Wer die Bandgeschichte um die Finnen Omnium Gatherum seit deren Anfängen mitverfolgt, kann heute Erstaunliches feststellen: eine geglückte Metamorphose vom rockigen Metal zum metallischen Rock.
Das hochgelobte 2003er Debut "Spirits And August Light" zeigte bereits das Potential einer eigenständigen Melodic-Death-Metal-Band auf, geprägt von kreativen Ansätzen, die dann 2004 auf "Years In Waste" vollends zur Entfaltung kamen. Danach folgte eine längere Sendepause der Finnen, in der sie das Label wechselten und sich von ihrem bisherigen Sänger Antti Filppu trennten. Das 2007 erschienene "Stuck Here On Snakes Way" hätte jedoch genauso gut "Stuck Here On Snails Way" getauft werden können. Musikalisch machten Omnium Gatherum eher einen großen Schritt zurück, probierten zwar Neues aus, mischten dabei aber zu viele Spielarten unterschiedlicher Genres - auf zu plumpe Art und Weise. Und zu guter Letzt hatte der Neue am Mikro, Jukka Pelkonen, arge Probleme, seine Vocals auf bekömmliche Weise in diese dreiviertel Stunde gespielter Konfusion einzubringen.
Doch bereits ein Jahr später folgte "The Redshift", dass mich nach der starken Enttäuschung des vorherigen Longplayers ziemlich umgehauen hat. Mit wesentlich mehr Engagement und Energie gehen die sechs Finnen hier zu Werke, was man sofort im Opener "Nail" zu spüren bekommt. Treibender Rock dominiert diesen Song, im Mittelsektor ein fetter Groovepart, dazu Jukka Pelkonens rauher, melodischer und in jeder Note passender Gesang. Das Ganze verpackt in einer metallisch angehauchten Produktion. Fertig sind die transformierten und geläuterten Omnium Gatherum. Simple - but it works!
Dazu kommt der Verzicht auf verkorkste Experimente jeglicher Art. Vielmehr besinnen sich die Finnen auf die alten Stärken ihrer "Years In Waste"-Phase: wuchtige und bassgetragene melodische Riffs mit unglaublich eingängigen Refrains und sogar Bridges. Das ist technisch betrachtet natürlich überhaupt nichts Anspruchvolles, zumal das Schlagzeug solide im Hintergund steht und nur der rhythmischen Unterstützung der Gitarren dient; Blastbeats fallen sogar komplett weg. Aber es ist eben genau das, was Omnium Gatherum am besten können. Das haben sie offensichtlich erkannt. Und getreu diesem Motto zaubern die Skandinavier einen eingängigen und gut durchdachten Song nach dem anderen auf diese Platte.
Schon der rockige Anfang von "Chameleon Skin" sorgt für eine arg verringerte Halbwertszeit des Repeatknopfes. Doch das richtige i-Tüpfelchen des Songs sind die subtil eingespielten und über allem schwebenden Melodien der Leadgitarre, die in den Zwischenteilen immer wieder über härtere Riffs gepackt werden oder gar ganz in den Vordergrund drängen. Eine Trademark, die noch genialer in "The Return" und "Shapes On Shades" zum Zuge kommt. Ein klarer Katatonia- und damit Gothic-Einschlag lässt sich hier nicht leugnen, dennoch behalten Omnium Gatherum stets ihren rockigen Groove und die gute Laune bei, die dieses Album von der ersten Minute an versprüht.
Einzige Ausnahme in dieser Beziehung ist das komplett im Midtempo gehaltene "Greeneyes", das einen durchweg melancholischen Moll-Einschlag hat, der durch die cleanen Gesangsparts von Jukka Pelkonen überragend gestützt wird. Ein gelungener Stimmungswechsel zum richtigen Zeitpunkt.
Kann sein, dass der ein oder andere dieser Scheibe zuviel Hit- und Musik-nach-Rezept-Potential zusagen wird, sie als Mainstream verschreit. Und zu den rauhen Zeiten von "Years In Waste" scheint es tatsächlich kein Weg zurückzugeben. Doch nach "Stuck Here On Snakes Way" konnte man auf keinen Fall solch ein starkes Stück gut durchkomponierter Musik erwarten, das einfach nur rockt, rockt, rockt... Deswegen: Daumen hoch und dringendste Hörempfehlung!