Konzeptalben sind eine schwierige Sache. Besonders, wenn man sich ein allgemein bekanntes Thema zum Objekt seines musikalischen Schaffens wählt. Nicht nur die Hörer haben in diesem Fall sofort ihre eigenen Erwartungen, auch muss erstmal ein gemeinsamer Nenner mit den Bandkollegen gefunden werden. Nun, im Fall von Arathorn hat sich zumindest der zweite Punkt erledigt.
Als Vor 11 Jahren das Debut Album erschien, umfasste Arathorn noch drei Mitglieder. „Niemals Krönender Als Was Einst War“ konnte mit seinem rauen Pagan Black Metal einige Beachtung im Untergrund erlangen und verschaffte den Berlinern einen Deal mit Folter Records. Danach wurde es still um Arathorn. Die beiden Gitarristen wechselten zu Nox Intempesta und übrig blieb Sköll, vormals Drummer und jetzt Alleinunterhalter.
Thematisch wird die Geschichte Siegfrieds erzählt, Drachentöter und tragischer Held des Nibelungenliedes. Die Texte sind durchgängig auf Neuhochdeutsch, bis auf den letzte Song „Ragnarök“, der auch thematisch aus dem Rahmen fällt und sich mit den teilweise englischen Lyrics abgrenzt. Auch der erste Song „Am Tage der letzten Schlacht“ dreht sich eher um die germanische Vorstellung vom Weltuntergang als um Siegfrieds Schicksal. Musikalisch findet sich eine Zweiteilung: Dominierend ist die akustische Gitarre und klarer Gesang. Skölls Stimme ist zwar gewöhnungsbedürftig, trifft jedoch die Töne zielsicher. Als Gegenstück dazu gibt es immer wieder schwarzmetallische Ausbrüche, die dann sehr keyboardlastig so etwas wie Bombast vermitteln wollen. Das gelingt nur mäßig, der Sound ist an diesen Stellen als matschig zu bezeichnen, Schlagzeug und Keyboard bekommen zu viel Aufmerksamkeit. Als Beispiel können hier Kapitel II und III dienen: Auch wenn das Schlagzeug extrem pumpt und die Synthesizer die ehemals rauen Riffs ohne Probleme weichspülen – die Melodieverläufe können allgemein als gelungen, wenn auch sehr simpel bezeichnet werden. Bei „Hagens Verrat“ stellt sich schließlich noch ein weiteres Element in den Vordergrund: die Flöte. Natürlich wird auch hier leider wieder massiv mit künstlichen Geräuschteppichen gearbeitet, was in seiner Gesamtheit schnell zu nerven beginnt. Dabei kommt das Material nie so richtig in Schwung, sondern dümpelt eher im mittleren Tempo vor sich hin. Hier wurde viel Potenzial verschenkt.
Die Verarbeitung des Nibelungenstoffes kostete Wagner über 30 Jahre. Sköll brauchte deutlich weniger Zeit und ist auch deutlich von einem Weltepos entfernt. Wer sich generell für Pagan Metal mit hohem Akustikanteil und jeder Menge Keyboard begeistern kann, darf hier gerne einen Blick riskieren. Uneingeschränkt ist „Treue und Verrat“ jedoch nicht zu empfehlen, dafür hapert es an zu vielen Stellen. Vor allem Freunde des rauen, schnellen Pagan Metal dürften mit „Treue & Verrat“ wenig Spaß haben.