Black Metal kommt ja zumeist aus Norwegen, zumindest der stark frequentierte oder anders gesagt, steht Norwegen zweifelsohne für das Schwarzmetallische schlechthin. Großbritannien ist eher für Avantgarde Metal, Epic Black Metal oder außerordentlich technischen Symphonic Black Metal bekannt. Unter diesen Aspekten erscheint es doch großartig, wenn man eine Band findet, welche Bürger beider Staaten in sich vereinigt. Dies ist bei Code der Fall, welche es nun schon seit dem Jahre 2002 gibt. 2005 erschien das erste Full-Length "Nouveau Gloaming", vier Jahre danach das neue Werk "Resplendent Grotesque". Doch das Ergebnis ist nicht das, was man erwartet...Es ist besser.

Schon der Opener "Smoother These Crones" jagt einem kalte Schauer durch das Mark und tiefste Verzückung über das Gesicht, für welchen übrigens Fenriz, [Darkthrone], Teile der Lyrics beisteuerte. Code liefern Innovation, Können, Kraft, Emotion und Aggressivität in perfekter Harmonie und Symbiose ab. Man müsste es im Grunde als Psychedellic Black Metal bezeichnen, doch scheint Psychedellic zu einem Trendwort der heutigen Musikszene mutiert zu sein, denn alles, was im Black Metal leichte Clearvocal Affinität zeigt, sogleich als Psychedellic postuliert wird. Doch hier trifft es in der Tat einmal zu, denn Sänger Kvorth singt nicht nur klar, er hypnotisiert seine Hörer, treibt sie in den Wahnsinn, bringt sie zum Nachdenken, um sie postwendend mit fiesen, keifig-hochfrequenten Screams wieder in die Realität zu befördern. Dieser Wandel zwischen Screams und Clearvocals ist ja vom Ansatz her nichts Neues, doch Code bringen es zur Perfektion. Wer sich hier die Texte nicht näher betrachtet, versperrt sich das tiefere Eindringen in die Musik, denn diese stellen die Songs direkt auf eine höhere Stufe; eine anspruchsvollere, aber auch morbidere. Wenn bei "In The Privacy Of Your Own Bones" von paranoiden Eltern mit schizophrenen Gedanken gesungen wird, die ihr Kind zu Bett bringen mit den Worten: "These Lips aren´t really mine"; dann ist dies zum einen Verstörend und aufwühlend zum anderen derart authentisch dargeboten, dass man Gänsehaut bekommt. Musikalisch rangieren Code zwischen treibender Wut, sentimentaler Harmonie, depressiver Schönheit und emotionalen Melodien, welche derart voller Gefühl und Intention sind, dass einem nichts anderes bleibt als diese Scheibe vollends in sich aufzunehmen und mindestens zehn mal zu hören, um keinen einzigen Ton zu verpassen. Das Schlagzeug versteht auch in ruhigen Songs wie "I Hold Your Light" ein ausgefeiltes Drumming zu kredenzen, dass auch vor Mid-Tempo-Double-Bass Parts nicht zurück schreckt, diese auch stets passend in das, so zerbrechlich und krankhaft erscheinende Geflecht einzufügen. Dieses Album lässt einen träumen, gleichwohl dies eher Albträume werden, man wird schlichtweg in andere Welten geführt, voller Geisteskrankheit und Morbidität; Musik bei welcher man wirklich fühlt. Fühlt, was die Musiker ausdrücken wollen; die Kraft spürt die nur Musik zu erzeugen vermag...Augen schließen und die Gedanken kreisen lassen.

"Resplendent Grotesque" ist mit Abstand das beste an Black Metal, was mir in letzter Zeit unter die Finger gekommen ist, eine Platte die nun schon seit Tagen in meinem Player, Auto, Laptop und Ipod rauf und runter läuft und keine Anstalten macht, langweilig zu werden. Im Gegenteil, denn wenn die Texte so langsam in das Langzeitgedächtnis übergehen, ist es noch viel großartiger und aufschlussreicher. Eine dringende Empfehlung, auch live. In diesem Sinne, öffnet euch der paranoiden Gedankenwelt, sie wird euch gefangen nehmen.

Code · Resplendent Grotesque · 2009

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 19.10.2009

9 / 10

Playlist

01 - Smother The Crones
02 - In The Privacy Of Your Own Bones
03 - The Rattle Of Black Teeth
04 - Possession Is The Medicine
05 - Jesus Fever
06 - I Hold Your Light
07 - A Sutra Of Wounds
08 - The Ascendent Grotesque