Einmal Venedig ohne Rückfahrschein, bitte! Gewagt haben das sechs energiegeladene Wahl-Leipziger (gebürtige Meeraner) mit dem fast schon philosophischen Namen Deadend in Venice. Im Sommer 2011 startete die Band mit ihrem Debütalbum „See You On The Ground“ durch, das in den Kick The Flame Studios des Disillusion-Frontmanns Andy Schmidt geschmidted, Verzeihung, geschmiedet wurde.

Neun frische Melodic-Death-Metal-Songs sind auf der Scheibe zu finden, die fast alle durch die Konstellation „Frauenstimme trifft auf harten Growler“ dominiert werden. Ja, schon wieder hat es jemand gewagt, und im Endeffekt ergänzen sich Growls und Gesang hier ganz gut. Darüber hinaus vereint die Band ihre Inspiration durch die namhafte Göteborger Schule – das heißt feurige Gitarrenkoloraturen, deftige Drums, einprägsame Melodien – mit ganz eigenen Ideen.

Thematisch spielt die Band mit der inhärenten Sackgassen-Symbolik des Acqua-alta-Problems in Venedig, zuerst im Bandnamen, dann auch auf dem Debütalbum: Let’s be real. Die Welt ist voller Mist und wir kommen hier nicht weg – machen wir das Beste draus! In diesem Sinne beschäftigt man sich textlich mit Gehirnwäsche und Freiheitsmangel („Brain Execution“), kritisiert die Oberflächlichkeit der Generation Paris Hilton („Dirty Little Princess“), zeigt aber selbstkritisch auch auf persönliche Ängste („Personal Decay“,
„The Monkey in my Closet“).

Zugegeben, das junge Melodic-Death-Metal-Sextett begibt sich mit seinem Debüt nicht gerade auf unerforschte Pfade. Dennoch möchte ich an dieser Stelle anmerken, dass der oft erwähnte Vergleich mit Deadlock irgendwie schon an den völlig verschiedenen Stimmfarben der beiden Frontdamen scheitert. Natürlich hat man sich an Vorbildern orientiert (das tun schließlich alle), und doch fördern Deadend in Venice nach nur drei Jahren Banderfahrung gekonnt ihren eigenen Stil zutage. Zudem war ich sehr dankbar für den Abwechslungsreichtum, was gesungene und gegrowlte Songparts angeht, wodurch der Refrain nicht immer als Melodie-Teil verenden muss und die Songgestaltung insgesamt
persönlicher und weniger berechenbar wird. Die Platte findet mit „Tomorrow Never Comes” einen energiegeladenen, einprägsamen Abschluss.
Fazit: Im Großen und Ganzen ein recht gelungenes Debüt.

Deadend in Venice · See You on the Ground · 2011

Redaktion

verfasst von Madword
vom 26.01.2012

7 / 10

Playlist

01 - Hate Sweet Hate
02 - Personal Decay
03 - Brain Execution
04 - War
05 - Long Way Home
06 - Last Chances
07 - The Monkey in My Closet
08 - Dirty Little Princess
09 - Tomorrow Never Comes