Dafür, dass Medeias neues Album „Abandon All“ heißt, hält es sich doch erstaunlich streng an die derzeitigen Genre-Spielregeln. Genauso geradlinig, wie der Einstieg in diese Rezension, ist auch der Nachfolger zu ihrem 2008 veröffentlichtem Album „Cult“. Irgendwo zwischen Metalcore, Deathcore und Death Metal bedienen die Finnen alle gängigen Klischees, vom daueraggressiven Shout-Scream-Growling über absolut typische Standard-Riffs bis zum merkwürdig bunt-verspielten Cover (inklusive Kopf-Fötus).

Ebenfalls modern ist ja gerade der Verzicht auf Breakdowns. Zu diesem musikalischen Trick 17 aus der Mottenkiste ist nämlich sowieso alles gesagt und wenn man sein Album nicht künstlich strecken muss, darf man auch gerne drauf verzichten. Das dürfte beim nächsten Konzert auch das ein oder andere wütende Kiddie davon abhalten, die Windmühle auszupacken. Ansonsten gehe ich jede Wette ein, dass der geneigte Genre-Fan dieses Album nicht unter 10 anderen aktuellen Veröffentlichungen raushören könnte. Ganz im Gegensatz zur neuen The Black Dahlia Murder-Scheibe, die zwar ebenfalls mit furchtbarem Cover, dafür mit deutlich individuellerer Musik aufwartet.

Das klingt jetzt alles viel schlechter, als das Album letztlich ist. Ab und zu blitzt doch etwas Kreativität auf, z. B. im Einsatz weiblichen Gesangs und ordentlicher Keyboard-Verwendung; außerdem sind alle Band-Mitglieder ordentliche Handwerker und die Produktion ist adäquat. Fans von Heaven Shall Burn, härteren Caliban oder den erwähnten Blumen-Mördern dürfen also durchaus einen Blick riskieren (wenn sie TBDMs „Ritual“ noch nicht haben). Der Rest zuckt mit den Schultern.

Medeia · Abandon All · 2011

Redaktion

verfasst von Furfighter
vom 20.06.2011

6 / 10

Playlist

01 - We All Fail
02 - Suffocation Diuturnal
03 - The Ultimate Disconnect From Humanity
04 - In Motionless Decay
05 - The Burning
06 - Abandon All
07 - Stigmata
08 - The Will To Dominate
09 - The Undistinguished Name
10 - Centurions