Die schönen Tage der hausgebräuchlichen Plattenspieler ist nun schon seit einigen Monden vergangen und nur noch rudimentär sind vereinzelte Liebhaber zu finden, welche den Reiz des Vinyls teilen können. Die ukrainischen Schwarzmetaller Drudkh sind solche und veröffentlichten folglich ihre ersten drei Alben ausschließlich als Vinyl LP‘s. Ihr momentanes Label, Seasons Of Mist, hat es sich jedoch zur Aufgabe gemacht, die Werke vergangener Tage unter die hungrige Meute zu bringen und veröffentlichen nun seit September 2009 den Beginn von Drudkh auf Compact Disc. Begonnen wurde mit „Forgotten Legends“, dann folgte im November „Autumn Aurora“ und nun im Januar dieses Jahres war denn endlich „The Swan Road“ an der Reihe.

Das dritte Full-Length der Ukrainer, welches 2005 das Tageslicht erblickte, ist eine schöne Mischung aus atmosphärisch-rauhem Black Metal mit leichten Folk-Einflüssen, welche ein sehr stimmiges Bild abgibt. Man hört und spürt die altehrwürdigen Wälder der Ukraine und fühlt die Naturverbundenheit, welche auch auf textlicher Ebene zu finden ist. Wer schnelles Riffing oder ur-brutale Breaks oder Geschwindigkeitsorgien sucht, ist hier an der falschen Adresse. Drudkh stehen für traditionsreichen Black Metal, welcher ganz klar die musikalischen Besonderheiten des eigenen Landes verkörpert und bewusst einbezieht. Recht gut ist „The Swan Road“ wohl mit Thyrfings „Vansinnesvisor“ zu vergleichen, wenn man die tonale Umtriebigkeit etwas zurückschraubt, aber die Klangwelt als Vergleich heranzieht. Dieses Album lebt von seinen ruhigen Momenten; diejenigen welche einen träumen lassen und den Auftakt einer Wanderung markieren, fernab jeder Alltäglichkeit. Wüsste man nicht, dass ihre Instrumente Strom benötigen könnte man die Band direkt in eine kleine Holzhütte in den Buchen-Urwäldern verfrachten. Demütige Tonfolgen, treibend bis unterstützendes Schlagzeug mit passenden Double-Bass-Einsätzen und eine kratzige, aber stets angenehme Stimme, welche direkt einem Waldgeist entfahren sein könnte. Hier geht es nicht um höchstmögliche Brutalität oder Hass. „The Swan Road“ ist ein Weg - in die Ruhe der Seele.

Die Frage ist nun, braucht man grundsätzlich dieses Re-Release? Nun dem Album ist definitiv große Beachtung zu schenken, denn hier kann man noch einiges in Sachen Stimmung und Ambiente lernen, zumal wieder eindrucksvoll bewiesen wird, dass es nicht immer der Vorschlaghammer sein muss, der den Hörer aus der Versenkung lockt. Der Klang wurde laut Angaben nicht angerührt, ausschließlich das Cover ist ein neues in der CD-Version. Logisches Fazit: Wer die Platte und ein dazugehöriges Wiedergabemedium sein eigen nennt, muss dieses Re-Release nur haben, wenn er „The Swan Road“ im Auto hören will oder seine Platte dem Zahn der zeit zum Opfer gefallen ist. Wer jedoch noch keine Erfahrung mit Drudkh gesammelt hat, ist angehalten sich diese, und am besten auch gleich die beiden vorangegangenen Veröffentlichungen anzueignen.

„The Swan Road“ ist beruhigend und stark zugleich, ein durchaus gelungenes Folk-Black Metal Album, welches bezaubert und die Inspiration des Waldes vermittelt. Die Kraft der vertonten Natur Osteuropas. In diesem Sinne, entweder das Vinyl wieder auflegen oder im nächsten Plattenladen nach „Lebedynyy Shlyakh“ fragen, so der ukrainische Name.

Drudkh · The Swan Road (Lebedynyy Shlyakh) · 2005

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 16.02.2010

7 / 10

Playlist

01 - 1648
02 - Eternal Sun
03 - Blood
04 - Glare of 1768
05 - The Price of Freedom
06 - Fate
07 - Song of Sich Destruction