"Mädchendreck, was bitte soll man darunter verstehen? Sozialkritische Texte ohne Keyboard, kein Corpsepaint und nicht ein Pentagram auf dem ganzen Cover. Satan, unser Herr und Meister, wird kein einziges mal erwähnt, noch der Kirchenschändung gehuldigt. Nicht verwunderlich, dass Herr Kather und Herr Nicodem derartiges auf ihrem eigenen Label unundeux vertreiben müssen. Wir als elitäre Underground-Black Metaller und Magazin für die Frau können Mädchendreck keinesfalls weiterempfehlen. Ein chauvinistisches Machwerk!"

- Brigitte


Öffnen Christof Kather (Fotsirhc) und Klaus Nicodem (Sualk) ihre Hosen, fällt da jede Menge Mädchendreck raus. Wonach der riecht und wie der schmeckt? Laut der Beiden ist die Antwort hier jeweils eindeutig Black Metal. Zugegeben, wir haben bei Mädchendreck auch erst einmal an Tampons, gebrauchte Schminktücher und abgelegte Miniröcke gedacht. Die ehemaligen Kampfhörspieler sind indes fest entschlossen, als Black Metal-Projekt gehandelt zu werden. Mit "Friendly Fire" ist nun eine erste EP entstanden, welche sich nicht nur durch ihre Kürze und Prägnanz von anderen Black Metal-Veröffentlichungen unterscheidet.

Sechs Songs und zwölf Minuten Spielzeit; Zutaten, die man eher aus dem Grind-Bereich kennt, wie die beiden Herren im Hintergrund eben auch. Aber was ist Mädchendreck nun? Fisch, Fleisch oder doch Black Metal? Es ist von jedem etwas und dann doch wieder was ganz eigenes. Natürlich findet man auf "Friendly Fire" Grind-Einflüsse. Man kann sogar so weit gehen zu behaupten, dass das Grundgerüst hier dem polternden Grindpunk entliehen ist, für welchen Japanische Kampfhörspiele einst so geliebt wurden. Sualk und Fotsirhc schaffen es jedoch, nicht einfach eine JaKa-Platte unter anderem Namen zu veröffentlichen, sondern das eingängige Gerüst tatsächlich mit dezenten Black Metal-Anleihen aufzuladen. Die Melodien sind düster, treibend und aggressiv. Der Gesang scharfkantig, kratzig und roh. Die Texte gewohnt bissig. Das alles klingt vorerst nach nicht viel Veränderung, doch legt das Duo noch eine ordentliche Schippe Groove Metal oben auf. Grindet der Opener "Müll" noch stringent nach vorn, spürt man bei "Zahl" schon einen deutlich schwarzmetallischeren Ton, der mit Vollgas zu Werke geht. Im weiteren Verlauf wird die Platte dann sukzessive ausgefeilter und bricht hier und da aus dem harten Black/Grind-Gekloppe aus, um mit Songs wie "Loser" gediegene Mid-Tempo-Salven auf den Hörer loszulassen. Klar, dass die nicht von ewiger Dauer sind, geht der längste Song ja auch gerade einmal etwas über zweieinhalb Minuten. Dennoch reicht das, um mit Mädchendreck eine etwas andere Richtung einzuschlagen und somit frisch und eigenständig zu wirken. Die Arrangements sind wuchtig, kraftvoll, aber nicht überladen und die Songs klar strukturiert und ausgewogen. "Friendly Fire" klingt homogen und natürlich, ist aber leider auch recht schnell vorbei. Gut, dass CDs keine Einwegprodukte sind. Wenngleich das Prädikat "Black Metal" etwas täuscht, naschen sollte man von den weibischen Ausdünstungen trotzdem unbedingt.

Apropos CD, es gibt gar keine CD! Denn "Friendly Fire" wird nur als Hülle versandt. Schlecht für Musik? Keinesfalls, denn die EP gibt es mit jeder Bestellung als MP3-Download dazu. Wer jetzt denkt, dass sich das nicht lohnt, muss gesagt bekommen, dass die Verpackung einiges hermacht und nebst erhellenden Texten, ein schönes Cover und eine lustige Pappsteckbastelei bereit hält. Im Gesamtpaket mit der Musik macht das dann einen soliden Eindruck und jeder der bisher ein treuer unundeux- und JaKa-Verfolger war, sollte auch hier nicht scheuen. Alle anderen aber auch nicht. In diesem Sinne, Hose runter und einmal durchgelüftet!

Mädchendreck · Friendly Fire · 2013

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 30.04.2013

7 / 10

Playlist

01 - Müll
02 - Zahl
03 - Qualität
04 - Loser
05 - Dreck
06 - Friendly Fire