Goremageddon III

Nun ward es endlich Samstag und wer nicht gerade Staubkind in der Brauerei oder Idiotenschubsen im Nostromo erleben wollte, der ging zum "Goremageddon III". Hier sollte man eine feucht-fröhliche Abendgestaltung mit schwarzmetallischer bis grindiger Untermalung erleben. Hierzu wurden deutsche Black Metal Größen wie Grabak und Unlight, aber auch Meister des Grindcores wie Cliteater oder die Lokal-Matadore Cunt Grinder auf die Bühne gebeten.


Im Vorfeld wurde ein kleiner Band-Contest zwischen lokalen, sowie Bands aus der näheren Umgebung ausgetragen. Aus diesem gingen die Görlitzer Hitting Ground siegend hervor, duften also somit als Opener des ganzen Konzertes fungieren.

Hitting Ground
Hitting Ground


Hitting Ground, waren mir bis dato gänzlich unbekannt und ich trug schon leichte Ängste in mir, es könnte sich um eine Hardcore, Deathcore Corecore Band handeln, wie sie ja so reichlich überall aus dem Boden sprießen. Doch wurde ich eines Besseren belehrt. Denn Hitting Ground spielen überraschend guten Trash Metal, mit leichter Death-Affinität, schönen treibenden Riffs und ordentlich Feuer hinter dem Schlagzeug. Der Sound war richtig gut, ausgeglichen und voll, die Stimme rangierte zwischen Screams mit Ansätzen von klarem Gesang und tiefen Growls und nur die Leute waren zu Beginn, wie es eben so ist, noch etwas zaghaft. Ein gelungener Einstieg in einen metallischen Abend.

Dying Humanity
Dying Humanity




Danach waren Dying Humanity an der Reihe, welche eine Art Deathcore spielen, wie man sie von All Shall Perish her kennt. Jedoch nicht ganz mein Geschmack oder anders gesagt, dieses Genre wurde leider durch unzählige Nachahmer derart ausgelaugt, das hier kaum Platz für große Wunder bleibt. Die Jungs beherrschten jedoch ihr Handwerk und die Meute vor der Bühne taute so langsam auf. Erste begannen ihre langen Mähnen zu schwingen und kleinere Tanzkreise wurden gebildet. Die Songs wurden mir auf Dauer etwas zu langatmig und Hardcore-lastig, waren aber im Grunde nicht schlecht und ich konnte mich am wirklich guten Drumming erfreuen, das die Rhythmusgruppe ablieferte.


Hiernach erst einmal ein Bier abgegriffen und in Diskussionen darüber getreten, ob diese Art Musik gut ist oder nicht, aber mit Metallern ist ja meist leicht ein Konsens gefunden und alle waren sich einig, das man sich einfach auf die kommenden Bands freue und jeder hören solle, was er will. Was auch sonst. Die, welche dann folgten nannten sich Defloration, leuteten den ersten Grindcore Part dieses Abends ein und kamen, gemäß ihrem Dialekt von irgendwo Großraum Dresden-Leipzig.

Defloration
Defloration




Die Unfloristen boten ein deftiges Brett mit vielen Blastbeat-Attacken, ordentlichen Double-Bass Orgien, fies-schnellen Riffs und das alles mit einer Mischung aus Pig-Screams und tiefen Growls gespickt. Dieses brutal-musikalische Spektakel bereitete den Leuten, gemessen an ihrer Bewegungsfreudigkeit, eine Menge Spaß und ich zähle mich zu eben diesen. Defloration machten richtig Stimmung und der Sänger war über die gute Resonanz seiner Hörer auch sichtlich begeistert und gab etliche Liebesbekundigungen preis. Brutal, schnell, lustig. Eine gute, solide Sache.


Nun kam mein erstes persönliches Highlight, denn die Leipziger Schwarzmetaller Grabak standen schon in den Startlöchern.

Grabak
Grabak



Und wie schon auf dem diesjährigen Party San Open Air lieferten sie auch gestern Abend eine gute Show ab, welche aufgrund der regulierbaren Dunkelheit auch noch stimmungsvoller war, als Mittags halb Zwei in Bad Berka. Zu Grabak wurde es dann auch deutlich voller und man bekam eine Menge Headbang-Action zu Gesicht, teilweise auch direkt ins Gesicht, je nach Position. Der Sound war einsame Spitze und über den Schlagzeuger von Grabak, braucht man wohl kaum noch Worte verlieren. Das ist Black Metal auf hohem Niveau, wenngleich die Double Bass getriggert war, doch dazu steht ja auch jeder anders. Die Leipziger haben circa vierzig Minuten gespielt, mussten jedoch leider aus fragwürdigem Zeitmangel abbrechen, obgleich da sicher noch einige Songs gekommen wären. Aber die Zeiteinhaltung wurde an diesem Abend doch recht strikt durchgezogen, ist ja auch nicht ganz verwerflich.

Cunt Grinder
Cunt Grinder




Jetzt hatten Cunt Grinder ihr großes Heimspiel und wurden schon beim Aufbau von allen bejubelt. Die Grindmatrosen haben in der gescheiterten Europastadt eine unglaubliche Fan-Basis und das wurde auch so richtig herzlich zelebriert. Doch Cunt Grinder wissen auch wirklich, wie man Stimmung macht und spaßigen Grind n' Roll spielt, der zwischen schnellen Riffs und brutalem Drumming, auch groovige Beats und Mid-Tempo Parts bereit hält. Da knallen dann schon mal Songs wie "Schulze, Bulze, Luftballon", "Die When You Die" oder auch der "Cannibal Song" durchs Mikro und die Leute kriegen sich nicht mehr. Hier bekommt man Fun-Grind Deluxe geboten, von dem die Massen garnicht genug bekommen konnten. Doch Cunt Grinder waren nicht die letzte Band dieses Abends und so mussten auch sie irgendwann die Bühne räumen, um für Unlight Platz zu machen.

Unlight
Unlight




Die Black Metaller Unlight bildeten dann den zweiten schwarzmetallischen Part dieses Abends und wurden von vielen schon sehnlichst erwartet. Die Show war richtig gut, es wurden einige neue Songs der diesjährigen "Death Consecrates With Blood" gespielt, jedoch auch auf ältere Sachen der "Inferno" zurückgegriffen. Die Württemberger kamen gut an und überzeugten durch einen rockig-stampfenden Sound der den Nacken beinahe automatisch rotieren ließ. Die Abmischung der Instrumente war auch hier sehr ansprechend und die Songs kamen einwandfrei rüber. Zum Schluss gab es noch ein kleines Sahnebonbon, denn als Zugabe wurde das Sodom-Cover "Wachturm" gespielt. Sehr geile Sache, man kann es nicht anders sagen.


Die Corpse Paint-Bands machten also einen guten Job an diesem Abend und sorgten für die notwendige Abwechslung zu dem brutalem Grind, der einem sonst dargeboten wurde. Der Abend wäre auch nun schon fast vorüber, wären da nicht noch die Holländer Cliteater, welche die hungrige Meute noch einmal mit einem ordentlichen Grindbrett erschlagen sollte.

Cliteater
Cliteater


Der Cliteater-Frontmann Joost gab sich sehr redselig und plapperte fast mehr, als er sang, doch wenn er sang ging es ordentlich zur Sache. Die Holländer setzten vollends auf Brutalität. Schnell, kompromisslos, fies und laut. Eine unaufhaltbare Wand aus Schlagzeug-Artillerie, Riff-Bombardements, bitter-bösen Growls und Pig-Screams. Brutalster Grind, wie er im Buche steht. Doch ich muss zugeben, dass mich Cliteater nicht sehr überzeugen konnten. Die Kritik betrifft nicht das Spielvermögen oder die Technik, aber wirklich abwechslungsreich waren die Songs nicht. Auch wenn ich mir hier eine Schlappe nach der anderen fangen werde, abgesehen von den Titeln, ähnelt sich die Songs fast kongruent. Aber das ist ja auch alles eine Geschmacksfrage, denn den meisten schien Cliteater richtig gut zu gefallen und vor der Bühne circelte und pittete sich alles kurz und klein.


Ein Fan war sogar derart begeistert, dass er es nicht anders ausdrücken konnte, als sich auf die Bühne zu begeben, die Klamotten vom Leib zu reißen und völlig entblößt zu ejakulieren. Ja, es ist kein Witz, der Mann ejakulierte neben den Leadgitarristen, steckte sich zu allem Übel noch zwei Finger in seinen Anus und huldigte so seiner, mutmaßlichen, Lieblingsband. Warum auch nicht. Es gibt FKK-baden, FKK-einkaufen, FKK-abwaschen, warum nicht auch FKK-Grindcore hören, nur müssten da eben auch alle mitmachen und nicht nur einer. Auf meine doch recht interessierte Nachfrage, weshalb er denn so etwas täte, bekam ich die recht nüchterne Antwort: "Das macht der immer, eigentlich ist das noch nicht einmal das Schlimmste [...]. Der hat auch überall Lokalverbot". Außer bei den Metallern, denn wir sind tolerant. Von diesem Spektakel gibt es auch etliche Fotos auf meiner Kamera, doch ich muss euch enttäuschen, denn so etwas online zu stellen verstößt gegen die Persönlichkeitsrechte, den Jugendschutz und meinen persönlichen Geschmack. Aber wenn er so was immer macht, wird man nicht darum herum kommen, es wieder einmal zu sehen.


Was bleibt da noch zu sagen. Das dritte Goremageddon war wieder einmal ein schönes Erlebnis, mit vielen guten Bands, ordentlichem Sound und wirklich guter Organisation. Da kann man gar nicht meckern und der Preis für sieben Bands und eine gratis Live-Sex Show kann sich durchaus sehen lassen. Ich freue mich jedenfalls auf das kommende Frühjahr, wenn die östlichste Stadt Deutschlands wieder zum Goremageddon einlädt.

Wir sehen uns.