Ab und an findet man mal eine kleine Perle im großen Teich der täglichen Veröffentlichungen. Obwohl finden hier etwas zu viel gesagt ist, denn beinahe zwangsweise wurde man auf diese noch nicht sehr bekannte Kapelle aus Berlin aufmerksam gemacht. Dabei sollte man dieses Kleinod metallischer Wütigkeit durchaus mal gehört haben, denn Hermann wissen, was sie zu tun haben. Grund dafür ist sicher auch, dass mit Mitgliedern von Essenz und 100000 Tonnen Kruppstahl keine Unbekannten am Werk sind. Wir haben uns mal den musikalisch unbescholtensten der Vier geschnappt und über die aktuelle Platte "Prinzhorn Kolloquium" ausgefragt.



Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu eurer wahnsinnigen und auch eindrucksvollen EP.
Und.... wie geht es so... jetzt, wo ihr Weltruhm erlangt habt?


Vielen Dank! Wir sehen „Prinzhorn Kolloquium“ mit über 32 Minuten Spielzeit tatsächlich als Albumveröffentlichung. Seit dem Erscheinen des Debuts haben wir erst ein Konzert gespielt. Die bisherigen Rezensionen zum Album waren durchweg gut; ein kleiner Schritt aus dem Schatten. Über Empfehlungen aller Art und Plattformen werden auch Leute auf uns aufmerksam – ich denke, das ist nicht anders als bei anderen Bands. Darüber hinaus ist noch nicht viel passiert.


Was hat euch bewegt, dem Irrsinn auf diese Art zu huldigen? Gab es erst die Musik und das Konzept wurde dann sinnfällig darüber gestülpt?

Die grobe Idee, in welche Richtung sich Hermann bewegen soll, war Ursprung und Initialzündung des Ganzen. Während der Proben wurde alles dann feingliedriger und konkreter. Dabei entstanden auch recht früh die Textkonzepte und Liedtitel. Der musikalische Rahmen wurde abgesteckt, öfter hinterfragt und neu ausgerichtet – alles blieb also lebendig und war nicht statisch und berechnet. Im Studio bekam das alles durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Geschaffenen und durch den Raum zum Ausprobieren nochmal einen klareren Charakter. Hier wurden dann die Texte auch final angepasst und arrangiert.


Ihr habt ja nicht gerade Unbekannte in eurer Formation. Ich sage nur Essenz und 100.000 Tonnen Kruppstahl. Wie habt ihr euch zusammengefunden oder hängt ihr sowieso die ganze Zeit zusammen in Berlin rum?

Ich kenne sowohl Korff als auch Donnermann und darüber haben wir uns zusammengefunden. Das war Ende 2013. Dann haben wir recht intensiv an den Liedern gearbeitet - das schweißt zusammen! Aber jeder hat nach wie vor seine Kreise; das überschneidet sich nur immer mehr.


Apropos Berlin - bisher habt ihr immer nur in dieser unfassbar hässlichen Hauptstadt gespielt. Wieso? Warum? Und vor allem - wann spielt ihr mal woanders?

Wir haben den Fokus am Anfang ganz klar auf das Songwriting und die Albumaufnahmen gelegt. Damit einher geht ja auch die Spielfähigkeit. Wir haben also mitgenommen, was sich angeboten hat. Und das war bisher einfach immer Berlin. Das soll sich aber ab dem Frühjahr 2016 ändern. Dann erweitert das Rudel sein Revier! Konkret ist aber noch nichts.



Mir ist der Hund auf eurem Bandfoto aufgefallen; eine deutsche Dogge? Wie darf man das verstehen? Repräsentiert dieser das Animalische in eurer Formation? Ist er der Kopf hinter all dem, darf dies aber nicht offen zeigen, weil die Gesellschaft das niemals akzeptieren würde?

Der Hund auf dem Foto ist eine deutsche Dogge und Namensgeber des Rudels. Toller Hund, toller Name – da lag es nahe, auch einen tollen Bandnamen daraus zu machen. Eigentlich mein Begleiter, gehört er bei allem, was wir gemeinsam machen, selbstverständlich dazu. Bei den Aufnahmen lag er auch mit im Studio oder unterm Mischpult rum…


Dass die Platte "Prinzhorn Kolloquium" heißt, kann man sich ja noch herleiten. Doch warum Hermann - der Mann hieß doch Hans!? War euch Hans nicht stark genug als Bandname?

Der Bandname war vor dem Albumtitel da. Ich hab ja schon erzählt, wie der zustande kommt. Der Bezug auf die Sammlung Prinzhorn hat sich sowohl inhaltlich als auch durch den musikalischen Rahmen mehr als angeboten. Hans ist ein toller Hundename, aber als Bandnamen find ich den nicht so dolle… Vielleicht Hans Wurst für ne Deutschpunkband? Es gab (gibt) ja auch Hans am Felsen


Du, der Jennerjahn, scheinst der einzige musikalisch unbescholtene Mitstreiter von euch zu sein.
Wo haben dich die anderen aufgegabelt und warum wurde dein liebliches Stimmchen bisher nicht in der Musikszene aktiv?


Ich hab hin und wieder was gemacht, allerdings nie veröffentlicht. Ich kannte Korff und wir haben uns über unsere Ideen ausgetauscht. Als es an den Versuch der Umsetzung ging, haben wir uns den Donnermann ins Boot geholt.


Mit Raddatz Records habt ihr ja ein kleines, feines Label gefunden, das zufällig auch 100.000 Tonnen Kruppstahl vertreibt. Hat der Donnermann da ein bisschen was gedreht für euch?

Donnermann ist Raddatz Records!


Apropos Donnermann - Hat der echt so eine Mäcke oder lässt er sich die beim Perrückenmeister anfertigen?

Ich meine, die Frisur ist echt. Ich hab aber noch nicht dran gezupft…


Gibt es bereits Pläne für weitere Veröffentlichungen oder ist Hermann jetzt kaputt, wo er all seine Ängste und Sorgen so medienwirksam Publik gemacht hat?

Anfang 2016 gehen wir wieder ins Studio und nehmen Material für eine Split-7“ auf. Mehr wird noch nicht verraten.



Wir spielen jetzt zum Abschluss Entscheidungsbingo. Ich gebe euch fünf Themen und du musst dich entscheiden, welche der jeweils zwei Möglichkeiten dir besser gefällt.

Thema: Reis
Basmati oder Vollkorn?

Egal. Ich esse eh nur Kartoffeln.


Thema: Farben
Taupe oder Beige?
Taupe!


Thema: Fortbewegungsmittel
Einrad oder Bollerwagen?

Ganz klar Bollerwagen. Vier Räder – sicher auch im Stand. Einrad – nur mit roter Nase und Jonglage. Beides nicht meins.


Thema: Flüssigkeiten
Nebiolo oder Doppelbock?

Ich nehme das Bier. Wenn das alle ist, ist der Wein dran!


Thema: Kultur
Bud Spencer oder Schlingensief?

Schlingensief. Ist ´ne sichere Sache. Wer tot ist, kann keine peinlichen, rufschädigenden Demontagen seiner Selbst begehen…


Danke!

Gern! (Erg. der Red.)