Finnland ist ja das „Promised Land Of Heavy Metal“, wie wir in der gleichnamigen Doku gelernt haben. Abseits von Entombed oder Carcass verbindet man aber mit dem Land der tausend Seen eher melancholischen Metal wie Black Sun Aeon oder Swallow The Sun. Diese Erwartungshaltung wird auch durch das Intro von „Deathmask“ gestützt. Allerdings nur solange, bis mit „Contamination“ schließlich die Hölle losbricht.
Denn Carnalation spielen ultraschnellen, brutalen Death/Grind, wie man ihn eher von einschlägigen amerikanischen Bands erwarten würde. Ultraschnell bedeutet in diesem Fall eine Geschwindigkeit am physikalischen Limit, was ein menschlicher Körper mit zwei Holzstöcken auf Trommelfellen erreichen kann. Wirft man einen Blick auf die Live-Videos der Band, ist man durchaus versucht zu glauben, dass Drummer Henri Yli-Rahko das Geprügel auch reproduzieren kann. Zumindest solange, bis seine Handgelenke Feuer fangen.
Glücklicherweise ist Geschwindigkeit nicht der einzige Trumpf von Carnalation, die Jungs können auch Riffs schreiben. Diese Riffs sind zwar häufig technisch anspruchsvoll, aber nie auf Origin-Wichslevel. Stattdessen wird viel mit Strumming und Harmonien gearbeitet, was sie nah an goldene Kronos-Zeiten heranrückt. Der einzige Wehrmutstropfen ist die etwas knappe Spielzeit von 35 Minuten. Da scheinen noch die Grindgene zu wirken. Das ist dann besonders schade bei Songs wie „I am God“, den man mit seinem Wechsel aus Hyperblaststrumming und groovigen Triolenchorus ohne Probleme auf die doppelte Länge strecken könnte. Allerdings bleibt das Album so frisch und bietet sich immer wieder für den kleinen Blast zwischendurch an. „Deathmask“ ist das ideale Entspannungsalbum für die beschissenen Tage des Lebens (also für jeden Tag) und Carnalation stecken erschreckend leicht den Großteil der amerikanischen Konkurrenz in die Tasche.