Sechzehn Jahre Bandgeschichte, sechs Studioalben, norwegische Herkunft, purer Black Metal. Dies sind nur die Eckdaten einer Band, welche sich nicht ganz alleinstehend nach der mythologischen Götterdämmerung Ragnarok benennt. Anno 2010 erscheint ihr sechstes Werk „Collectors Of The King“, ein triumphales Meisterwerk schwarzmetallischen Krieges. Jede Faser, jede Klang-Nuance ist hier von tiefstem Hass erfüllt. Ragnarok zermalmen ihre Gegner ohne Reue, geschweige denn einen Blick zurück.
Nachdem der Opener „Resurrection“ das Böse in bester Exorzismus-Manier heraufbeschwört, bricht ein Gewitter los, welches bis zum Ende nicht nachlassen soll. Ragnarok haben ihren norwegischen Panzer vollgetankt und prügeln ihn unaufhaltsam gen Hölle. Die Double-Bass findet hier kaum Ruhe, denn sie feuert, einer Artillerie gleich, aus allen Rohren. Die neun Songs dieser Platte treiben unheimlich, die Snare knallt, als würde mit jedem Schlag ein Gegner, knochenzerberstend enthauptet werden und die Riffs keifen ihre giftig, bitter-bösen Melodien in die Nacht. Diese martialische Klangstruktur wird durch den kratzig-schreienden Gesang von HansFyrste untermalt. Eine Stimme, welche das Blut gefrieren lässt und vor Unmut und Misanthropie nur so erbricht. Ragnarok stehen ganz im Sinne des unverzweigten, aggressiven Black Metals, und dies lassen sie ihre Hörer mit „In Honour Of Satan“ auch am ganzen Leibe spüren; Wut und Aggression in seiner schönsten Symbiose.
Die Gitarren leisten derweil melodiöse, kalt-norwegische Arbeit und schaffen neben der allgegenwärtigen Vehemenz eine gewisse sentimental-depressive Nuance, welche tief unter die Haut geht und ein großartiges Gefühls-Spektrum aufbaut. “Collectors Of The King“ ist kein Album, welches von fokussierter Varianz, progressivem Riffing oder mörderischen Soli lebt, es ist vollends auf eine brutale, verzweifelte Stimmung ausgelegt. Sie vollbringen es eine Atmosphäre zu kreieren, welche an vergangene Gorgoroth-Tage und Alben wie „Incipit Satan“ oder „Twilight Of The Idols“ erinnert; und dies in Zeiten, zu welchen Gorgoroth selbst nicht wieder zu ihrer frühen Form finden. Wer „Wisdom Of Perfection“, den Titeltrack „Collectors Of The King“ oder „The Ancient Crown Of Glory“ hört und all die kleinen Details auf sich wirken lässt, wird hinabgezogen in die Dunkelheit, welche Ragnarok erzeugen und in welcher man letztlich hilflos untergeht. Dieser Feldzug ist den Norwegern geglückt; keine Überlebenden!
Mit ihrer sechsten Platte und dem Gesangsdebüt des ebenfalls bei Svarttjern angestellten HansFyrste haben Ragnarok ihrem Namen ein Denkmal gesetzt. Die alte Schule des reinen, aggressiven, norwegischen Black Metals hat ein neues Kind geboren, einen König der mit höchster Brutalität regiert. Die Herren haben mit „Collectors Of The King“ einen Gorgoroth-Killer geschaffen, der schon auf CD, jedoch live umso mehr seinen Siegeszug ausleben kann. Kraftvolle, energiegeladene Gewaltorgie mit herausragenden Qualitäten. In diesem Sinne, mehr als verbrannte Erde wird nicht bleiben.