Meine neuen Arbeitsschutzschuhe drücken. Und zwar enorm.
Ich gebe zu, zu erwähnen, dass das eigene Schuhwerk sehr unbequem ist, ist gewiss nicht der optimalste Einstand, wenn es gilt, mit einer ersten Kolumne auf dieser Seite opulent zu punkten. Wer hier nun aber einen Stein in Form eines wie folgt klingenden Einwurfes, dass meine Arbeitsschuhe doch nun einmal nicht das Geringste mit Metal zu tun hätten, auf mich werfen will, dem halte ich erstens vor, dass mit Steinen werfen nicht nur in meinen Kreisen als äußerst unfein gilt, und zweitens meine Arbeitsschuhe Stahlkappen haben. Und wer zudem auch nur ein halbwegs gut sortiertes Allgemeinwissen sein eigen nennt, der weiß somit natürlich auch, dass das Synonym Stahl steht für metallische Legierung. Womit ein Bezug von Metal und Arbeitsschuhen wohl nicht mehr ganz so leicht von der Hand, oder in diesem sehr speziellen Falle, nicht allzu leicht vom Fuß zu weisen ist. Und somit habe ich außerdem noch vor dem sechsten Satz sensationell schon eine erste Alliteration (Alliteration: Klangfigur: gleicher Anlaut aufeinanderfolgender Wörter. Und ja: ich habe gegoogelt!) untergebracht. Und im siebten Satz auch schon Nummer zwei. Und eine gelungene Alliteration (Alliteration: Klangfigur: gleicher Anlaut aufeinanderfolgender Wörter. Und ja: ich wiederhole mich!) ist ja bekanntermaßen der Doublebass in jeglichem Satzgefüge, auf dass selbst die stärkste Interpunktion ehrfurchtsvoll erzittert und mangelndem Selbstbewusstseins wegen zerbröselt.
Nun, wo der erste Absatz erstaunlich schnell in Sack und Tüten, möchte ich zu der Thematik vordringen, die, neben meinen wirklich härter als das Leben scheinenden Arbeitsschuhen, mir außerdem diese Woche noch einen Blutdruck bescherte, welcher jegliche Mitarbeiter der Pharmaindustrie vorfreudig zu Zigarre und Schampusglas greifen lässt. Schließlich steigt proportional zum völkischen Blutdruck deren Gewinn. Was nun wiederum klar macht, dass die Pillendreher sich fiskalisch selbstverständlich nicht an der Gesundheit des Bürgers, sondern nur an dessen Krankheit gesund stoßen. Würden indes alle Kranken dank Pharmaindustrie gesunden, so würde diese doch an deren Genesung tödlich erkranken. Ein Umstand, der mich schon des öfteren zu Tagträumen verleitete, in deren bunten Fantasterein ich in weiße Kittel gekleidete Mitarbeiter von hier nicht genannten Arzneimittelherstellern sah, wie sie ihre virenverkrusteten Papiertaschentücher in unbeobachteten Momenten über mit pharmazeutischen Ingredienzien gefüllten Bottichen ausschütteln. Eine Art Kundenbindung, die - wie dem Steine werfen gleich - vollkommen zurecht beim kritischen Kassenpatienten verpönt ist.
Doch dies alles, so schreibfördernd es auch wirken kann, soll nicht Brennpunkt dieser Kolumne sein. Denn mein persönlicher Aufreger der vergangenen Tage ist für mich gewesen, dass eine Abgeordnete der CDU sich auf einem ihrer Wahlplakate neben unserer Kanzlerin abbilden ließ, beide mit einem Dekolleté, welches ihre in die Jahre gekommene Weiblichkeit üppig präsentierte, untermalt mit dem Spruch, “dass man eben mehr zu bieten hätte”. Ich habe nichts gegen überdimensionierte Brüste. Ganz im Gegenteil. Ich finde es geradezu herausragend, dass die Natur es so trefflich verstand, das erste Grundnahrungsmittel des Menschen mit einer so formschönen Verpackung zu ummanteln, so dass ich mich selbst auch jetzt noch als Erwachsener öfters dabei ertappe, wie ich im erektionalen Rausch in frühkindliches Nuckeln verfalle.
Doch innovativer Wahlkampf hin und her: ich sage: wehret den Anfängen! Denn wenn der Bürger sich tatsächlich mit Fleisch statt Geist locken lässt, so habe ich die tiefe Furcht, beim nächsten Wahlkampf am Laternenmast vor meinem Wohnzimmerfenster vielleicht Plakate mit Gregor Gysis Schwanz zu sehen. Und das wäre weitaus härter, als es Metal und Arbeitsschuhe es jemals sein könnten.
PS: Hartes gibt es auch auf www.metalpolizei.de !