Die Franzosen gehen in die Offensive. Nicht gerade auf Ketten, aber mit einer deftigen Haubitze in Sachen Black Metal! Vorkreist melden sich mit ihrem vierten Full-Length "Sigil Whore Christ" zurück und klingen dabei europäischer, als man es sich von Franzosen je hätte erträumen lassen. Würde man es nicht besser wissen, käme man glattweg auf die Idee, das Quintett nach Schweden zu packen, denn auf "Sigil Whore Christ" geht man finster-kalt und mit Gewalt ans Werk.

Unter Umständen hat schon der ein oder andere die kurzen Anspielungen erschließen können, die in der Einleitung versteckt waren. Vorkreist haben sich für den neuen Wurf eine ordentliche Portion Schwedenblut eingeflößt und ballern nun auf einer Linie mit Marduk über das Schlachtfeld. Und das ist erstaunlich, denn Sänger Saint Vincent hätte ich nach dieser unbegreiflichen Fürchterlichkeit mit The Arrival of Satan gar nicht zugetraut, ein derart eingängiges, kompaktes und ausgefeiltes Kraftbrett auf den Weg zu bringen.
"Sigil Whore Christ" erweist sich als ein sehr ausgereiftes Album, welches zeigt, dass man melodischen Black Metal mit brachialen Riffs und ohne Keyboard spielen kann. Vorkreist schaffen es, eine atmosphärisch-aggressive Stimmung zu kreieren, die jeden ins Wippen versetzt. Schrotende Blastbeats, knallende Bass Drum-Salven und genau die richtige Dosis an Mid-Tempo Parts und Breaks, die mit melodischen Gänsehautmomenten jeden Song zu einer abwechslungsreichen Hass-Orgie machen. Das alles wird mit einem fetten, aber nicht überproduzierten Sound gereicht, der in den ruppigen Passagen dreckig genug ist, dass man noch an nordische Kälte erinnert ist, doch im Mid-Tempo Bereich ausreichend Wumms hat, um ordentlich nach vorn zu knallen. Neben leichten Death Metal Einflüssen ist man auch zeitweise an Enthroned und Watain ("Ecce Homo") erinnert, befindet sich aber fast immer in nordischen Gefilden. Wer dann bei "Per Aspera Ad Astra" an Haggard denkt, hat erstens eins an der Latte und irrt zudem gewaltig, denn die Vorkreist-Version hat weniger mit dem Weg zu den Sternen zu tun, als mit der verwandten Redewendung "Von nichts kommt nichts!". Mit "Per Aspera Ad Astra" prügeln die Franzosen nochmal mit voller Wucht los.
Einzelne Songs aushebeln erscheint hier fasst unsinnig, denn "Sigil Whore Christ" ist beinahe schon ein Hit-Bündel, wenn es sowas im Black Metal überhaupt geben kann. Tipps wären trotzdem "Deus Vult", "Ecce Homo" und mein absoluter Favorit "Ad Nauseam", welcher mit einem fetten Eingangsriff in eine sehr an die Panzerschweden angelehnte Mid-Tempo Nummer mündet.

Vorkreist sprechen selbst von einem neuen Selbstbewusstsein, das mit neuem Label (Agonia Records) und einem neuen Logo untermauert wird. Viel wichtiger scheint mir doch, dass man hier eine vor Kraft strotzende, zeitlose Platte geschustert hat, die fast durchgängig antreibt und von Fähigkeit und einem sehr guten Sinn für Songwriting zeugt. Der eine mag sich vielleicht etwas zu sehr an Marduk erinnert fühlen, aber meines Erachtens ist der Eigenständigkeitswert noch mehr als gewahrt. Überraschend gutes Album! In diesem Sinne, zermalmt die Baskenmützen!

Vorkreist · Sigil Whore Christ · 2012

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 25.04.2012

9 / 10

Playlist

01 - De Imitatione Christi
02 - Maledicte
03 - Deus Vult
04 - Dominus Illuminatio Mea
05 - Memento Mori
06 - Ecce Homo
07 - Per Aspera Ad Astra
08 - Ad Nauseam
09 - Scalae Gemoniae