Wie schon von Blake Judd selbst propagiert, der amerikanische Black Metal hat Hochkonjunktur. Allein schon Wolves In The Throne Room, Abigail Williams und Agalloch haben gezeigt, dass nicht nur die Polareuropäer in düstere Stimmungen verfallen können. Nachtmystium sind da keine Ausnahme, geistert dieser Name doch spätestens seit der 2008er "Assassins: Black Meddle Pt. I" durch die Szene. Begab man sich damals noch, inklusive der "Addicts: Black Meddle Pt. II", in die drogenverseuchten Untiefen des menschlichen Bewusstseins, sucht man sich mit "Silencing Machine" nun neue Themenstränge. Raus aus den Psychedelika, zurück zum genuinen Black Metal?
Gänzlich verabschieden können sich Nachtmystium natürlich nicht von ihrem Sound und das wäre auch nicht wirklich wünschenswert. Immer noch findet man Sandford Parkers wuchtige Industrial-Soundteppiche und Störgeräusche, ein etwas an Drone erinnerndes Mixing und breite Gitarrenwände, welche wie Wellen übereinander zusammenbrechen. Nur durchschnitten von Judds knarzig-rauen Vocals, die wie eine Metallsäge durch das wabernde Gefüge aus brachialen Riffs und druckvollen Drums jagen. Die Melodien haben ihren typisch fließenden Charakter behalten, driften zeitweise ins Monotone ab, nur um dann durch soli-eske Riffs aufgebrochen zu werden. Der Bass blubbert bestimmt und präsent vor sich hin und schiebt die oftmals filigranen Gitarren-Elemente stetig voran. Alles wirkt wie aus einem Guss, nur dass der nichts von seiner chaotisch-aggressiven Struktur verloren hat.
Wenngleich die Grundelemente auf "Silencing Machine" nicht neu gemischt wurden, muss man der Platte einen ganz eigenen Charakter zusprechen. Die Riffs sind düsterer geworden, das Drumming stringenter und treibender, der Gesang deutlich roher. Auch wenn die Stimme bisweilen etwas viel an Effekten abbekommen hat, klingt Judd doch deutlich stärker nach Black Metal, als das noch auf "Addicts..." der Fall war. Man scheint sich gut überlegt zu haben, dass man, ohne seine Grundzüge zu vergessen, finsterer und kälter klingen möchte. Was man auch geschafft hat. Aus verschrobener Verspieltheit bricht plötzlich knackiger Black Metal los und unerwartet ergreifen einen umgekehrt packende Melodieriffs.
Songs wie "Reducted To Ashes" und "And I Control You" fangen die frühen Jahre von "Demise" und "Instinct: Decay" wieder ein, klingen dabei aber lange nicht so dreckig. Wem die "Black Meddle"-Reihe zu ausschweifend war, kann sich hier auf etwas mehr Bodenständigkeit freuen. Wem die verspielten Riffs zugesagt haben, bekommt sein Fett mit Songs wie "Decimation, Annihilation" und "The Lepers of Destitution" immer noch weg. Enttäuscht werden sicher nur die, die schon zuvor nichts mit den US-Hipstern anfangen konnten, denn der Nachtmystium-Sound ist immer noch unverkennbar.
Mit "Silencing Machine" ist ein ausgezeichneter Anschluss an "Addicts: Black Meddle Pt. II" gelungen. Man hat sich neu orientiert, ohne sich zu vergessen. Die Platte wirkt homogen, ohne sich zu wiederholen und der Hörer wird in mehrere Wellen aus sentimentaler Schwermut und aggressiver Schlagkraft geworfen, auf die er jeweils nicht vorbereitet ist. Alles beim Alten und doch neu genug, dass man jeden Durchgang von Neuem genießen kann. Eben echter US-Junkie Black Metal!