Die norwegischen Progressive Metaller Enslaved sind nicht nur sehr verspielt und arbeitswütig, sondern auch Konsumenten-freundlich. Mit „The Sleeping Gods“ veröffentlichen die Herren nun ihre bisher zweite EP und das völlig kostenfrei und unumständlich per gratis Download. Spannung liegt da doch in der Luft, was einen erwartet und ob vielleicht eine dezente Resteverwertung hier tonangebend war.

Für die Tippmühen und das Entpacken bekommt der technisch-versierte Musikfreund knapp 30 Minuten Unterhaltung, in fünf noch dampfenden Stücken verpackt. Dabei ist gleich zu bemerken, dass diese Nachspeise deutliche Geschmacksnuancen des letztjährigen Hauptganges beinhaltet. Der Opener „Heimvegen“ wirkt sehr sphärisch, ist relativ ruhig gehalten und erinnert dezent an „Raidho“. So schallt es auch sehr eingängig und melodisch, währenddessen die aufkeimende Vermutung, dass die EP grundlegend in diesem Tempo bleibt, bereits mit dem ersten Ton von „Alu Misyrki“ zerschlagen wird; hier geht es recht flott voran, was angereichert mit eher traditionellen Symphonic Black Strukturen, welche druckvoll treibend und vorrangig von kratzend-rauen Screams moderiert, einen aggressiv-harmonischen Faustschlag ergibt. Aber auch hier die klare Anlehnung an den, mit „Axioma Ehtica Odini“ geprägten Stil: verträumte Clearvocals, progressive Drumbreaks und gegenläufige Stimmungsmomente. Gen Song-Ende wird noch ein manierliches Solo geliefert, dass die ganze Sache angenehm abrundet. Für alle Bass- und Noise-Fetischisten folgt mit „Synthesis“ ein sechs-minütiger Brummwettbewerb mit vereinzelt eingestreuten Satzfetzen, dem wiederum ein sehr sentimentales, Gitarren-lastiges Akustik-Stück mit Namen „Nordlys“ folgt. Jenes gewinnt mit der Zeit sukzessive an Härte und Differenziertheit und bewirkt den ein oder anderen zuckenden Mundwinkel. Mit dem titelgebenden Abschluss wird es schlussendlich urtümlich, denn die Viking-Seele des Quintetts flammt in Leier-Klängen und kontemplativem Naturgesang auf. Der Grundtenor ist basal mystisch und assoziativ aus einem Land vor unserer Zeit kommend. Was die Stimmung indes leider etwas eingehen lässt, ist die Klangqualität, was stark anhand der Becken wahrzunehmen ist. Diese klingen mehr nach einem ranzigen Klirren, als nach Absicht und drücken das Gesamtbild beträchtlich.

Generell muss man sagen, dass „Axioma Ethica Odini“ deutlich besser produziert war und nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ mitreißendere Augenblicke in petto hatte. Dennoch ist „The Sleeping Gods“ eine erfreuliche halbe Stunde, welche eine positive Prognose und Hoffnung auf ein baldiges Mehr bietet. Veritable Musik für lau, das ist gern gehört! In diesem Sinne, ran an die Tasten, Enslaved saugen!

Enslaved · The Sleeping Gods · 2011

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 11.05.2011

6 / 10

Playlist

01 - Heimvegen
02 - Alu Misyrki
03 - Synthesis
04 - Nordlys
05 - The Sleeping Gods