Manchmal ist es ganz gut, wenn man nicht der Erste ist. Im Falle von „Death Magnetic“ kann man sich so ganz gemütlich zurücklehnen und über die Meinungen der Mainstream-Medien schmunzeln. Wenn Meinungen wie Arschlöcher sind, dann ist das neue Album ein verdammt großer Arschlochmagnet...

Vom „Heldenbariton“ Hetfields und dem „Doublebass Bombardement“ Ulrichs ist da in der Süddeutschen Zeitung die Rede, für Spiegel Online sind die neuen Songs „ausgetüftelt arrangiert wie ein Techno-Track“ und selbst die Bild kündet von den „harten Rockern mit dem großen Herz!“

Abseits des besten Beweises für die Mainstreamtauglichkeit Metallicas finden aber auch in den kleinen Foren unbekannter Websites rege Diskussionen statt. Von dem lautesten Album aller Zeiten und der gnadenlosesten Abmischung in der gesamten Musikindustrie ist da die Rede und es ist nicht als Kompliment gemeint...

Im Kampf um die Lautstärke, den sonst die großen Popbands ausfechten, ist „Death Magnetic“ der neue König. Bis an die Grenze zum Hörbaren und darüber hinaus soll das Album abgemischt sein und jeder, der sich nicht beim letzten Festival die Gehörgänge zerschossen hat, muss hier zustimmen. In der Verkaufsversion clippen die Songs an manchen Stellen so brutal, dass plötzlich von der Gitarre bis zum Becken einfach alles scheppert. Die erste Single „The Day That Never Comes“ soll dabei als Referenz herhalten: Der Song zollt der Radiotauglichkeit seinen Tribut, indem alles auf eine Lautstärke gezogen wurde. Dadurch sind die leisen Parts zu Beginn schön laut, wenn dann aber die eigentliche lautliche Steigerung kommen soll, ist kein Platz mehr nach oben und das Debakel nimmt seinen Lauf.

Schade, weil das Material auf Death Magnetic vielleicht das Beste ist, was Metallica seit 20 Jahren geschrieben haben. Hetfield und Hammett sind definitiv auf der Höhe der Zeit, die Rhythmusgitarre treibt richtig nach vorne und auch die Soli sind deutlich mehr als technisches Gefrickel. Trujillos Bass ist hörbar - nichts Selbstverständliches für Metallica und zu Ulrichs „Doublebass Bombardement“: Der Mann spielt 75 Minuten denselben Uffta-Uffta Beat. Mal schnell, mal langsam – auch mit 45 Jahren ist da deutlich mehr drin...

„All Nightmare Long“, „Suicide and Redemption“ oder „My Apocalypse“ sind Beispiele für die schönen Momente auf Death Magnetic. Aber es gibt auch Schatten: „The Unforgiven III“ ist überflüssig und nicht mehr als Leichenfledderei und sonst kranken viele Songs an genau einem Problem: Sie sind zu lang. Unter sieben Minuten Länge geht fast nichts, was leider viele Riffs nicht hergeben. Klar freut man sich als Fan über 75 Minuten Spielzeit, aber nicht um jeden Preis...

Hätte ich 100€ für die Super-Special-Sarg-Edition ausgegeben, ich käme mir angesichts des Masterings verarscht vor. Nach den Aussagen der beteiligten Toningenieure liegt die Schuld allein bei Produzent Rick Rubin, der für diesen Mist einen Satz heiße Ohren verdient hat. Ich ziehe dafür konsequent einen Punkt von einem Album ab, dass seine guten Momente hat, sich aber oft wie Kaugummi zieht. Dass Metallica ihre alten Alben nicht mehr steigern können, muss jeder anerkennen. Aber es scheint so, als hätten sie zu viel gewollt in dem ständigen Drang, es immer wieder allen beweisen zu müssen.

Metallica · Death Magnetic · 2008

Redaktion

verfasst von Furfighter
vom 19.09.2008

6 / 10

Playlist

01 - That Was Just Your Life
02 - The End of the Line
03 - Broken, Beat & Scarred
04 - The Day That Never Comes
05 - All Nightmare Long
06 - Cyanide
07 - The Unforgiven III
08 - The Judas Kiss
09 - Suicide & Redemption
10 - My Apocalypse