Die schwedischen Walddämonen Blodsrit hassen das Christentum und setzen alles daran, der Öffentlichkeit dies musikalisch mitzuteilen. Um ihre Ziele zu erreichen wenden sie sich dem Black Metal zu und begeben sich in das „Hinterland“ der Imagination, wo sie laut und vernehmlich „Blodsrit against christianity“ fauchen. Man könnte nun meinen, um möglichst viele Mitstreiter zu erlangen, versuche man sich an ausschweifenden, mitreißenden und fantastischen Melodien, setze eine menge Effekte und Klangwerk ein, um derart bombastisch zu klingen, dass die christianisierte Welt vor Angst schlichtweg einen Rückzug macht. Doch nein, Blodsrit sind anders.

Es ist wahrhaft erstaunlich, weshalb man sich diese Platte beim ersten Hörkontakt bis zum Schluss anhört, denn „Hinterland“ ist von ausgeprägtem Purismus gezeichnet. Puritanische Misanthropie könnte man sagen, wie sie schon von den Herren Dimmu Borgir proklamiert wurde. Doch der große Unterschied ist eben der, dass die Norweger alles Erdenkliche in Klang und Ton investiert haben und die Schweden hingegen ihre Kraft in der Einfachheit suchen; und letztlich auch finden.

Trotz der banalen Riffs, die von reinster Simplizität zeugen, dabei weder Anspruch, noch Innovation bieten, ergänzt durch das wohl schlichteste, gradlinigste Drumming, welches weder von großer Kunst noch Geschwindigkeit geprägt ist, schaffen es Blodsrit, dass der Hörer sich nicht beschämt abwendet und das Weite sucht. Woran liegt dies aber?

Das „Hinterland“ dieser Herren ist voller Atmosphäre, steckt voller Kraft, welche sich aus Dunkelheit, Nebel und hasserfülltem, Galle-gleichem Gesang erbaut. Sänger Naahz speit seine Hasstiraden durch die Luft und wird nur durch eine schlichte, treibende und stets rhythmische Grundmelodie begleitet. Er beißt sich durch die Gesellschaft und hinterlässt dort tiefe Wunden, wo man ihn erhört. Nur in vereinzelten Situationen ist ein Hauch von Solo zu erhaschen, eine weiterführende Melodie. Doch dieser Hauch währt indes nicht lange und vergeht so schnell wie er sich bot. Jedoch verweilt dieser Moment im Geiste des Hörers und er ist von dieser Sekunde fasziniert in einem Maße, dass man ihn sofort erneut zu konsumieren vermag.

Es ist fast schon beeindruckend, wie ein derart frugal, doch stets ordentlich gestaltetes Album so nachhaltig wirken kann und eine derartige Kraft entwickelt. Weniger ist manchmal mehr. Ein Sprichwort, welches sich die Nordmänner sichtlich eingeprägt, jedoch nebenbei auch verstanden haben, welche Wenigkeit schließlich zum Ziel führt. „Hinterland“ muss zweimal gehört werden, danach lässt es einen nicht mehr los. Ein spartanischer Siegeszug der Wut. In diesem Sinne, die Waldgeister rufen zur Schlacht!

Blodsrit · Hinterland · 2007

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 06.04.2010

7 / 10

Playlist

01 - Intro - Illusion
02 - Hinterland
03 - Revolutionary Warfare
04 - Sverige
05 - Serving The Harlot
06 - Rasa
07 - The Last Moans Of Hope
08 - Skymningsdyster
09 - Jordisk Dvala Och Andlig Död
10 - Outro - Disillusion