"Kaputtnix? Die machen doch sicher Punk oder so..." - Nein machen Sie eben nicht! Zum Glück, denn sonst wäre uns eine interessante Platte durch die Lappen gegangen. Die Leipziger Musikkapelle ist gar nicht so leicht in ein Genre zu stopfen, denn hier werden viele Richtungen genutzt und clever miteinander verbunden.

Als Grundgerüst dient zunächst mal "Thrash Metal", hierzu wird eine Prise "Death Metal" gegeben und alles mit einem kräftigen Schuss experimenteller Spielfertigkeit vermischt. Daraus könnte dann in etwa das entstehen, was Kaputtnix in der Stadt der Kultur und Kunst geköchelt haben. Doch die Jungs haben doch so einige Spielerfahrung und musikalisches Können, dass Geheimrezept guter Musik. Die Scheibe ist beim ersten Hören kantig, verzweigt, überraschend und ja, vielleicht auch etwas verwirrend. Es werden so viele Einflüsse umgesetzt, dass man meinen könnte, es entstehe das blanke Chaos. Aber genau das ist eben nicht der Fall, denn die abstrakten Melodieverläufe mit den schnellen Tempiwechsel und dem äußerst abwechslungsreich gespielten Schlagzeug, sind zwar komplex, aber stets nachvollziehbar. Es geben sich "double-base" Parts neben ordentlichen "blast-beats" die Ehre und räumen in der nächsten Sekunde die Bühne für schön differenziert gespielte, fast Rock n'Roll-artige Beats.

Tristesse kommt hier in der Tat nicht auf, denn auch der Gesang begnügt sich nicht mit Einseitigkeit. Growls, Shouts und Clearvocals werden je nach Bedarf passgerecht in das komplexe Instrumentalgefüge eingestreut, wobei die Clearvocal- Parts eine gewisse Assoziation mit Disturbed zulassen und einen dezenten psychodelischen Touch versprühen. Die sieben Songs sind gut strukturiert, sehr sauber gespielt und klingen trotz der vielen experimentellen Gitarren- und Rhythmusarbeit frisch und keinesfalls überladen. Viele kleine Soli lockern die thrashigen "Uffta"-Parts auf und zaubern immer wieder ein Lächeln auf des Hörers Gesicht. Besonders zu erwähnen wäre der zweite Titel, welcher passend "Insane" genannt wurde. Hier können fast schon Jazz-artige Züge in den Song Auftakt interpretiert werden. Sehr verspielt und interessant, definitiv mal anhören! Einziges Manko ist die recht kurze Spielzeit, denn nach 27 Minuten und 7 Songs ist der ganze Spaß auch schon vorbei. Schade eigentlich, aber einfach nochmal hören.

Das Werk trägt übrigens den Namen "Border The Line", was anhand der vielen musikalischen Grenzüberschreitungen recht passend gewählt ist. Neben all den schon genannten Genre- Assoziationen würde ich sogar noch eine gewisse Metalcore-Attitüde anfügen, was jedoch keinen Metaller abschrecken sollte, dieses Album anzutesten. Eine sehr frische und hörenswerte "Experimental Thrash Metal" Platte, die nicht nur einmal im Player rotieren sollte. In diesem Sinne, macht mir hier kaputt nix!

Kaputtnix · Border The Line · 2009

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 27.08.2009

8 / 10

Playlist

01 - Four Years
02 - Insane
03 - Holiday
04 - Interferences
05 - Violent Torture
06 - Justify
07 - Unholy Melody