Achtung, Rätsel für ausgewiesene Musikexperten: Was für Musik machen Amenra, wenn sie bei einem Indie-Label namens „Neurot Recordings“ sind, welches den Neurosis-Jungs gehört? Richtig: dubsteppigen Korean-Pop!
Natürlich nicht, Amenra sind deutlich von der Musik ihrer Labelchefs inspiriert. Während sich Neurosis ein wenig aus der unbarmherzigen Ecke herausbewegt haben, stecken Amenra mittendrin in der ganz harten Hoffnungslosigkeit. Durch die harschen Vocals und die häufigen Wechsel zwischen ruhigen und krachenden Momenten erinnern sie damit an Downfall of Gaia oder Planks, zwei Bands, die in diesem Jahr starke Alben veröffentlicht haben. Mit diesen Bands müssen sich Amenra messen lassen und ziehen dabei leider den Kürzeren. Die Belgier sind nämlich ein One-Trick-Pony und zeigen einfach zu wenig Abwechslung in den knapp 40 Minuten, die dem Hörer deutlich länger vorkommen. Jeder Song hat die gleichen Riffstrukturen und Übergänge, die Songs auseinanderzuhalten fällt auch nach 20 Durchgängen nicht leicht.
Was Amenra den Arsch rettet, ist ihre Fähigkeit, eine Stimmung aufzubauen, die zwischen bedrohlich, verzweifelt und beschwörend liegt. Der Effekt wäre sogar noch deutlich stärker, wenn „Mass V“ nicht so berechenbar wären. Dabei muss man ja gar nicht in Neurosis-Gefilde eintauchen und den Dudelsack auspacken. In einem Jahr voll starker Doom/Sludge-Releases und vieler mutiger Bands scheinen Amenra zu sehr auf Nummer sicher zu gehen, was gerade in diesem Genre eigentlich eine Todsünde ist. So bleibt ein typisches Genrevertreter, dass eher durch Stimmung als durch Ideen überzeugt. Wen die Atmosphäre richtig erwischt, darf noch 1-2 Punkte draufschlagen.