Die Japaner haben einen Schaden. Und das nicht erst seit Fukujima (zu früh?). Kein anderes Volk schafft es mit seiner Kultur und den daraus resultierenden Errungenschaften gleichzeitig so bizarr, eklig und witzig zu wirken. Sigh wissen um ihre Volkskultur und zelebrieren diese auf „In Somniphobia“ so gnadenlos, dass man praktisch die gesamte Stunde Musik mit offenem Mund vor seinem Abspielgerät sitzt und keinen blassen Schimmer hat, was dort abgeht.
Greifen wir uns zum Beispiel mal das Lied „The Transfiguration Fear“ heraus: Hammondorgel, Bongos und ein Horrorrock-Riff läuten den Song ein, bevor auf eine catchy Symphony Metal Melodie der eingängigste Refrain des Monats erklingt. Der folgende Verse wird immer wieder um kleine hardrockeske Elemente variiert und schließlich auch noch mit 80er Jahre Claphand-Effekten ausgestattet. Natürlich nur, damit dann Hammondorgel, Gitarre und Saxophon einen kleinen Soli-Battle austragen können. Achso, die Vocals sind natürlich leicht blackmetallisch und am Ende wird die Refrainmelodie noch auf ein Glockenspiel gepfiffen. Und das alles in 5 Minuten!!!
Sigh waren ja schon immer verrückt, wenn vielleicht auch früher noch deutlich von Cradle of Filth inspiriert. Die Zeiten klarer Einordnung sind aber vorbei. Irgendwo zwischen Avantgarde, Jazz und 80s Synthie Metal spielen die Japaner ohne Hemmungen mit jedem Stilmittel ihrer Wahl und erschaffen auf „In Somniphobia“ im Akkord neue spannende Klangwelten. Das ist natürlich nichts für verkniffene Trve-Metaller, alle anderen erleben hier aber garantiert die außergewöhnlichste und spannendste Metalscheibe des Jahres. Zumindest kann ich mir nichts Verrückteres vorstellen. Aber gut, das dachte ich auch bei Deathpanda und Babymetal. Toppen kann das aber in jedem Fall nur ein Japaner…