Werte Illdisposed-Fans:
Was ich jetzt zu sagen habe, dürfte sie erzürnen. Ein Zugang zu den früheren Alben der „eierlosen Nutten aus dem schwulen Norden“ blieb mir leider verwehrt. Auch wenn sie mich auf der Bühne immer schnell in ihren Bann ziehen konnten und ich die dümmlich/trunkenen deutschen Ansagen von Frontsau Bo sehr erheiternd fand, die elektronischen Spielereien der Studioveröffentlichungen bereiteten mir Unbehagen.
Versteht mich nicht falsch, durchaus bin ich experimentellen Metalbands eher positiv eingestellt. Mein Salut geht an die Bands, die ständig an den Grenzen der Metalgenres kratzen und mit viel Risiko neue Wege gehen. So habe ich den harten, direkten (durch elektronische Effekte erweiterten) Death Metal der Dänen immer respektiert, jedoch nicht gemocht.
Aber es hat sich was verändert im Staate Dänemark: „Ich wittre Morgenluft!“ Denn plötzlich spielen die Jungs nur noch harten, direkten Death Metal. Und zwar verdammt gut. „The Tension“ legt gleich richtig los und wirft sowohl schnell, als auch langsam mit verdammt fetten Riffs um sich. „Weak is Your God“, „A Song Of Myself“ oder auch „Your Devotet Slave“ schlagen in dieselbe Kerbe: Schwere, Melodie und Wucht, das sind die Zutaten mit denen hier eine dänische Delikatesse nach der anderen gereicht wird. Das geilste Stück Musik mit einem Riff, knackiger als jedes Smorrebrod ist jedoch „Ich bin verloren in Berlin“, in dem Bo mal wieder seine Deutschkenntnisse raushängen lässt.
Es gibt jedoch ein Problem, besonders bei sehr häufigem Hören in kurzen Abständen. Viele Songs, vor allem zu Beginn, ähneln sich doch recht stark. So könnte es schnell zu einem Sättigungsgefühl kommen, denn der große Aha-Effekt bleibt aus. Letztendlich ist „The Prestige“ halt doch nur ein hartes, direktes Death Metal Album ohne viele Schnörkel oder Überraschungen, jedoch mit einer Unmenge an Groove. Freunde früherer Illdisposed sind sicher enttäuscht, Freunde ganz früher Illdisposed könnten die aktuelle Entwicklung mit Wohlwollen betrachten und Freunde des, ihr ahnt es, harten und direkten Death Metal sollten auf jeden Fall einen Blick riskieren. „Der Rest ist Schweigen!“