Schon immer gab es in mir den persönlichen Wunsch, das christlichste der Instrumente - die Orgel - für schwarzmetallische Sphären zu nutzen und die außerordentliche Klangvielfalt dieses Riesenflügels für epische, düstere Melodien zu verwenden. Wenn man daraufhin "All Hallows Mass" von Coffin Births 2007er Debüt-Full-Length, "Miracle Of Death" anspielt und einem dieser Wunsch seit geraumer Zeit innewohnte, fühlt man sich verstanden und freudig berührt. Doch bei aller Herrlichkeit, welche sich aus Screams und voluminösen Pfeifentönen ergibt, ist es doch nur ein Intro von knapp zwei Minuten und danach ward die Orgel nie mehr gehört. Alles was nun von den 2005 gegründeten Kanadiern folgt, ist nicht der Rede wert.

Was natürlich Quatsch ist, denn auch, wenn mein Verlangen nach der Orgel zuweilen nur sehr kurz befriedigt wurde, können die folgenden acht Songs durchaus mitreißen und überzeugen. Coffin Birth spielen Black Metal im Old-School Stil, sehr rauh und klassisch gehalten, mit starkem Hang zum Heavy Metal, was sich vor allem im Drumstil und den Riffs niederschlägt. Durch diese Affinität zu alten Tagen, wirkt die Platte sehr rockig und groovig, weist trotz alledem eine dunkle, mystische Atmosphäre auf, die hier und da, via schnellen Soli aufgelockert wird und durch stampfende Schlagzeug-Beats angetrieben wird. Bei den Kanadiern läuft es nicht auf die höchst mögliche Geschwindigkeit hinaus, sondern es geht wirklich um Klang und wirksames Zusammenspiel zwischen diffizilen Drums, groovigen Metallica/Iron Maiden-Riffs, quasi nur auf düster getrimmt, und einer sehr hochtönig, kratzig-rauhen Stimme, welche sich eloquent durch die Songs schreit. Die Stimme ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig und macht den Anschein, als würde der Sänger all zu arg nach Luft ringen, jedoch keine erhaschen. Diese wird im Laufe der Songs jedoch angenehmer und wirkt daraufhin stimmiger und fügt sich gut ins Konzept ein. Die Song-Strukturen sind eher simpel, dennoch keineswegs langweilig oder stumpf. Man kommt sehr schnell in die Titel hinein und ist schon beim zweiten Durchlauf ziemlich vertraut mit der Platte und kann gut mitgehen. Die Sarggeburten zielen nicht primär auf ein böses Image ab, oder bedingungslos hasserfüllte Songs, nein, sie spielen einfach etwas thrashig-rockigen Black Metal, zu welchem der Kopf im Grunde automatisch mitnickt und die Ohren durchaus freudig in die tänzelnden Beats einsteigen.

"Miracle Of Death" ist ein grundsolides Black Metal Album mit hörbarer Heavy Metal/Rock Neigung, welche fast schon zum tanzen einläd. Quasi eine vereinfachte Form von Melechesh, nur ohne Artillerie-Schlagwerk. Angenehm, kurzweiliges Hörvergnügen für Zwischendurch. In diesem Sinne, nicht jede Sarggeburt ist von Depression und Bissigkeit geprägt.

Coffin Birth · Miracle Of Death · 2007

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 12.11.2009

6 / 10

Playlist

01 - All Hallows Mass
02 - Arise From Damnation!
03 - The Pain Of Being Dead
04 - Secrets In The Rotten Tree
05 - Spiders Of Insomnia
06 - Graveyards Ablaze
07 - Fatal Baptism
08 - A Crime Of Mere Existence
09 - The Miracle Of Death