Mitte der 90er war Death Metal praktisch tot. Der Markt war übersättigt mit Bands, die zwar einen Plattenvertrag in der Tasche hatten, aber keinen eigenen Stil. Selbst genreprägende Bands hatten Schwierigkeiten neue Impulse zu setzen und sich von den uninspirierten, unoriginellen Bands abzuheben. Die zweite Welle des Death Metal verebbte so schnell wie sie gekommen war und machte Platz für die dritte Welle des Black Metal. In diesem Umwälzungsprozess blieben auch Pestilence auf der Strecke. Und das obwohl die Holländer 1989 mit ihrem zweiten Album „Consuming Impulse“ die Entwicklung des Death Metal maßgeblich mitgestalteten und Martin van Drumens gutturaler Gesang damals ein absolutes Novum in der metallischen Musik darstellte.

Ich will Pestilence nun nichts unterstellen, aber zur Zeit scheint man mit Reunions nochmal richtig Geld abschöpfen zu können. Manche dieser Wiedervereinigungen sind äußerst fragwürdig wie At The Gates Abschieds-Reunion-Wasauchimmer oder Twisted Sisters Weihnachtsalbum, aber es gibt auch positive Beispiele wie z.B. Grave die sich 2002 eindrucksvoll „Back from The Grave“ gemeldet haben oder Obituary, die nach leichten Anlaufschwierigkeiten wieder zu alter Stärke gefunden haben.

Wer sich nach langer Zeit wieder in den Proberaum schwingt, muss nicht nur etwas zu erzählen haben, sondern auch den aktuellen technischen Standard bedienen können. Zumindest das zweite gelingt Pestilence ganz ordentlich. Das Album klingt schön organisch und kraftvoll. Das Songmaterial ist dagegen allerdings ziemlich kraftlos, meist werden einfach nur Riffs aneinandergereiht und mit einem Tom-Roll verbunden. Die Soli sind häufig kaum mehr als übertriebenes Gefrickel und die Rhythmusgitarren ballern ohne Atempause vor sich hin, wodurch das Album schwer greifbar wird. Das führt zu schnellen Abnutzungserscheinungen; spätestens nach der halben Spielzeit hört man nur noch mit einem Ohr zu. In einem Jahr unglaublich starker Death Metal Veröffentlichungen fällt „Resurrection Macabre“ doch deutlich zurück. Von einstigen todesmetallischen Glanztaten wie „Consuming Impulse“ ist nicht viel zu merken und an progressive Experimente wie auf „Spheres“ traut man sich gar nicht erst ran.

Man kann sich nun böse fragen, ob es einen guten Grund für die Auflösung von Pestilence gab, ganz sicher lässt sich jedoch feststellen, dass den Holländern mit „Ressurection Macabre“ kein großer Wurf gelungen ist. Ohne den bekannten Namen würde dieses Album in der Versenkung verschwinden.

Pestilence · Resurrection Macabre · 2009

Redaktion

verfasst von Furfighter
vom 11.06.2009

6 / 10

Playlist

01 - Devouring Frenzy
02 - Horror Detox
03 - Fiend
04 - Hate Suicide
05 - Synthetic Grotesque
06 - Neuro Dissonance
07 - Dehydrated II
08 - Resurrection Macabre
09 - Hangman
10 - Y2H
11 - In Sickness & Death