Ursel ausgebombt. [Fur]


SAMSTAG


Nachdem man sich bei lässigen vier Grad Außentemperatur aus dem Auto geschält hatte, in der frischen Morgenbrise noch schnell den Drachen steigen ließ und sich einen Energy Drink hinter die Binde gekippt hatte, ging es auch schon wieder los. Beziehungsweise nachdem man sein Schuhwerk gefunden hatte. [Fur]

Absent Minded
Absent Minded

Denn früh um 11 Uhr schon Schuhe anziehen, ist nicht so einfach. Vor allem, wenn es die 30-Loch-Springer sind und man einen Festivalkater hat. Sänger Steven von Absent/Minded verzichtete deshalb wohlweislich darauf. Passt ja auch stilistisch zum dargebotenen Doom/Death der Bamberger, denn wer sich wenig bewegt, zieht sich auch keinen Splitter auf den geschundenen Bühnenbrettern ein. Nicht, dass die Musik langweilig gewesen wäre. Unserer Meinung nach sollte jedes Festival, egal welcher Stilrichtung, mindestens eine Doom Band im Raster haben und Absent/Minded erfüllten ihre Eröffnungs- und Exotenrolle im sonstigen Old-School-Einheitsbrei souverän. [Fur]

Soul Demise
Soul Demise

Ein ganz anderes Kaliber waren Soul Demise. Leidgeprüft vom sprungteufeligen Verhalten von Fronter Roman überließ ich dem Kollegen das Bildermachen und zog mich auf die Tribüne zurück. [Fur]
Was definitiv der bessere Entschluss war, denn der Bayer sprang im wahrsten Sinne quer durchs Feld, abgesehen davon, dass er nicht im Feld stand, sondern auf der Bühne. Also dann doch nur eine halbe Metaphorik. Wirr? Dann habt ihr verstanden, wie sich die Musik von den deutschen Melodic Deathern anfühlte: sprunghaft und undurchdringlich. [Win]





Avulsed hätte ich ob ihrer Bekanntheit auf einem deutlich späteren Platz erwartet. Vielleicht sind die Spanier aber auch in letzter Zeit etwas ins Vergessen geraten. All denen, die die Grinder nicht mehr auf dem Schirm hatten, wurde jetzt erstmal der Kopf gewaschen und anschließend gehäutet und abgerissen. Ganz großes Kino, dass ich nicht SO brutal erwartet hatte. Unglaublich schnelles Geblaste traf auf unmenschlich lange und brutale Pig Screams, garniert mit der Extraportion Overtone. Unglaublich, und das zur Mittagszeit. [Fur]

Thanatos
Thanatos

Wenn Hail of Bullets sowieso schon einmal da sind, kann man eigentlich auch gleich Thanatos auftreten lassen, da man in diesem Fall sowieso nur eine zusätzliche Rhythmus-Fraktion einpacken muss. Zudem kennen sich in Holland ohnedies alle Rednecks untereinander und da ist es ein leichtes, zu viert fünf Bands zu bilden. Jedenfalls durften Herr Gebédi und Herr Baayens (nein, die sind nicht von New Kids) an diesem Tag zweimal ran und machten bereits mit Thanatos eine gute Figur. Death Thrash scheint in diesem Land einfach in der Wiege zu liegen. Gute Show, und vor allem eine gute Vorbereitung auf Martin van Drunen. [Win]

Disbelief
Disbelief

Abwechslungsreich ging es weiter mit den zweiten “Exoten” des Tages. Disbelief sind sicherlich nicht jedermanns Sache, wurden von mir aber an diesem Tag sehnsüchtig erwartet. Ein markerschütternder Sound traf auf das markerschütternde Geschrei von Frontmann Jagger der diesmal besonders gut bei Stimme war. In nur einer halben Stunde bewiesen die Hessen, die ja auch schon seit 20 Jahren unterwegs sind, dass sie 1. zur absoluten Speerspitze des deutschen Death Metals gehören und 2. immer noch unterschätzt werden. Mit Songs wie “Navigator” und “Rewind it All” waren Disbelief am Samstag die Gänsehautgaranten.

Severe Torture
Severe Torture

Nachdem die Reise nochmals in die Niederlanden ging, um dort mit dem Namen Severe Torture und etwas mehr Wucht erneut in die Death Metal Kerbe zu schlagen, musste man sich erstmal zwischenzeitlich mit dem unheimlichen Maskenmann von Houwitser auseinander setzen. Das dauerte zum Glück nicht allzu lange und gab auch entsprechend wenig her, aber dann stand im Anschluss direkt die nächste Wuchtbrumme auf den Brettern. Mit den Franzosen Benighted zog man noch einmal ordentlich an und kredenzte dem lächzenden Publikum ganz klassischen Bree-Metal, der sehr schnell, sehr ruppig, aber immer sauber in die glotzenden Visagen der widerlichen Meute gescheuert wurde. Saubere Arbeit der eher nach Rap aussehenden Brutal Death Grinder. Auch hier gab es wieder eine Publikumsrunde des Bassisten zu bestaunen, eigentlich keine Einwände. [Win]

Cephalic Carnage
Cephalic Carnage

Hm, irgendwie hatte ich mehr von Cephalic Carnage erwartet. Das Eishockey-Shirt von Sänger Lenzig war noch das Außergewöhnlichste an dem Auftritt der amerikanischen Death Grinder. Selbst Klassiker wie “Kill for Weed” überzeugten kaum, was nur zum Teil am ziemlich dünnen Sound lag. So richtig irre wurde es leider nicht, da durfte man an diesem Tag schon besseren Death erleben. Avulsed zum Beispiel. Aber ist ja auch eine wichtige Erfahrung: Cephalic Carnage? Lieber vom Album! [Fur]

Protectors
Protectors

Hachja der Bullettenhagel. Hail Of Bullets waren an diesem Tag für die Kriegsmachinerie zuständig. [Fur]
Wozu es auch nicht viel mehr zu sagen gibt. Die Hälfte der Band hat man ja bereits sehen dürfen und da Metal so oder so immer gleich klingt und es um nichts geht, sei nur noch gesagt, es war auch hier Death Metal, der alten Schule natürlich. Ganz anders bei Marvin Pissy and his Rectus, oder Petra Pussy and his Pet Shoes. Es war jedenfalls ein älterer Kuttist, der sich gefreut hat, dass er wieder einmal auftreten durfte. Das freute uns natürlich auch persönlich und wir wünschen Martin Missy and the Protectors alles Gute für die Zukunft. [Win]

Dying Fetus
Dying Fetus

Das Headliner-Dreigestirn eröffneten an diesem Abend Dying Fetus, von denen ich auch noch nie einen schlechten Auftritt gesehen habe. Persönlich finde ich die Amis ja mit einer Gitarre live sogar noch eine ganze Ecke brutaler, da reduzierter. Hochtechnisches Gefrickel wechselt so knallhart mit eingängigem Circlepit-Material, dass es eine Wonne ist. Das Einzige, was die Playliste aus “Homocidal Retribution”, “Grotesque Impalement” und “Descend into Depravity” noch besser gemacht hätte, wäre “Kill your Mother, Rape your Dog” gewesen. Ansonsten boten die toten Föten wieder einen absoluten Hammerauftritt, müssen aber aufpassen, dass sie sich in Zukunft durch ihr häufiges Auftreten nicht zu sehr abnutzen. Aber 2012 kommt ja ein neues Album. [Fur]




Mit Legion of the Damned sollte für uns das Way of Darkness seinen Abschluss finden. Entombeds aktuelle Setliste hatten wir schon auf dem Metalfest komplett gehört und die holländischen Simpel-Deather sind nun leider nicht spannend genug, um eine Stunde dabei auszuharren. So taten wir noch unsere fotografische Pflicht, hörten noch ein, zwei Songs der langhaarigen Überflieger, die ich zu Occult-Zeiten immer noch besser fand, und trollten uns dann Richtung Heimat.


FAZIT


Viel kann man abschließend zum Way of Darkness 2011 gar nicht sagen. Und das ist absolut positiv gemeint. Denn viel mehr können die Organisatoren einfach nicht verbessern. Das Line-Up spiegelte den Trend des Jahres perfekt wider: Old School. Abgesehen davon bewies die Orga mit Avulsed, Sterbhaus, Obscura und Disbelief durchaus auch Mut zu etwas anderen Bands. Vielleicht könnte man sich am Ragnarök ein Beispiel nehmen, das an derselben Location stattfindet und die Merchandise-Stände in einem eigenen Zelt unterbringt. Auch das Nahrungsangebot könnte noch etwas abwechslungsreicher sein. Das sind aber Kleinigkeiten. Das Way of Darkness wird auch 2012 ein absolutes Muss sein für alle harten Freunde der harten Musik, die zum Abschluss der Festivalsaison nochmal den Harten raushängen lassen wollen.