20 Jahre. So lange gibt es das Party.San mittlerweile. 10 Jahre davon habe ich dieses Festival begleitet und bei der Entwicklung beobachten können. Viel hat sich nicht geändert und das ist hier ausnahmsweise mal das größte Kompliment, was man einem Festival machen kann. Die größten Veränderungen: ein regenfestes Gelände und mehr Bands (52 mittlerweile), also genau das, was man als Musikfan wirklich braucht. Plaudert man mit Veranstalter Mieze, was es in diesem Jahr Neues gibt, berichtet er voller Stolz von besserer Organisation hinter den Kulissen und mehr Gabelstaplern. Man merkt, dass nach 20 Jahren das Party.San nur noch im Detail optimiert werden muss und dass es wie immer darum geht, für Bands und Fans alles möglichst bequem zu gestalten. Ob sich dann mal “nur” 9000 Leute auf dem Party.San zusammen finden oder doch 15000 spielt keine Rolle und wird hoffentlich auch in den nächsten 20 Jahren keine spielen. [Fur]

DONNERSTAG


II

Und so ging es in diesem Jahr am Donnerstag so früh los, wie noch nie. Die Jungs von II durften direkt auf die große Bühne und zeigen, was der Leipziger Untergrund drauf hat. Das Party.San 2016 dürfte die bisher größte Bühne für die nach “The Rite of Infernal Invocation” von Gorgoroth Benannten gewesen sein. Angemerkt hat man es ihnen nicht und die Jungs verkauften ihren rumpelnden Old School Black/Death absolut souverän. Was mir auf Platte teilweise zu chaotisch und stumpf daher kommt, entfaltete hier und heute seinen vollen Charme und war die passende Einstimmung auf eines der härtesten Line-Ups der letzten Jahre. [Fur]

Ered
Ered

Schon am Donnerstag wurde in diesem Jahr das Zelt von Underground-Bands bespielt. Warum auch nicht, mehr Bands sind ja erstmal besser. Vor allem, wenn mit Ered gleich ein eingängiges Black/Death-Monster katalanischen Ursprungs die Bühne betritt. Allerdings galt wie in den letzten Jahren: Der Sound im Zelt zermatscht gerne Mal, so dass man eigentlich nur über die Running Order weiß, wer gerade spielt. Die danach auftretenden Graveyard und Lik knallten zwar auch gut nach vorne, konnten aber zumindest bei mir ihre musikalischen Raffinesse und Eigenständigkeit nicht so wirklich rüber bringen.


Mörk Gryning
Mörk Gryning

Woher Mörk Gryning urplötzlich kommen und warum in letzter Zeit überall Bands aus dem Boden schießen, die wohl selbst in den so sagenumwobenen frühen 90er-Jahren keine wirkliche Blütezeit hatten, weiß ich nicht. Leider konnten die Schweden mit ihrem eigenartigen Sympho-Gothic-Black auch nicht wirklich überzeugen und gingen recht schnell in der Belanglosigkeit unter. Spieltechnisch mag das insgesamt ganz ordentlich gewesen sein, doch rein musikalisch reichte die lange Bandgeschichte einfach nicht aus, um sich neue Freunde in der Redaktion zu machen.

Gruesome
Gruesome

Die Amerikaner Gruesome verkörperten Part #1 der “Zweitband eines bekannten Musikers”-Riege! Meist endet das auch darin, dass die Band irgendwie an die Mucke der bekannteren Band anknüpft. So bekam man zwar nicht das volle Exhumed-Paket serviert, doch der Vierer aus Arroyo Grande hatte ein paar nette Grooves auf Lager, die durchaus zum Kopfschütteln animieren konnten.


Tribulation

Bei Tribulation wurde es plötzlich wirklich interessant im Fotograben. Nicht etwa, weil der 70s Rock mit dezenter Black Note eine Exkursion in exotische Genreverschnelzungen darstellt und mal wegen einem netten Soli, mal wegen eines derben Riffs die Ohren spitzen ließ. Nein, hier war es wirklich mal die Bühnenshow, respektive das Outfit der Musiker, welches zu heißen Diskussionen in geselliger Zeltrunde führte.

Klar ist, dass die Schweden eine Corpse Paint-Referenz fahren, was auch zu ihren zeitigen Alben passt, die noch deutlich roher daher kamen. Doch das Endergebnis, besonders bei Klampfer Jonathan Hultén hat etwas derart androgynes, dass man sich schon fragen kann, sogar irgendwo muss, ob die Debatte darum gewollt ist, oder gerade die Opakisierung des Geschlechts der Musiker das eigentliche Ziel ist. Wenn ja, warum? Kurzum: Interessant, eine Band zu sehen, die bei gängiger Musik mehr dadurch überzeugt, dass sie bei viel Bier, Schnaps und weiten Bewusstseinszuständen eine durchaus passable Genderdebatte anstößt. Touché! [Win]

Necros Christos
Necros Christos

Ok, Schluss mit der hochtrabenden Plapperei über Gender und PC und sowie. Titten, Tattoos, Tafelwein! So, geerdet. Das Niveau für die Berliner Necros Christos kann man beherzt wieder etwas nach unten korrigieren, denn hier geht es nicht stumpf, aber deutlich simpler von Statten. Gediegene Death Metal-Salven treffen auf eine okkulte Aufmachung, die gut funktioniert, anno 2016 aber auch nicht mehr für offene Münder sorgt. Nichtsdestotrotz bekam man von dem Vierer mit ordentlich Wucht auf die Fresse.


Arcturus

Hätte man mich vor, sagen wir, fünf Jahren gefragt, ob ich mich auf Arcturus freue, wäre mir das Monokel und die Melone vom Kopf gefallen und mit einem ungläubigen Schmunzeln hätte ich mir den Schnurrbart gezwirbelt, mein Frack gerichtet und höflich mit: “Sie belieben zu scherzen!?” geantwortet. Soll heißen, ja. Wie ein Wahnsinniger mit Krückstock. Doch das war vor fünf Jahren, vor der lang ersehnten Reunion und viel wichtiger, vor dieser unsäglich grausamen Progressive Metal-Hölle namens “Arcturian”. Ähnlich grob und chaotisch fiel auch die Show der Norweger aus, bei welcher zwar auch Klassiker der “Sideshow Symphonies” dargeboten wurden, aber mich emotional leider nicht erreichen konnten. Schade, doch das arcturianische Raumschiff wird wohl in Zukunft ohne mich fliegen müssen. [Win]


Mgla

Nun also mein persönliches Highlight des Tages: Mgla sind aktuell viel unterwegs und dementsprechend eigentlich gut eingespielt, ein paar kleinere Unsauberkeiten waren unerwarteter Weise trotzdem zu vernehmen. Das konnte man verschmerzen, allerdings spielte auch der Sound heute nicht so ganz mit, gerade das Schlagzeug ließ die von Platte bekannte Wucht vermissen.
Sei es drum, die Polen brachte ihren episch/eingängig erwarteten Black Metal trotzdem überzeugend rüber: keine Ansagen, keine Show, keine Attitüde. Wäre da nicht die leidige Vergangenheit (was man leider bei fast jeder polnischen Band sagen kann…)

Obituary
Obituary

Obituary zählen bei mir zur Kategorie Band, die mich auf Platte nicht abholen, aber live einfach ein Brett sind. So lieferten die Floridaner auch heute wieder ab und wirkten neben den ganzen okkulten Mischmaschbands des Tages wie ein Relikt aus alten Zeiten. Das sei ausnahmsweise mal als Kompliment verstanden, schließlich brauchten Obituary keine großen Tricks, Verkleidungen oder irgendwelche Spielereien. Death Metal gerade aus, nicht mehr und nicht weniger. [Fur]


Paradise Lost

Die Briten Paradise Lost machen die Sorte Musik, die an ganz trüben Tagen mal rotieren kann, um die eigene Düsterkeit der Gedanken noch einmal zu amplifizieren, aber live eben auch nur dann funktioniert, wenn man gerade Frau und Kinder verloren hat. Mit einem Kasten Bier im Kopf und dem Sinn nach feucht-fröhlicher Unterhaltung ist das eher nicht die Art Musik, die man auflegen würde. So schön man das alles also finden kann, so sehr hätte man sich gewünscht, dass Gregor Mackintosh entweder mit Vallenfyre aufgekreuzt wäre oder Nick Holmes einfach seine Bloodbath-Vocals ausgepackt hätte. So oder so verlief sich die Begeisterung hier eher in der Nacht und anderen vergnüglicheren Beschäftigungen. [Win]

FREITAG

Von Magenkrämpfen gequält, schälte ich mich am Freitag in einer Regenpause aus dem Zelt, um in der gut ausgestatteten Hausapotheke des Kollegen das passenden Heilmittel zu finden. Anscheinend hatte mir das leckere afghanische Essen in diesem Jahr einen Streich gespielt. Man wird halt nicht jünger, was aber nicht bedeutet, dass man sich nicht total infantil an der Stumpfheit des Lebens erfreuen kann. [Fur]


Spasm

Womit wir auch schon bei Spasm wären. Was hier musikalisch mit “reduziert” noch sehr wohlwollend umschrieben ist, entbreitet natürlich auf dem Party.San seinen ganz besonderen Charme. Die Frau mit dem Lauch ist wieder da, das aufblasbare Krokodil geht im Kreis herum und irgendwer füllt Seifenblasen mit Zigarettenrauch. Der Anspruch an den dargebotenen Grind ist wie immer niedrig, denn die traditionelle Party zur ersten Band findet sowieso statt. Ob jemand gemerkt hat, dass die Band nur aus Sänger, Bass und Schlagzeug bestand? Spielt das eine Rolle? Und gibt es ein Wetter, bei dem selbst der härtester Grinder auf das Melonenkostüm und den Circlepit verzichtet?

Isvind
Isvind

Die Antwort lautet natürlich NEIN, denn Party.San-Besucher sind harte Hunde. Deswegen war es auch bei Isvind angemessen voll, selbst wenn der Wind nicht ganz so eisig war, wie der Black Metal der Norweger. Selbst Katalepsy-Sänger Igor konnte mit seinem Hockey-Jersey und Hip-Hop-Gesten die Leute nicht ins Trockene treiben. Dafür war der brutale Death Metal der Russen einfach zu eingängig und groovig.


Goatwhore

Für mich im Vorhinein der Geheimtipp des Festivals, wurden Goatwhore dieser Erwartung absolut gerecht. Erstmal muss festgehalten werden: Die Jungs hatten definitiv den besten Sound des Tages (bis Dying Fetus die Anlage malträtierten). So knallten die Death/Thrasher einen Mördersong nach dem anderen raus und sorgten für heftige Nackenschmerzen. Mehr muss man nicht sagen, wer hier nicht vor der Bühne stand, verpasste ein Highlight des Wochenendes.

Ausführlicher würde ich gerne über Wolfbrigade berichten, aber leider fehlt mir das nötige Wissen über die D-Beat-Könige. Das hinderte mich aber nicht daran, derbe abzugehen.


Obscura

Eine Meinung habe ich dagegen zu Obscura. Früher mal die sympathische Sperrspitze des deutschem technischen Death Metal hat das Besetzungskarussel so hart rotiert, dass man schon mal fragen darf, wie Steffen Kummerer seinen Laden so führt. Der Höhepunkt des musikalischen Schaffens liegt leider mit “Cosmogenesis” schon ein paar Jahre zurück, als man sich in der Szene noch riechen konnte und mit der vereinten Kraft von Necrophagist und Pestilence-Mitglieder ein wirkliches Überalbum erschuf.
Leider bringt die aktuelle Besetzung dieses Gefühl im Moment nicht so wirklich auf die Bühne und wenn man sich selber 2 mal im Set den Exotenstatus zuschreibt, aber diese tollkühne Behauptung dann nicht musikalisch untermauert, muss man sich über kritische Stimmen nicht wundern…


Bölzer

Was ist da los? Kein oberfreier Körper? Dabei wollt ich doch so gerne nachsehen, ob Bölzer-Frontmann KzR weitere lustige Sonnenräder zu seiner Tattoo-Kollektion hinzugefügt hat. Anscheinend war für das Duo das Wetter doch zu frisch, auch wenn später im Set natürlich noch die okkulte Tattoo-Sammlung präsentiert werden musste. Der windige Nieselregen schien auch die Glieder zu versteifen, denn das Duo leistete sich einige herbe Schnitzer. Der starke Seitenwind tat sein übriges, sodass Bölzer ihrem Namen heute nicht wirklich gerecht wurden. Selbst 15 Meter vor der Bühne war der Sound suboptimal, wodurch selbst eingängige Klassiker wie “Entranced by the Wolfshook” leider nur zu erahnen waren.

Vidargängr
Vidargängr

Da sah es im Zelt schon ganz anders aus: kuschlig warm konnte man im nebligen Halbdunklen auf der Bühne Vidargängr zwar nur schemenhaft wahrnehmen, dafür aber dem gut abgemischten okkult-crustigem Black Metal der Leipziger lauschen. Die Leipziger sind immer eine Messe und waren auch heute wieder eine dunkle Macht. Eindrucksvoll bewiesen sie im Zelt, dass ihr Auftritt hier und heute nicht nur mit Ihrer Verpflichtung beim Party.San eigenen Label War Anthem zu tun hatte.


Deströyer666

Angelcorpse auf der großen Bühne stattete ich einen Besuch ab, weil hier ja ein wichtiger Teil der Florida-Death-Metal-Geschichte auf der Bühne stand. Im Gegensatz zu Obituary am Vortag ließen mich die Amis aber leider ähnlich kalt wie Deströyer 666 im Anschluss. Immerhin ließ sich Mr. Warslut heute nicht zu dämlichen Ansagen hinreißen und blieb mit seinen Beleidigungen gegenüber anderen Völkern, Frauen und Homosexuellen erfreulich zurückhaltend. So konnte man schon fast die Songs des durchaus akzeptablen 2016er Albums “Wildfire” genießen.

Dècembre Noir
Dècembre Noir

Oder man nutzte die Gelegenheit, um sich ein Kaltgetränk und einen guten Platz bei Décembre Noir zu sichern, die im Anschluss im Zelt aufspielten. Mit neuer Scheibe im Gepäck überzeugten die Doom/Deather wie schon auf dem In Flammen komplett. Der Sound war, untypisch für das Zelt, absolut perfekt und ließ keine Wünsche offen. So konnte man seine Augen schließen um sich einem der seltenen ruhigen Momente des Festivals hinzugeben. Einfach perfekt! [Fur]

Irgendwie aus innerem Protest und irgendwie auch, weil ich einfach zu faul war, hörte ich mir Equilibrium ganz gemütlich aus dem geschlossenen Pavilion heraus an. Bei lauten Gesprächen, einigen Bier und wohlwollendem Weghören konnte man sich ganz gut damit abfinden, dass der Bayerische Wikingerhaufen da freudestrahlend abzappelte. [Win]


Dying Fetus

Nun also Dying Fetus. Der erwartete Abriss fand statt, mehr muss man eigentlich nicht sagen. Ich mache es aber trotzdem: Da kommt ein 44-jähriger Kahlkopf in Jogginghose auf die Bühne und hat seinen beiden Kumpels dabei. Zusammen macht man kurz den Soundcheck, äußert seine Wünsche zum Monitoring und zeigt dann allen Death Metal Bands, die sich gerne technisch geben, dass 3 Brutal Death/Grind-Fans zusammen alles in Grund und Boden spielen können. Der Auftritt von Obscura war dagegen ein feuchter Husten. Hier standen die eigentlichen Exoten des Festivals auf der Bühne. Keine Band war an diesem Wochenende sauberer, technischer, schneller und sympathischer als Dying Fetus. Konsequent, dass der vorgestellte neue Song noch etwas schneller als das alte Zeug ist.



Bei Exodus im Anschluss reichte mir die Viertelstunde im Fotograben, um zur abschließenden Meinung zu kommen, dass ich heute zu nüchtern für die Show der Bay Area Thrasher war. Das traf im Prinzip auch auf Carcass zu, die mal wieder als Headliner den finalen Tagesabriss besorgen durften. Leider nicht Teil meiner frühkindlichen Musikprägung halte ich mich hier mit Meinungen zurück und verweise auf den Karkassen-Experten Prüwer und seine Zusammenfassung im Kreuzer. [Fur]

SAMSTAG


Rectal Smegma

Die Holländer Rectal Smegma sind im Grunde schon eigentum der Party.San GmbH und mit Sicherheit vertraglich verpflichtet, zumindest alle zwei Jahre einen der drei Tage zu eröffnen und dafür zu sorgen, dass die Klobürsten- und Fäkal-Fraktion schon in den frühen Morgenstunden mit Bier und Plasteente bewaffnet ihren Kreislauf ankurbelt. Mental und musikalisch werde ich das niemals nachvollziehen können, doch auf eine ganz stupide Art kann man doch erahnen, was da vorn passiert und warum es immer dieses Ritual geben wird.

Iron Reagan
Iron Reagan

Verdammte Axt, wie geil war das denn? Iron Reagan haben an diesem Samstagvormittag die wohl schlagkräftigste D-Beat-Bombe platzen lassen, die ich seit Langem gehört habe. Die Amerikaner haben vor Groove und Eingängigkeit nur so gestrotzt. Dabei ist die Herangehensweise denkbar einfach und die Riffs kein Hexenwerk, doch die Mischung aus old schooligem Death Metal und fetter Punk-Kante brachte selbst meinen Kater in Wallungen und schlussendlich auch zum Tanzen. Die Truppe bleibt definitiv auf dem Merkzettel! [Win]


Svarttjern

Svarttjern hatte ich vorher ehrlicherweise nicht auf dem Schirm und umso mehr konnten sie mich hier und heute selbst zu früher Stunde und hellerlichtem Tage begeistern. Den größten Anteil daran hatte Sänger HansFyrste, der gut aufgelegt und/oder betrunken genug war, eine schön räudige, selbstironische Show zu präsentieren. Es wurde gespuckt, getorkelt, die Augen verrollt und Witze über das eigene Körpergewicht gerissen. Als er sich unter Ankündigung des “größten Gitarrensolos aller Zeiten” die Gitarre seines Nebenmannes schnappte, um stümperhaftes Geklimper und die ganz großen Metalposen zu präsentieren, hatte er mich überzeugt: Svarttjern habe ich ab jetzt auf dem Schirm. [Fur]

Memoriam
Memoriam

Bühne auf für Part #2 des Zweitband-Theater. Diesmal stand mit Memoriam das neue Baby von Bolt Thrower-Chef Karl Willetts auf der großen Bühne. Die Benediction trifft auf Bolt Thrower Kooperation brachte zwar nichts Neues hervor, konnte sich aber durchaus hören lassen. Wenngleich sich wohl die meisten gewünscht hätten, das britische Death Metal-Geschwader hätte sich leibhaftig die Ehre gegeben, war diese runtergekochte Essenz dessen, was man an Death Metal aus England erwarten kann, keinesfalls zu verachten. Ob jedoch eine Band mit unbekannten Mitgliedern bei gleicher Mucke eine derartige Stellung hätte, darf bezweifelt werden. [Win]


Nifelheim

Feuer, Nieten, Nifelheim - Die schwedischen Kultgeschwister durften auch schon das ein oder andere Mal auf dem Party.San aufspielen und bleiben sich dabei immer treu. Hier darf man nichts Neues oder gar eine Art Spanungsbogen erwarten. So wie es losrumpelt, so knattert es auch bis zum Schluss vor sich hin, ohne dass man groß erahnen könnte, mit welchem Song man es gerade zu tun hat. Wer seinen Black Thrash simpel mag und wie seinen Kaffee gern ohne Zusatzstoffe trinkt, ist hier an der richtigen Adresse. Freunde der Abwechslung lehrt dieses infernale Gebrüder-Duo das monotone Gruseln. [Win]

Grave sind alte bekannte auf dem Party.San und haben mich schon ungezählte Male äußerst gut unterhalten. Genau so konstant langweilen mich Immolation jedes Mal aufs neue. Meinungen und so...


Taake

Wäre Hoest kein so großer Schwachkopf und Grauzonendümpler, er hätte die Black Metal Krone sicher. Niemand bietet live derzeit so tanzbaren, ergreifenden Black Metal, der kurzweilig und gleichzeitig episch daher kommt. Mit sehr fettem Sound ausgestattet hat er um sich eine Crew geschaffen, die es versteht, seine Vision von norwegischem Black Metal absolut perfekt umzusetzen. Knacksauber feuerte seine Söldnertruppe ein ums andere geile Brett in die Menge und lieferte den für mich besten Auftritt des Wochenendes.

Zwar verzichteten sie auf “Myr”, das Banjo blieb also zuhause, bei einzigartigen Nummern wie “Fra Vadested Til Vaandesmed” blieb aber trotzdem genug Tanzpotential. Provokation musste natürlich trotzdem sein, weshalb Hoest sich diesmal für ein in die Menge gerauntes “Allahu Akbar” entschied.

Taake
Taake

Trotz aller überlegener Musikalität, wird man mich wohl nie im Taake-Shirt sehen und ich werde mich mit den kostenlosen Bandcamp-Streams der Alben begnügen. Denn leider hat sich Hoest nie glaubhaft vom rechten Gedankengut distanziert und auch in seinen Texte finden sich genug Hinweise auf völkischen Schwachsinn, wer das aber zumindest für diesen Abend ausblenden konnte, wurde hier (musikalisch) nicht enttäuscht.


Sodom

Sodom-Fans wurden sicher auch nicht enttäuscht, denn Tom Angelripper und Kollegen, sind immer eine Bank. Als Fan der noch etwas besseren Wodos bereitete ich mich jedoch lieber auf das große Finale mit At the Gates vor, die wie immer keinen Grund zur Beanstandung gaben und einen würdigen Abschluss für ein wieder mal großartiges Party.San lieferten.

Fazit:


Circle Pit

Das Fazit zum Party.San fällt jedes Jahr ähnlich aus, weil sich das Festival kaum verändert und seit Jahren sehr nah an der Perfektion ist. Der Sound hätte dieses Jahr auf der Hauptbühne besser sein können, zumal Bands wie Goatwhore, Dying Fetus und Taake zeigten, was auch bei schwierigen Windverhältnissen möglich ist. Die Steigerung der Bandzahl ist ein absolutes Plus, denn ich fahre schon hauptsächlich wegen Musik auf ein Festival, selbst wenn das für manchen Zeltplatzhocker komisch klingt. Einzig der Benson & Hedges Stand mit seinen Fahnenträgern hätte nicht sein müssen. Der sympathische Bully mit Verkauf aus dem Heck reichte vollkommen, hatte vielleicht aber dieses Jahr einfach keine Zeit. Der Hochglanzstand inkl. Hostessen war einfach Fehl am Platz. Wünsche für das nächste Jahr? 25 Grad im Schatten, eine leichte Brise und gerne wieder etwas mehr Black und Doom. Oder auch nicht. Wir kommen sowieso wieder. [Fur]