So wenig der traditionelle Hardcore noch an neuen Impulsen zu bieten hat, so fruchtbar erweist sich die nächste Ausbaustufe Post-Hardcore, die praktisch mit allem gemischt werden kann. Vor allem Sludge, Stoner und Doom scheinen für immer neue musikalische Nuancen gut zu sein. Bei diesen Genres denkt man natürlich an all die großen amerikanischen Namen (Mastodon, Baroness, Eyehategod etc.), aber auch die Europäer sind auf dieser Schiene immer für eine Überraschung gut. Und die Überraschung lautet in diesem Fall Zatokrev, eine Schweizer Band, die einfach mal so mit einer der besten Genreplatten des Jahres um die Ecke kommt.

Eigentlich geht es den Schweizern ja ziemlich gut im europäischen Jammervergleich, umso unerwarteter erschlägt einen der Geschrei von Sänger Frederyk Rotter gleich im ersten Lied „Goddamn Lights“. Viel verzweifelter kriegt es auch die depressivste Black Metal Kombo nicht hin. Und das ist erst der Anfang auf Zatokrevs neuer Platte „The Bat, the Wheel and a Long Road to Nowhere“. Zwischen barbarisch krachenden Gitarren erhebt sich monumentaler Choralgesang, implodiert der Sound um den Schlagzeug Platz für ein Solo einzuräumen, ertönen plötzlich urtraurige Post-Rock-Klänge und rollt am Ende doch wieder die unbarmherzige Sludge-Welle. Und das alles schon im ersten Song!

6 Jahre haben sich die Schweizer Zeit gelassen für ihr drittes Album und ihr Line-Up fast komplett gewechselt. Vergleicht man das neue Album nun mit seinen Vorgänger, scheint das der musikalischen Qualität durchaus gut getan zu haben. Die Songs sind gut durchdacht und mit einigen unerwarteten Momenten gespickt. Zum Beispiel die Southern-Rock-Klänge in „9“ oder das nur von Bass und Klargesang getragene Intro zu „Angels of Cross“. Natürlich ist dieses Album ein schwer verdaulicher Brocken und bei einer Spielzeit von 74 Minuten gibt es auch immer mal etwas Leerlauf in den Songs. Dadurch erwischt eine der nächste große Zusammenbruch jedoch nur umso schwerer.

Besonders herauszuheben ist der grandios gelungene Sound. Während sonst im Genre gerne mit Dreck um sich geworfen wird, bis sich auch die letzte Note einem unbarmherzigen Bassrauschen unterwirft, finden Zatokrev für ihre Songstrukturen genau die richtige Mischung aus Brachialität und Klarheit. Der Bekanntheitsstatus des Baseler Quartetts sollte sich mit dieser Platte und der Förderung durch Candlelight Records deutlich erhöhen. Zu wünschen wäre es Zatokrev definitiv.

Zatokrev · The Bat, the Wheel and a Long Road to Nowhere · 2012

Redaktion

verfasst von Furfighter
vom 04.08.2012

9 / 10

Playlist

01 - Goddamn Lights
02 - 9
03 - Rodeo with Snakes
04 - Medium
05 - The Wheel
06 - Feel the Fire pt. 1
07 - Feel the Fire pt. 2
08 - The Bat
09 - Angels of Cross