Die Open Air Saison ist eindeutig vorbei, wenn man plötzlich wieder in der Region an fast jedem Tag der Woche geile Bands in kleinen Clubs sehen kann. Diese Woche durfte man im Großraum Sachsen am Mittwoch zu Heirs seinen inneren Hipster rauslassen, sich am Donnerstag mit Ufomammut zudröhnen und am Freitag den Kater bei Jancee Pornick Casino wegtanzen. Nebenbei stand natürlich noch das traditionelle Skullcrusher Benefizfestival zur Auswahl, das große Highlight der Woche war aber letztlich doch ein kahler Bodybuilder aus Großenhain: Rummelsnuff.





Roger Baptists Kunstfigur machte Halt in Dresden und eine volle Scheune lieferte den Beweis, dass die Faszination an Rummelsnuff und seiner eigentlich merkwürdigen Mischung aus Elektropunk, Arbeiterlied und Seemannschanty ungebrochen ist. Ähnlich gemischt wie die musikalischen Stile war dementsprechend auch das Publikum, vom EBM-Goth über den Normalo bis zum Metaller war alles vertreten.

Rummelsnuff
Rummelsnuff

Los ging es stimmungsvoll mit Rummelsnuffs sehr eigener und stimmungsvoller Variante von „The Partisan“, dem 40er Jahre Song über den Französischen Widerstand. Schon hier zeigte sich, wie sehr der sympathischste Pumper der Republik in den letzten Jahren als Künstler gewachsen ist. 2010 habe ich ihn in Chemnitz noch allein mit Gitarrist und Drumcomputer gesehen, Roger war vielleicht etwas trainierter, dafür aber gesanglich deutlich unsauberer. Heute saß jeder Ton und Rummelsnuff wirkte deutlich selbstbewusster, was sicherlich auch an Christian Asbach lag, der nicht nur bei „The Partisan“ die ergreifende Kopfstimme beisteuerte, sondern auch später immer mal wieder die Gesangsspuren auf Kurs hielt. Ebenfalls neu war „Eisenkumpel“ Häusi, der Rummelsnuff als DJ entlastete und nebenbei mit einarmigen Liegestützen überzeugte.





Rummelsnuff
Rummelsnuff

So gab es bei keinem einzigen Song des Abends irgendwas zu meckern, die Umsetzung war stets auf den Punkt. Die Songauswahl war praktisch ein Best-Of des bisherigen Schaffens: „Der Hund“, „Mongoloid“, „Der Heizer“, „Pumper“, „Freier Fall“, „Donnerbolzen“, „Brüder“, „Sliwowitz“ etc. ließen keine Wünsche offen. Auch die Songs des aktuellen Albums „Himmelfahrt“ (u.a. „Der Schrauber“, „Der Türsteher“ und „Amundsen“) fügten sich sehr harmonisch in diesen Reigen ein. Zeigte sich das Publikum zu Anfang noch ziemlich reserviert und bewegungsfaul, gab es spätestens beim maritimen Teil des Abends kein Halten mehr: Bei „Salzig schmeckt der Wind“ und „Halt durch!“ lag sich schließlich der ganze Saal in den Armen.

So ging nach über 90 Minuten ein extrem kurzweiliges Konzert zuende und wer wollte, konnte sich noch vom Käpt'n drücken lassen. Am internationalen Tag der kleinen Freuden war Rummelsnuff definitiv ein großer Spaß. Die Fürstenstadt grüßte an diesem Tag nicht nur die Nacht, sondern auch die authentischste Kunstfigur der deutschen Musikszene.