Zum 71. Mal hatten die "Heavy Metal nix im Scheddel?!" Jungs ein metallisches Gedeck kredenzt. Anlass war die Promotiontour für das diesjährige Wacken OpenAir und so konnte man sich vor dem Konzert das Warten mit Ausschnitten aus den vergangenen Jahren vertreiben. Marketingstrategisch betrachtet, vielleicht etwas unclever mit Candlemass und Marduk musikalisch in eine komplett andere Richtung zu gehen, waren die Aufnahmen aber auf jedenfall einen Blick wert.

Obscenity
Obscenity

Ein gut gefüllter Saal ließ vermuten, dass sich doch einige wegen den Urgesteinen Obscenity in die alterwürdigen Katakomben begeben hatten. Seit 1989 macht der Todesexpress die Lande mittlerweile unsicher und beweißt anno 2007, dass die Jungs immer noch Dampf im Kessel haben. Vier Jahre stand die Truppe nicht zusammen auf der Bühne, wirkten aber so, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Mit ordentlich Bewegungsdrang und richtig fettem Sound ausgestattet wurde das Publikum sofort unweigerlich zum Kopfschütteln gezwungen. Nur den wenigsten dürfte dabei aufgefallen sein, dass Mr. Pahl am Bass nicht mehr dabei ist, weil er sich mehr seiner Arbeit bei Dew Scented widmen möchte. Bei dem Druck und der Spielfreude die hier an den Tag gelegt wurde, fiel das aber nicht weiter auf, auch wenn meiner Beobachtung nach keine Gitarre die Bassrolle übernahm. Den Großteil der Anwesenden dürfte es eh nicht gejuckt haben und zurecht wurde hier eine der dienstältesten deutschen Deathkapellen abgefeiert. Alte Schule oder nicht - hier konnte jeder mit einem Hang für traditionellen FloridaDeath seine Freude haben und ordentlich die Matte lüften.

Noise Forest
Noise Forest

Noiseforest machten ihrem Namen alle Ehre und so sah man den Wald vor lauter Krach nicht mehr. Ohne Ohropax bis zum Anschlag in den Gehörgängen, ließ sich der Stampfverein aus Kiel im Gegensatz zu den "obszönen" Vorgängern kaum ertragen. Was so durchdrang, ließ sich als MidtempoDeathMetal mit Hardcore Elementen einordnen, konnte aber über die gesamte Länge durch fehlende Abwechslung schon den ein oder anderen Gähner hervorrufen. Ab und zu mischte sich ein Grinsen darunter; vor allem beim Anblick des Bauchnabelpiercing des Frontmannes, was sich eigentlich immer auf Augenhöhe befand. Die Rückseite dagegen offenbarte den Blick auf ein Noiseforest - "Arschgeweih". Grenzwertig wäre glaube ich der richtige Ausdruck und viel mehr lässt sich eigentlich zu dem Auftritt nicht sagen, also weiter zu:

Suidakra
Suidakra

Suidakra, die heute Abend die Headlinerposition inne hatten und ja selber schon einige Male auf dem Wacken vertreten waren. Anscheinend ging das Caledonia Konzept auf, denn man sah verstärkt Leute mit Suidakra-Shirts was vor zwei oder drei Jahren so nicht denkbar gewesen wäre. Sympathisch wie immer führte Frontmann Arkadius durch die Setlist und redete für seine Verhältnisse schon relativ wenig zwischen den Songs, auch wenn man wie fast immer ein Lied mehr spielen könnte, wenn er sich kurz fassen würde. Musikalisch wurde natürlich das aktuelle Album relativ großzügig behandelt, aber auch ältere Sachen waren vertreten, z.B. "Gates of Nevermore", oder "Darkane Times", die wie immer Live absolute Kracher darstellen. Als Akkustiker muss man bei Suidakra einiges leisten, denn die häufigen doppelläufigen Parts, bei denen auch mal eine Gitarre unverzerrt zu hören ist, müssen im Einklang mit Bass, Schlagzeug und Gesang gebracht werden und immer noch genug Druck erzeugen können. An diesem Abend wurde saubere Arbeit geleistet und nach anfänglichen Problem mit zu leiser Rhytmusgitarre war dann alles in Butter. Spieltechnisch ging leider nicht alles glatt, da bin ich besseres von den Death-Folkern gewöhnt. Insgesamt jedoch bewiesen Suidakra, dass mit ihnen 2007 zu rechnen ist und die Band dank altem Neuzugang Marcel wieder auf dem richtigen Weg ist.

Im Anschluss lud die Scheddel-Crew noch zum Tanz und diejenigen, die immer noch Saft im Nacken hatten nahmen dieses Angebot auch dankend an. Daumen hoch für einen gelungenen Abend.