Dass Through The Eyes Of The Dead überhaupt noch die Energie aufbringen können, ein neues Album zu stemmen, ist beachtlich. Immerhin haben sie nie über einen längeren Zeitraum ein stabiles Line-up aufbieten können, was das Touren und insbesondere die Arbeit an neuem Material ungemein erschwert haben dürfte. Auf music-scan.de äußerte sich Gitarrist Justin Longshore – als letztes bestehendes Gründungsmitglied der Band – zur Zeit zwischen "Malice" und dem nun erschienenen "Skepsis" so: "Es war eine hektische Zeit, die an die Nerven ging. Wir kamen von unserer Tour mit As I Lay Dying heim und prompt stiegen drei Mitglieder aus. [...] Pech zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte unserer Gruppe. Through The Eyes Of The Dead haben längst eine traurige Routine darin, mit dieser Art von Rückschlägen umzugehen."

Dass jedoch mit Shouter Danny Rodriguez, Drummer Mike Ranne und Gitarrist Chris Henckel ein wirklich grandioser Ersatz für die vorherige Besetzung gefunden wurde, beweist "Skepsis" ohne jeden Zweifel. Die Veränderungen zum 2007er Album "Malice" sind deutlich spürbar in einer Hinwendung zum tempo- und abwechslungsreichen Death Metal à la The Black Dahlia Murder. Das geht nach dem Intro im ersten Song "Dementia" soweit, dass man geradezu "skeptisch" wird, ob es sich bei "Skepsis" nicht doch um eine Scheibe der eben genannten Band handelt. Ultraschnelle Thrashrhythmen, geblastete Breaks, fiese Panzer mit dem typisch variablen Gesang nach Art von Trevor Strnad.

Und doch bleibt einem so ziemlich die Luft weg, wenn man den die ersten vier Minuten überstanden hat. Denn die Jungs, die seit ihrer 2005er Veröffentlichung "Bloodlust" bei Prosthetic Records unter Vertrag stehen, gehen technisch äußerst versiert zu Werke und bieten auch hier und da Brutalo-Mosh der deftigen Sorte, wie etwa in "No Haven".

Gitarrist Justin Longshore, der Morbid Angel, Cannibal Corpse und Death als tragende Einflüsse seines Schaffens bezeichnet, hat zur Stileinordnung seiner Musik übrigens die Meinung: "Wir wurden schon mit vielen verschiedenen Labeln belegt, doch die meisten gingen am Kern unserer Musik vorbei. Dabei ist es so einfach: Wir sind eine Metal-Band, die Elemente aus dem europäischen Death und amerikanischen Hardcore zusammen bringt." (music-scan.de)

Darüber kann sich im Endeffekt jeder selbst ein Bild machen. Fest steht, dass "Skepsis" einfach nur nach vorne geht und mit enormen Spielwitz und viel Brutalität jeden anspruchsvolleren Hörer todesmetallischen Materials überzeugen sollte. Einzig das Interludium "Insomnium", das stark an Zwischenstücke von God Dethroned denken lässt, überzeugt nicht zu einhundert Prozent. Sollte sich das Quintett aus South Carolina neben ihren guten songwriterischen Ideen auch noch diese überragende Leichtigkeit des Seins in ihrem Spiel aneignen, die The Black Dahlia Murder auszeichnet, dann sind sie aus der Szene nicht mehr wegzudenken. Und man kann in diesem Zusammenhang nur hoffen, dass das Besetzungskarussell endlich zum Stillstand kommt und Through The Eyes Of The Dead dadurch die bandinterne Stabilität zukommt, die sich Gitarrist Justin Longshore sicher schon seit Langem wünscht.

Through The Eyes Of The Dead · Skepsis · 2010

Redaktion

verfasst von ewonwrath
vom 16.04.2010

9 / 10

Playlist

01 - Parasite Throne
02 - Dementia
03 - No Haven
04 - Perpetual Defilement
05 - Inherit Obscurity
06 - The Manifest
07 - Defaced Reality
08 - Siphonaptera From Within
09 - Insomnium
10 - Skepsis