Als eines der letzten Festivals des Jahres fand das Way Of Darkness 2010 am 1. und 2. Oktober in der Stadthalle von Lichtenfels statt. Leider konnte ich nur am Samstag anwesend sein und auch da nicht von Anfang an, sodass ich den interessierten Leser für einen vollständigen Bericht an die Kollegen verweisen muss, beispielsweise an Vên.

Wie man es von Festivals in der Lichtenfelser Stadthalle kennt, wurde der Platz vor der Halle wieder zum Parken genutzt, sodass man bereits bei der Ankunft in Festivalstimmung versetzt wurde; eine gute Anzahl von Metallern ging dort den üblichen Festival-Mittagsbeschäftigungen (Essen, Trinken, Rausch ausschlafen, gute oder schlechte Musik hören) nach.

Auf dem Weg in die Halle musste man nicht nur den Einlass, sondern auch einen gründlich in den Weg gebauten Metal-Markt passieren. Die Halle selbst war wie üblich ein perfekter Austragungsort mit genügend Platz für die anwesende Menge sowohl vor der Bühne als auch im Eingangsbereich, ausreichend Sitzplätzen,
damit man das sehr sportlich angelegte Tagesprogramm nicht nur stehend absolvieren musste, mit sehr sauber gehaltenen Toiletten und einem annehmbaren Angebot an Essen und Trinken. Lediglich das zum Bezahlen erforderliche Spielgeld (Bons zu je 1€) war eine etwas umständliche Angelegenheit, und es wurde auch schnell klar, dass der Klang zwar gut gemischt, aber doch um einiges zu laut war.

Delirium Tremens
Delirium Tremens

Als ich in die Halle kam, betraten gerade Moshquito die Bühne. Die altgedienten Thrasher legten einen spielfreudigen und mitreißenden Auftritt hin, der für mich die perfekte Eröffnung des Nachmittags darstellte. Sie wurden gefolgt von Delirium Tremens, die für die Superhelden von Grailknights eingesprungen waren. Hier zeigte sich zwar der erste ernsthafte Technikausfall des Tages, aber das konnte dem Auftritt keinen Abbruch tun, die Bayern begeisterten das Publikum, und zum Höhepunkt nahm der Frontmann seinen Gitarristen huckepack – der Spaßfaktor der Gralsritter war damit erreicht.

Master
Master

Der nächste Auftritt gehörte dem Death-Metal-Urgestein Master, meiner Meinung nach um einiges zu früh in der Bandfolge. Herr Speckmann und seine Band wussten durchweg zu überzeugen, für mich wurde es einer der Höhepunkte des Tages, und übrig blieb die Vorfreude auf die weiteren Größen des Genres später am Abend. Zunächst ging es jedoch mit den Franzosen von Inhumate weiter, die ebenfalls nichts an Kraft und Einsatz zu wünschen übrig ließen, mir persönlich aber mit ihrem Grindcore-Einschlag deutlich zu chaotisch waren.

Negator
Negator

Darauf folgten Negator aus Hamburg mit ihrer geradlinig-aggressiven Spielart des Black Metal. Auch sie hatten es nicht leicht mit der Technik und mussten einen Instrumentenausfall überspielen, aber letztlich kamen die Fans voll auf ihre Kosten. Der anschließende Auftritt von Exumer, wiederum aus dem Genre des Thrash Metal, verlief für meinen Geschmack etwas weniger spektakulär, aber ob das an mir oder der Band lag, sei dahingestellt – ein ausreichend großer Teil des Publikums zeigte sich jedenfalls sehr interessiert.

Ex Deo
Ex Deo

Nun betraten Ex Deo die Bühne, die sie vom Abend zuvor ja bereits kannten – als Kataklysm hatten sie den Headliner des ersten Abends gestellt. Majestätisch römisch wurde die folgende Dreiviertelstunde, in der die Band das Publikum ganz klar für sich gewann. Sie wurden abgelöst von Darkened Nocturn Slaughtercult, der einzigen klassischen Black-Metal-Formation des Abends und zugleich der einzigen mit einer Frau am Mikrofon. Recht satanistisch und blutig ging es zu, die Musik begeisterte die Fans, und der Auftritt war vielleicht der beste, den ich von dieser Band bisher gesehen habe.

The Crown
The Crown

Anschließend folgte einer der letzten Genrewechsel des Abends, zurück zum Death Metal mit The Crown. Ein weiteres Mal bewies die Band, dass sie nach der jahrelangen Pause nicht nur wiederauferstanden, sondern besser geworden war – mitreißend, aggressiv und dennoch nicht in Geknüppel verfallend.

Asphyx
Asphyx

Letzteres lässt sich auch von Asphyx sagen, die als nächstes die Bühne übernahmen. Die musikalischen Einlagen zwischen den länglichen Ansagen des ansonsten äußerst sympathischen Herrn van Drunen machten den Auftritt für mich zum Gewinner des Abends, dem Publikum schien es ähnlich zu gehen, und spätestens bei »The Rack« blieb kein Auge mehr trocken. Hier konnte man erleben, was Bühnenpräsenz, druckvoller Klang und unverwechselbare Klassiker des Genres vermögen.

Unleashed
Unleashed

Publikumswirksam blieb es, als Unleashed die Bühne übernahmen, um den Death Metal, seine Fans und ihre trotzige Kompromisslosigkeit gegenüber dem Rest der Welt zu feiern. Als langjähriger Anhänger der Band waren für mich natürlich alte Titel wie »Into Glory Ride« eine große Freude, wenngleich der Anteil daran im Laufe der Zeit naturgemäß immer geringer wird. Ein Auftritt wie dieser, nur eben mit Stücken der ersten drei Alben – das wäre noch einmal etwas.

Delirium Tremens
Delirium Tremens

Noch einmal wechselte die Musikrichtung zum Grindcore, und zwar gründlich: Napalm Death waren an der Reihe, und vom ersten bis zum letzten Stück vollführte Barney Greenway sportliche Höchstleistungen, unterbrochen von Ansagen, die nicht zum Feiern, sondern zum Nachdenken gereichten. Ein großartiger, energiegeladener Auftritt, wie man ihn von Napalm Death gewöhnt ist.

Possessed
Possessed

Der Hauptauftritt des Samstags gehörte den Vätern des Death Metal: Possessed. Wer immer ein Festival wie das Way Of Darkness besuchte, konnte sich diesem Auftritt nicht verschließen, und niemand schien es auch nur zu versuchen. Jeff Becerra beherrschte die Halle, und die Herren von Sadistic intent erwiesen sich mehr als würdig, den Rest der Band zu stellen. Eine gehörige Portion Klassiker aus den achtziger Jahren, denen man ihr Alter an keiner Note anhörte, gekrönt von »Death Metal«, das dem Genre seinen Namen gab – so ging der Abend überaus stilecht zu Ende.