Die Beschreibung sinnloser Gewaltorgien und -phantasien hat im Death Metal nach wie vor Hochkonjunktur. Da fällt es bei vielen Bands jedoch schwer zwischen Traditionsbewusstsein und Einfallslosigkeit zu unterscheiden. Schön, wenn es noch Kombos gibt, die etwas mehr Wert auf Textinhalte legen und sich ausgiebig mit bestimmten Themen(kreisen) beschäftigen.

Zu dieser Kategorie gehören Kronos, die sich der Verarbeitung von Mythen, Legenden und der Historie alter Zivilisationen verschrieben haben – vornehmlich der der römischen, griechischen und ägyptischen. Das suggeriert ja sowohl der Bandname wie auch der Titel des 2003 erschienenen Albums: "Colossal Titan Strife". Rein inhaltlich lassen sich hier ohne Weiteres Ähnlichkeiten zu Kataklysm feststellen. Musikalisch hingegen unterscheiden sich die beiden Gruppen deutlich.

Die Franzosen spielen gepflegten Brutal Death Metal, der immer wieder von abgefahrenen Zwischensamples aufgelockert wird. Während ihre Landsleute Benighted dazu neigen, zu viele Spielarten in einen Topf zu schmeißen, klingen die Jungs aus Thaon-les-Vosges schon sehr routiniert, die Songs gut strukturiert und ausgewogen. Das Besondere auf "Colossal Titan Strife" dürften die genialen Melodien sein, die immer wieder durch das brutale Riffing durchscheinen. Dazu geben sich Blastbeats die Klinke in die Hand mit fetten Grooveparts und abgedrehten Klangspielereien an der Gitarre.

Der wohl beste Song des Albums, "Haterealm", ist bester Beweis dafür. Er ist zwar nur knapp drei Minuten lang, weist aber alle typischen Merkmale des Albums wie in einer Nussschale auf. Absolut gekonnt schaffen es die Franzosen, nach einem experimentellen Teil, in dem unmerklich das Tempo etwas rausgenommen wurde, über zwei, drei Takte wieder aufs Gaspedal zu treten und Drive aufzunehmen. Wow!

Abwechslung und Ideenreichtum werden also groß geschrieben. Dabei steht keinerzeit zur Diskussion, dass an allen Instrumenten Profis zu Werke gehen. Der Drummer beschränkt sich nicht auf das reine Durchprügeln der Songs wie beispielsweise sein Kollege bei Origin, sondern unterstützt die Gitarrenläufe variantenreich und mit viel Einfühlungsvermögen. Die Stimmenarbeit überzeugt auf ganzer Linie, sie ist zwischen fiesem Gegrunze und keifenden Screamings angesiedelt.

Insgesamt betrachtet ist "Colossal Titan Strife" das beste Album, das Kronos aufzubieten haben. Und das schließt den 2007er Nachfolger "The Hellenic Terror" mit ein, dem eindeutig der Abwechslungsfaktor abgeht. Ein homogener, in sich schlüssiger und brutaler Langspieler ist "Colossal Titan Strife" also geworden – mit hohem Spaß- und Wiedererkennungsfaktor ohne Abnutzungserscheinungen. Wie geschaffen also für jeden CD-Spieler des wahren Brutal Death Metal Fans!

Kronos · Colossal Titan Strife · 2003

Redaktion

verfasst von ewonwrath
vom 13.08.2009

9 / 10

Playlist

01 - Mythological Bloodbath
02 - Colossal Titan Strife
03 - Submission
04 - Opplomak
05 - With Eaque Sword
06 - Aeternum Pharaos Curse
07 - Haterealm
08 - Monumental Carnage
09 - Phaeton
10 - Kronos
11 - Infernal Worms Field