Endlich ist es soweit und die neue PartySan DVD ist fertig und bereit dem Zuschauer eines der extremsten Festivals Europas näher zu bringen.
Zuerst fällt einem die durchaus gelungene Gestaltung der Verpackung und Menüs auf. Auf zwei DVDs werden fast alle Bands mit einem oder zwei Songs gefeatured und man bekommt einen Einblick in die Vorbereitungen und die Abläufe hinter der Bühne.
Die Liveauftritte kommen allesamt recht professionell rüber und man kann sich beim Genießen der ganzen Kameraeinstellungen garnicht mehr daran erinnern, soviele Kameramänner gesehen zu haben. Dabei vermisst man im Vergleich zu DVDs vom Wacken oder dem With Full Force vielleicht ab und an einen Kameraarm für noch beeindruckendere Schwenks, dennoch leistet die Filmcrew einen verdammt guten Job, die Livestimmung einzufangen. Auch von der Soundfront gibts nur erfreuliches zu berichten und so ballern eigentlich sämtliche Bands ordentlich differenziert durch die Boxen, einzig die Aufnahmen von Hate hätten etwas mehr Bumms vertragen können, aber das ist nur Erbsenzählerei...
Hat man es sich nun vor der heimischen Glotze mit ein paar Bier und vielleicht seinen besten Freunden bequem gemacht, fällt auf, dass jene Bands, die auch Live voll überzeugen konnten nun erst Recht alles auseinander nehmen. Helrunar zum Beispiel lassen mit ihrem eisigem "Dreifachdorn" einen wohligen Schauer nach dem anderen den Rücken runterlaufen. Andererseits wirken Eroded auch aus der Retorte wie eine Opener Band mit zuwenig Erfahrung. Natürlich fließt bei der Nachbetrachtung der großen Sause auch die Erinnerung an den damaligen Moment ein und so wirken die gut in Szene gesetzten Kataklysm wie auch damals etwas unsicher und steif. Diese Einschätzung bleibt allerdings höchst subjektiv.
Zur Songauswahl gibt es zu sagen, dass hauptsächlich wirkliche Highlights ausgewählt wurden, Marduk und Naglfar werden perfekt repräsentiert, allerdings hätte man sich zum Beispiel von Turisas das wirklich geniale Metalmedley gewünscht in dem die Finnen zum Beispiel eine sehr eigene Interpretation von Lambada zum Besten gaben. Als Anhänger des Hoffmeisters hätte ich mir auch den von Rompeprop angestimmten David Hasselhoff Klassiker "DU" gewünscht. Aber das Leben ist ja kein Ponyhof und man denkt sich bei keiner Band: "Scheisse, warum haben die den schwächsten Song ausgewählt?!"
Insgesamt wird die musikalische Seite des Festivals also mehr als würdig abgehandelt, aber was wäre ein Festival ohne die kleinen Anekdoten am Rande? Und so nimmt sich die zweite DVD in Teilen dem Phänomen des gemeinem Festivalpilgerers an und zeigt wie aus - mehr oder weniger - "normalen", in die Gesellschaft integrierten Menschen eine trinkende, dreckig-schwarze Masse wird, die scheinbar nur Krach und das nächste Bier im Kopf hat...
Ganz klar ein absolutes Highlight, was leider nach acht Minuten auch schon wieder vorbei ist. Hier wäre noch mehr drin gewesen, einige kreative Zeitvertreibe, wie das grandiose "Human Bowling" haben ihren Weg in diese Abteilung leider nicht gefunden. Irgendwo muss allerdings ein Schlußstrich gezogen werden, bevor der Jugendschutz noch aufmerksam wird oder sich jemand für sein Verhalten vor Gericht verantworten muss. Weiterhin finden sich Interviews mit Veranstalter und einigen Bands die sich anscheinend alle ihren Auftritt mit Alkohol bezahlen ließen. Nifelheim schießen hierbei ganz klar den Vogel ab. Nur soviel: "My mom told me to come to Germany and piss on this record"...
Insgesamt wird also ein wirklich gelungener Überblick über die vielleicht schönsten Tage des jahres geliefert, der gerne auch noch etwas umfangreicher ausfallen könnte. Dennoch sollten zwei Dinge damit auf jeden Fall erreicht sein: Jeder damals Anwesende wird sich mit einem Grinsen und ein wenig Wehmut auf den Acker bei Bad Berka zurückversetzt fühlen und die daheim Gebliebenen werden sich voller Neid fragen, was sie eigentlich in jenen Tagen im August gemacht haben.
Ein Geschenk für die ganze Familie also...