Der Gott des Weines und der Ekstase ward wiedergeboren. Dieser ist zugleich auch Gott des Lärmes und in eben jener Form ist er nun wieder auferstanden. Die Rede ist von Dionysos, Ex-Helrunar Gitarrist, welcher nach seinem Ausstieg nun mit Under That Spell, eine eigene Black Metal Legion erschaffen hat. Doch er ist nicht ganz allein im Kampf, denn Sin, ehemaliger Live-Bassist von Helrunar wurde mit an Bord geholt. Musikalische Erfahrung und langjähriges Spielvermögen sind somit gegeben, bleibt nur zu hoffen, dass etwas Vernünftiges daraus gefertigt wurde.
Und in der Tat, Under That Spell vermögen nicht zu enttäuschen, was sie mit ihrem Debut-Album „Apotheosis“, was so viel wie Vergötterung, Erhebung in einen Gott-gleichen Zustand bedeutet, eindrucksvoll beweisen. Die selbst ernannten Götter bieten neun Perlen rauhen, kalten Black Metals, welcher durch klares Riffing, knallharte Blast Beats und eine vernichtend keifende Stimme überzeugt. Elend in seiner Reinform. Wenn Under That Spell denn Götter sind, dann solche der Verdammnis, wenn Ekstase, dann eine der Brutalität. Doch muss man nun nicht davon ausgehen, neun ungestüme, rein Geschwindigkeits-basierte Blastorgien vorzufinden, ohne Zeit für musikalischen Mehrwert. Dionysos ist sehr auf Abwechslung und Atmosphäre bedacht, welche er mit stimmungsvollen Melodien zu erschaffen vermag. Es herrscht stets eine etwas epische, sehr kraftvolle Grundstimmung vor, welche mehr auf Wut als auf einen klagenden Aspekt aufbaut. Insgesamt also sehr starke Songs hervorbringt, die sich eher an frühere Helrunar Zeiten anlehnen und generell etwas mehr in wurzelnahe Black Metal Gefilde vordringen; teils auch mit Dissection zu vergleichen. Man würde es wohl nicht unbedingt, zweifellos als Old School Black Metal deklarieren, doch der Mast steht straff im Wind gen Norden und hinterlässt seine Spuren im Songwriting. Das Schlagzeg ist gekonnt gespielt, besticht durch stete Geschwindigkeit, kombiniert aus Blast-Attacken und Double Bass-Penetration, wirkt jedoch nicht stumpf oder eintönig, denn an geeigneten Stellen werden auch ruhigere, differenziertere Drumlines verbaut, welche damit verbundene Taktwechsel, und Melodiebrücken gekonnt untermalen. Alles in allem ein sehr treibendes Drumming, welches ordentlich anzieht und mit Wucht nach vorne geht. Das befriedigende Endresultat ist roher, kalter Black Metal mit erwachsenen Genen, welche eine gute Mischung aus gewaltigen Riffs und kriechend, bösen Melodien bieten. Deutsches Schwarzmetall, das begeistern sollte. Meine persönliche Empfehlung ist „The Eldest Name Of God“ - Treibend, voller Energie und Vielfalt, sowie der Verwendung einer Glocke!
Es bleibt nur lobend zu sagen, dass Dionysos mit Under That Spell eine neue Größe in die schwarzmetallische Szene gehieft hat, welche sich wohl schnell etablieren und ihren festen Stand finden wird. Ein Debut-Album ohne Schwächen. Ausgereifter Black Metal mit vielen schönen Momenten, die einem im Innersten ansprechen und zumeist nickende Köpfe und fliegende Haare nach sich ziehen. In diesem Sinne, hebet das Glas, trinket aus den Wein und stimmet zu der Laute von Dionysos ein.