Die Prinzhorn-Sammlung ist um ein Kleinod des metallischen Expressionismus reicher, denn Hermann - das personifizierte Kranke - hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Wahnsinn der Gesellschaft musikalisch greifbar zu machen, was ohne viel Anlauf, aber mit Bravur gelingt. 30 Minuten bitterster Gewalt, rohester Perversionen in Stimme und Klang sowie bestialischstem Drumming. Ein metallischer Rundumschlag, der gehört werden muss. Liste der beteiligten Insassen: Patient Donnermann (100000 Tonnen Kruppstahl), Patient Hinz (Sunshine and Lollipops), Patient Dori (Essenz) sowie Jennerjahn.

"Reisssen", "Heroin für Titanen", "Schnee fault" oder "Wundbrandt" - das sind nur einige der Titel auf "Prinzhorn Kolloquium" - dem Full Length, mit welchem das Berliner Quartett in diesem Jahr debütiert und, trotz Witz und Scharlatanerie in Aufmachung und Namen, eine musikalische Abrissbirne geschaffen hat. Ganz dem kranken Gefilden des Geistes verschrieben, hämmern sich die vier Wutbolzen in sieben Songs durch Black-, Death- und Doom-Gefilde, hinterlassen dabei ein verstörendes, teils okkult anmutendes, aber vor allem eingängiges Gemetzel. Auf "Prinzhorn Kolloquium" wird nicht lang gefackelt, denn 30 Minuten sind kurz und die wollen nicht verschwendet werden - Kurzum: dieses Album ist gespickt mit aggressiven Riff-Perlen, dichter Atmosphäre und einer ganzen Wagenladung haariger, crustiger Eier. Ein wahrer Ohrenschmaus.

Wo Hermann draufsteht, ist auch Hermann drin. Und wen man letztendlich nach "Prinzhorn Kolloquium" weiß, was Hermann bedeutet, kann man sich darüber nur freuen, wenn demnächst wieder irgendwo Hermann draufsteht. Eines der konsequentesten Alben anno 2015.

Hermann · Prinzhorn Kolloquium · 2015

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 30.09.2015

8 / 10

Playlist

01 - Inthron
02 - Reissen
03 - Schnee fault
04 - Heroin für Titanen
05 - Opak - blind - bersten
06 - Blutrost
07 - Wundbrandt