Würde man Black Metal-Alben nach GRICEschen Konversationsmaximen bewerten, so könnte man Blut Aus Nord eine nahezu vollständige Erfüllung jener attestieren. Wäre Musik an Maximen zu messen, welche auf maximale Nützlichkeit ausgelegt sind, dahingehend eine bestimmte Richtung zu bedienen, so müsste man auch hier den Franzosen höchsten Pragmatismus anerkennen.

„The Mystical Beast Of Rebellion“ ist klar strukturiert. Es gibt keine Titel im herkömmlichen Sinne, sondern Abschnitte; hier „Chapter“ genannt. Von diesen gibt es an der Zahl sechs, welche fein geordnet aneinander gefügt sind. Zwischen diesen einzelnen Klangpassagen ertönt ein beinahe obligatorisches Abtakt-Brummen, das wie ein Pfeiler die Klangwand in Segmente teilt. Fast ist man versucht zu behaupten, man erkennt eine fortschreitende Bewegung, welche sich musikalisch niederschlägt. Eine Bewegung mag auch erkannt werden, doch erweist sich diese eher als ein Kreisen, denn als Gehen. Weder Geschwindigkeit, noch Melodie tragen nennbar Abwechslung in sich.

Doch wird somit der Quantität Rechenschaft getragen, denn Blut Aus Nord machen weder mehr, noch weniger, als unbedingt notwendig. Der stumpf-monotone, beinahe hypnotische Takt wird gnadenlos durch „Chapter I“ bis „Chapter IV“ geprügelt und auch die gleichförmigen Riff-Strukturen sehen wenig Grund, ihrerseits zu variieren. Lediglich im fünften Streich ist merklich Veränderung zu vernehmen, denn man regelt alles runter: Geschwindigkeit, Gesang, Klangfarbe. Doch schon „Chapter VI“ geht wieder nahtlos in das unendliche Kreisen über; ein fast schon ritueller Akt.

In Relation und Modalität lassen sich die Normannen auch nicht gerade gehen. Die Strukturen sind klar, wenig bis keine Verschachtelungen, kaum prägnante Stellen, keine Soli, sporadischer Gesang, aber eine gute Portion Geradlinigkeit. Hier wird Black Metal gespielt, der in seiner Ignoranz und Egalität nur eine Richtung kennt: Vorwärts!

Qualität ist bekanntlich streitbar und hier nicht zwingend die Krone der Erfüllung. Es gibt besser produzierte Platten, doch auch weitaus schlechtere und wer kein Freund von brutal überproduzierten Klangscheiben ist, bekommt hier ein annehmbares Gleichgewicht; rau, aber dennoch differenziert.

Die wichtigste Frage bei Neuauflagen scheint indes aber die der Nützlichkeit. Das Album hebt sich klanglich nicht viel von dem ab, was 2001 in den Läden stand, mit dem kleinen Unterschied, dass anno 2010 drei weitere Kapitel in einer Extra-Pressung beigelegt sind: „Chapter VII“. Dieses auch gleich in dreifacher Ausführung, rein namentlich. Möglicherweise eine Anspielung auf die Zweitband 777? Möglicherweise. Viel wichtiger jedoch, dass hier dem schwarz gestrichenen Doom alle Ehre erwiesen wird und das mit fast gleicher Spiellänge, dafür mit noch weniger Gesang. „The Mystical Beast Of Rebellion“ ist keine schlechte Platte, eine Neigung zur Monotonie sollte man jedoch mitbringen. In diesem Sinne, minütlich grüßt das Rebellions-Biest!

Blut Aus Nord · The Mystical Beast Of Rebellion [Re-Issue] · 2010

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 26.01.2011

7 / 10

Playlist

01 - The Fall: Chapter I
02 - The Fall: Chapter II
03 - The Fall: Chapter III
04 - The Fall: Chapter IV
05 - The Fall: Chapter V
06 - The Fall: Chapter VI
07 - The Fall: Chapter VII
08 - The Fall: Chapter VII
09 - The Fall: Chapter VII