Ist dein Dienstag trist und leer, kommt irgendwo ein Grindcore her...
Getreu dem soeben erdachten Motto begab ich mich in die besetzten Hallen des G16, welches den Abend als „Finest Grindcore & Powerviolence Entertainment“ deklariert hatte. Sämtliche Befürchtungen bezüglich tödlicher Terror-Moshpits sollten sich zum Glück als unbegründet erweisen. Als „Life Is A Lie“ endlich halb Elf den Abend eröffneten, hatten sich etwa 20 Zuschauer eingefunden, die sich in ihren Bewegungen eher zurückhielten.
Life Is A Lie
Dabei hätten die brasilianischen Lebenslügner mit ihrem schnellen, fast schon progressiven Grind durchaus die ein oder andere Hüfte zum Kreisen bringen können. Die fetten Gitarrenläufe (gerne auch zweistimmig) bohrten sich ohne Umschweife ins betäubte Hirn und die Sänger Lord Vicious und Mr. Durden brüllten jeweils Hoch und Tief(gerne auch zweistimmig) alles in Grund und Boden. Unterbrochen wurde das rasante Geschehen öfter von abgefahrenen Basseinlagen und auflockernden Tempowechsel. Die Devise: „Je Schneller, desto Grind“ wurde natürlich eingehalten, aber um die Faktoren Abwechslungsreichtum und Melodie ergänzt. Starker Auftritt der Südamerikaner, die eigentlich nur als Ersatz für die Franzosen von Elysium herhalten sollten, deren Drummer dank Daumenbruch ausscheiden musste.
Parsons Project
Nun durften die Schweden vom Parsons Project auf die „Bühne“ zu ebener Erde. Mit einem Set von 20 Minuten und Songs von 5 bis 55 Sekunden Länge, ließen die Schweden keine Langeweile aufkommen und kamen schnell, kurz und knackig auf den Punkt. Innovationen suchte man zwar vergeblich, aber Standardgrind ist immer noch für den ein oder anderen Schmunzler gut. Vor allem bei einem Frontmann, der in Jogginghosen ordentlich Fersengeld sammelte und wie ein Löwe wirkte, der seinen Käfig abschreitet – weniger Haare, aber definitiv besser gegröhlt...
Afgrund
Afgrund bildeten den Abschluss des Abends und wirkten ebenfalls wie ihre Kollegen ziemlich ausgelaugt vom Tourstreß. Sämtliche Bands waren abseits der Bühne gut zu erkennen: wild tätowiert schlurften sie durch die Gänge und wirkten wie eine Mischung aus Schlafentzug und Drogenüberfluss. Auf der Bühne gaben jedoch alle Beteiligten ordentlich aufs Fressbrett. Auch Afgrund präsentierten schnellen, durchdachten Grind mit groovigen Death-Elementen und ließ in diesen Augenblicken die schwedische Herkunft deutlich erkennen. Das einzig „langsame“ Stück wurde selbstironisch als „Emogrind“ angekündigt und sollte die Ausnahme bleiben. Ansonsten stand eher „Tabularasa“ auf dem Programm. Das Schlagzeuggetrommel war wirklich extrem beeindruckend, die sonstigen Instrumente erzeugten allerdings zu Oft einen matschigen Brei, was den gelungenen Auftritt ein wenig trübte. Nach Kniefall seitens des Publikums gab es zum Schluss noch einen Song als Zugabe. Die 30 Sekunden nahm man doch noch gerne mit...
Dieser Abend war in seiner Gesamtheit definitiv ein Plädoyer für mehr Grind am Dienstag und Mittwoch und Donnerstag – eigentlich sollte jeder Tag Grindtag sein. Mit einem fetten Grinsen im Gesicht und den Grindfuckers im Ohr machte ich mich auf meinem blauen, unbeleuchteten Klapprad auf den langen Heimweg durch die Stadt und durfte dabei mal wieder feststellen, wie guter Grind das Gemüt erhellt...
Tanze Grindcore mit mir,
Grindcore, Grindcore die ganze Nacht.
Tanze Grindcore mit mir,
Weil der Grindcore uns glücklich macht.