Ach, was waren das doch für fünf Tage voller Ereignisse und Anekdoten, die sich um das diesjährige Party.San ranken. Bereits nach einer halben Stunde Autofahrt bahnte sich so ein unvergessliches Erlebnis an, wurden wir doch durch eine Stau abrupt gestoppt und verbrachten die nächste Stunde auf der Autobahn mit Excrementory Grindfuckers, Metalposen und beginnendem Realitätsverlust. Zum Glück lößte sich der Stau, bevor es zu ernsthaften geistigen Ausfällen und ersten Opferungen kam...
Der Rest der Reise verlief erfreulicherweise problemfrei und so konnten wir eine Stunde später mit dem Zeltaufbau beginnen. "Kleine" Festivals haben ja immer einige Vorteile gegenüber ihren größeren Verwandten: Alles ist eine Spur familiärer und kleiner. So war der Zeltplatz schon Mittwoch Mittag bis zur Hälfte mit Menschen aus Nah und Fern gefüllt, die großtteils schon gut einen in der Krone hatten. Nach Zeltaufbau schlossen wir uns der saufenden Meute an und erkundeten gut gelaunt das Gelände. Da das PSOA dieses Jahr wieder mitten auf einem Feld nahe Bad Berka stattfand, war das Zeltgelände frei zugänglich. So gab es vom Veranstalter einen bewachten, abgesperrten Zeltbereich für Anreisende ohne Auto, der stellenweise eher an eine Ausnüchterungszelle erinnerte... Bemerkenswert waren auch die Hochsitze der Förster am Rande des Zeltlagers die vorallem am ersten Abend bevorzugtes Ausflugsziel knutschwilliger Pärchen wurden, später jedoch dem destruktivem Geist einiger junger Menschen zum Opfer fiel, oder durch rhytmische Bewegungen schlicht überlastet wurden. Wer weiß...


DONNERSTAG:


Nach Katerfrühstück und endlich akkreditiert, wurde das noch im Aufbau befindliche Festivalgelände inspiziert. Nun offenbarten sich einige Nachteile des "kleinen" Festival: Die Sicherheitskräfte hatten alle Hände voll zu tun, bemühten sich zwar um Freundlichkeit, wirkten aber öfter überfordert. Die Bändchenausgabe war erst ab Donnerstag Nachmittag geöffnet, Autokontrollen eher spartanisch und richtige Festivalbändchen gabs für die Presse bis zum letzten Tag nicht, so dass wir uns mit Pappstreifen begnügen mussten. Viel Zeit sich darüber zu ärgern gabs nicht, denn am Abend sollte es endlich losgehen. Nach alter PartySan-Tradition eröffneten fünf Bands das Metalbuffet auf der Zeltbühne.

Eroded
Eroded

Eroded, die zum ersten mal in dieser Formation auf einer Bühne standen, machten den Anfang. Was die 5 Deutschen vom Stapel ließen war in Anbetracht dessen garnichtmal schlecht, vermochte aber nicht vom Hocker zu reißen. Nach knapp einer halben Stunde war dann auch das komplette Set durchgezockt und es blieb die Frage warum grade diese deutsche Kombo rangelassen wurden, gibts doch unter deutschen Nachwuchsbands viele die deutlich mehr Atmosphäre erzeugen können... Nein, ich meine nicht Silbermond... einige Schmunzler gabs am Ende doch, was nur an den unfreiwillig komischen, da schüchternen Ansagen des Frontmannes lag. Nach dem Motto: "Ja Hallo erstmal, wir ähm nunja ähm sind Eroded und das nächste Lied ähm ist HELLSATANIC SLLLAAUUGHHTERHOUSE!!!!" (oder so ähnlich).

Helrunar
Helrunar

Das die deutschen Blackmetalisten von Helrunar kein Geheimtipp mehr sind, zeigte nicht nur der T-Shirt Verkauf an diesem Wochenende, sondern auch die gut gefüllte Halle. Was heißt gut gefüllt, es war proppevoll. Geschätze 7000 Zuschauer drängelten sich in das plötzlich sehr klein wirkende Zelt und hier offenbarte sich das große Manko dieses Abends: die Bühne war mit ca. 50cm einfach zu niedrig. Spätestens ab Reihe 20 sah man kaum noch etwas von dem, was sich da vorne abspielte. Zu verschmerzen war dies nur schwer durch den Sound, der an diesem Abend wirklich ausgezeichnet war. So kamen sowohl Songs von der aktuellen Langrille "Frostnacht" als auch "Gratr" glasklar durch die Boxen. Spätestens als der halbe Saal bei "Hauch wird Sturm" von der Split-Ep mit Nachtmahr (die jetzt nicht sooo sehr verbreitet ist) mitsang, war klar, das der klischeefreie, gitarrenlastige Black-Metal der Deutschen ihnen in kürzester Zeit eine Riesenfanbase geschaffen hat. Wenn man die Stimmung und Atmosphäre betrachtet, war sofort klar: Helrunar waren einer der Headliner dieses PartySan und sie gehörten mit zu den besten Bands. Einziger Kritikpunkt geht an den Sessionbassisten: bei einem Gitarrensolo könnte ein leise gedrehter Bass unschönes Brummen vermeiden...

Hate
Hate

Ich muss ehrlich sagen, dass ich mit Hate vorher nicht viel anfangen konnte. Ich kannte sie schlicht und ergreifend nicht. Nach zwei Lieder war für mich alles klar: ein Behemoth Klon. Selbe Songstrukturen wie auf den neueren Behemoth Scheiben. Dasselbe Auftreten auf der Bühne (Gegrunzte Ansagen, langer Männerrock und dieselben Mimiken und Gesten) und aus Polen kamen sie dazu auch noch. Mittlerweile habe ich mich eingehender mit dieser Band beschäftigt und ja ich gebe zu sie machten schon extremen Deathmetal, als Behemoth noch auf schwarzen Pfaden wandelten. Trotzdem kann ich mich nicht so sehr für die Jungs erwärmen, weder Live noch auf den Alben. Irgendwie fehlt mir diese Urtiefe des Hasses die Behemoth ausstrahlen und so konnten sie mich auf den PSOA auch nicht fesseln. Aber bevor wir uns falsch verstehen: nach der Absage von Behemoth konnte man sich schon freuen, überhaupt polnischen Death zu hören und so war ich am Ende doch recht angetan, was das Polengeschwader da ablieferte.

Watain
Watain

Watain lieferten eine weitere erzählenswerte Anekdote: während ich so hinter der Bühne rumstand, den Umbau beobachtete und mich im Smalltalk übte, verbreitete sich plötzlich ein unerträglicher Gestank. Ein Blick nach rechts genügte und es war alles klar: Der Wataindrummer war grade damit beschäftigt sich eine dunkelrote, braune Flüssigkeit aus einer 1,5L PET Flasche in das Gesicht zu gießen. Vom Geruch und Aussehen her wird es sich wohl um irgendein geronnenes Tierblut gehandelt haben. Auch sonst schien es so, als wollten die Franzosen den Klischeefreien Auftritt von Helrunar durch doppelte Klischeehaftigkeit ausgleichen. Und so fuhren sie denn alles auf was den Schwarzmetaller freut: Fackeln, Ketten, umgedrehte Kreuze, zerfetzte Mayhemshirts, Ketten, Altare, Blut, Ketten, Corpsepainting und ... hatten wir Ketten schon? Na gut, das Spektakel auf der Bühne war für die ersten Reihen schon recht erheiternd. Bei denjenigen, die nix mehr sehen konnten, dürfte sich aufgrund des doch recht eintönigen Geprügel schon Langeweile einstellen und so machten sich doch viele auf an den wohl höchsten Bartresen der Festivalsaison (Verkehrte Welt: 2m hoher Bierausschank, 50cm Bühne).
Wirklich schlecht waren Watain sicher nicht, der Sound war auf ihrer Seite. Insgesamt blieb zumindest bei mir wenig hängen. Standard Blackmetal mit viel Getue, Gemache und Gestank...

Master
Master

Jetzt wurde es Oldschool: Master sollten den krönenden Abschluss bilden und starteten sofort ihr gnadenloses Oldschool-Deathbrett. Das die Jungs es nach all den Jahren immer noch drauf hatten wussten sie eindrucksvoll unter Beweis zu stellen. Trotz ihrer Vorreiterrolle im Deathmetal waren die Amis nun nicht jedermanns Geschmack, was sich deutlich an der sich sichtlich leerenden Halle ausmachen ließ. Hauptsächlich Angetrunkene und Fans des rohen Death´s blieben jetzt noch bei der Stange und auch ich verzog mich nach ein paar Bildern und drei Songs Richtung Zelt. Die nächsten Tage sollten anstrengend genug werden und das eintönige Gestampfe konnte mich auch nicht nochmal aufwecken.




FREITAG:


Auch die Nacht zum<br/>Freitag wurde weiter<br/>geschraubt
Auch die Nacht zum
Freitag wurde weiter
geschraubt

Nachdem noch Donnerstag bis in die frühen Morgenstunden an der Hauptbühne gebastelt wurde und der Soundcheck auch erst kurz vor den hereinströmenden Massen beendet werden konnte, war ich gespannt ob die Techniker gute Arbeit geleistet hatten. Vorerst gabs am Sound nix zu meckern und so machten sich Killing Spree auf, die Musikhungrige Meute zu begrüßen. Die Begrüßung bestand aus Keyboardlastigem Midtempo Death-Metal. Wem sowas gefällt, der konnte hier durchaus seine Freude haben. Und so sah man einige die bereit waren, sich 14 Uhr schonmal die Rübe locker zu schrauben.

Kaamos
Kaamos

Kaamos sollten dieses Partysan mit ihrem letzten Auftritt in ihrer Karriere krönen. Nunja. Voll war es schonmal, aber was Kaamos da ablieferten wird wohl kaum einen Metalhead 'ne Träne vergießen lassen. Saft und kraftlos spulten sie ihr Programm ab. Von Spielfreude war weit und breit nichts zu sehen. Ansagen an das Publikum, dem man eine gewisse Ratlosigkeit ansah, gab es auch keine. Das also waren Kaamos? Nun, mit diesem kläglichem Abgang haben sie sich wahrlich keinen Platz zwischen den Großen gesichert. Auf eine allseits beliebte und gewinnbringende Reunion kann ich da getrost verzichten. Die PSOA Veranstalter taten richtig daran hierfür keinen Headlinerplatz zu räumen und mehr fällt mir jetz auch nicht ein...Achso ja, wen es interessiert, musikalisch war es wohl Richtung Oldschool-Death tendierend.

Severe Torture
Severe Torture

Irgendwie wars für mich wohl nochn bissl früh für Severe Torture. Auf jeden Fall konnte mich das Krustige Todesgedräsche im Amerikanischen Gewand nicht überzeugen. Irgendwann klang das alles wie schonmal woanders besser gehört. Fans empfanden das sicherlich als nen tollen Auftritt, mir fällt dazu nüscht ein.








Fall Of Serenity
Fall Of Serenity

Die Absage von Dew Scented kurz vor dem Festival dürftige so einigen Fans sauer aufgestoßen sein. Fall Of Serenity sollten nun die schweren Aufgabe erfüllen, den freien Platz auszufüllen und das Publikum zu begeistern. Sie bemühten sich spürbar, gaben auf der Bühne richtig Gas und hatten durchaus ein paar gute Riffs auf Lager. Leider ereilt sie dasselbe Schicksal wie soviele Melodic-Death Bands: Sie sind beliebig austauschbar. Die Performance war wirklich gut, kaum Spielfehler und vier Bandmitglieder die auf der Bühne ordentlich Kilometergeld sammelten, deren Songs den Funken bei mir jedoch nicht überspringen ließen. Akuten Biernotstand bekämpfen hieß der Auftrag und so verzog ich mich Richtung Zeltlager, da ich mir Deströyer 666 (seltenblöder Name...) eh nicht antun wollte.


Turisas
Turisas

Turisas und "Battle-Metal". Mit ihrer doch stark Keyboardlastigen Musik konnten mich die Finnentruppen auf ihren Alben bisher nicht überzeugen. Tritt die Kampfstarke Horde in ihrem Heimatland gerne mal mit 12 Mann auf, die Schaukämpfe ausüben und altertümliche Instrumente bedienen, mussten sie sich hier auf sechs oder sieben (Alkohol macht zählen schwer...) beschränken. Mehr waren Budgetmäßig nicht mitzuführen. Ob es nun an meinem Bierpegel lag, dass mir der Auftritt der Waldläufer gefiel, ist im Nachhinein nicht mehr zu bestimmen. Auf jeden Fall gab es ne geile Show und gute Partystimmung im Publikum und so sah man zum Finale mit einem Medley aus Lambada, Bonanza, Final Countdown und was weiß ich, an jeder Ecke Leute das Tanzbein schwingen. Ein Aufritt der sämtliche Kritiker zumindest davon überzeugt haben dürfte, dass die Schunkeltruppe Live für richtig gute Laune sorgen kann.

Nifelheim
Nifelheim

Mit Nifelheim verhielt es sich so ähnlich, das lag jedoch eher am Outfit der leicht angegrauten Herrenriege. Unmengen an Nieten, Glanzleggins und Lederstirnbänder sorgten bei vielen für breites Grinsen. Musikalisch wussten die Rentnertruppe jedoch durchaus zu überzeugen. So gabs soliden Oldschool-Blackmetal unterfüttert mit eingängigen Thrashsalven. Das das ganze dann auch noch ordentlich schnell und sauber aus den Arthritisgelähmten Handgelenken kam, überraschte dabei umso mehr. Von der Spielfreude der bekennenden Iron Maiden und Judas Priest Anhänger könnten sich einige jungen Hüpfer ne Scheibe abschneiden. Also nicht unbedingt meine Musik für alle Tage aber auf nem Festival durchaus nen Blick wert und auch alles andere als schlecht. Warum die Leggins auch bei den Schwarzbeseelten so hoch im Kurs steht, kann ich jedoch nicht beantworten...

Cryptopsy
Cryptopsy

Auch in Glanzleggins hätten Cryptopsy wohl denselben Eindruck hinterlassen. Entweder man liebt diese Band oder man hasst sie. Dazwischen gibt es nicht viel. Das die Kanadier technisch wahrscheinlich die beste Band der drei Tage waren, dürften auch Kritiker nicht verneinen können. Mit Riffs und Breaks die kaum nachvollziehbar sind und einem der schnellsten Drummer an den Schlagstöcken hinterließen sie auch an diesem Abend weitum offene Münder. Headbanging war dagegen kaum auszumachen. Würde man versuchen die unzähligen Tempo - und Rhytmuswechsel mitzuschütteln, hätten sich die Halswirbel wohl nach einem Song selbstständig gemacht. Das es mir oft schwer fiel die Songs auseinanderzuhalten, bzw. zu erkennen, ist wohl der Vielschichtigkeit und kaum vorhandener Eingängigkeit der Riffs geschuldet. Es reichte aber um zu erkennen, das ein bunter Reigen aus zwölf Jahren Musikgeschichte über dem staunenden Publikum ausgebreitet wurde. Cryptopsy werden auch weiter die Gemüter scheiden. Dank sattem Sound, unbändiger Wucht der Akteure und absoluter spielerischer Perfektion für mich ganz klar eines der Highlights des diesjährigen PSOA. Punkt.

Enslaved
Enslaved

Zum Glück hatten Enslaved hauptsächlich ältere Songs im Gepäck, die neueren beiden Scheiben konnten mich mit ihrer Keyboardlastigkeit und ihrem experimentellen Charakter ganz und garnicht überzeugen. Auch die geneigte Zuhörerschaft honorierte sichtlich die schwarzmetallische Ausrichtung der Setlist und so wurden Enslaved zu Recht ordentlich abgefeiert. Bemerkenswert bleibt noch, dass Enslaved deutlich in ihrer Spielzeit beschnitten wurden, was dem Umbau von Kataklysm geschuldet war.





Inwieweit ein Kataklysmauftritt enttäuschen kann, sei jetzt mal dahin gestellt. Persönlich habe ich aber das Gefühl, das die 4 Kanadier bei kleineren Veranstaltungen besser zünden. Da mir sowohl Enslaved als auch Hypocrisy ziemlich egal waren, störte mich die Überlänge des Auftrittes nicht. Jedoch war irgendwie der Wurm drin. Die Idee auf dem PSOA die erste "professionelle" DVD der Bandgeschichte aufzunehmen, konnte ich nicht so richtig verstehen. Schließlich gab es weder einen Kameraarm, noch würde ich 45 Minuten Spielzeit als ausreichend betiteln. Das Publikum feierte hier meiner Meinung nach den schlechtesten Auftritt den ich bisher von den Abrissbirnen gesehen habe, überschwenglich ab (Schließlich will jeder mal kurz auf ner DVD auftauchen...). Die Setlist war eher routiniert und gespickt mit altbekannten Liveklassikern, wie "Shadows And Dust, As I Slither, Ambassador Of Pain,... wartete aber auch mit einigen Perlen auf ("Where The Enemy Sleeps" z.B.). Umso mehr überraschten die häufigen Spielfehler von Klampfenzupfer Jean-Francois. Da wird man kräftig nachvertonen müssen. Insgesamt also alles andere als die ideale Show für einen DVD-Mitschnitt. Überhaupt wirkte alles zu gewollt. Maurizio, der sonst immer den Kontakt zum Publikum sucht, hielt sich auffallend zurück, wahrscheinlich auch wegen den Pyroeffekten, bei denen die Devise war: Je mehr, desto besser. Weiterhin fehlte ein wenig der Druck vor allem beim Gesang, da waren die Jungs am Mischpult etwas übervorsichtig, obwohl bei den anderen Bands eher in die Vollen gegangen wurde, vor allem, was den Bass betrifft. Ich bin gespannt, wie das ganze auf dem Silberling wirkt, der ja demnächst erscheinen soll und ich freu mich auf die Clubtour Anfang des Jahres, wo hoffentlich alles wieder beim Alten ist.

Hypocrisy
Hypocrisy

So langsam verließen mich die Kräfte. Nun gut, Hypocrisy zählen eher zu meinen "einmal sollte man sie sehen" Bands und so verschwand ich dann auch nach ein paar Bildern mit einem guten Gesamteindruck. Das Tägtgren hatte anscheinend ordentlich Wut im Bauch nach der Stunde Verzögerung durch Kataklysm und so schrie er sich ordentlich die Seele aus dem Leib. Hypocrisy-Songs sind ja immer mit langen markerschütternde Schreien durchsetzt und die gelangen dem Workaholic an diesem Abend richtig gut. Was das ganze rumgefucke sollte (Yeah Fucking Partysan...fucking great...fucking next song...fucking fuck fuck...) weiß ich nicht, liegt aber voll im Trend bei den bösen Buben Bands. Mit sauberem Sound und ner fetten Partymeute vor den Augen gaben Tätje und seine Mannschaft dem Freitag einen würdigen Abschluss.


SAMSTAG:


Puhhh, Akrival kannten keine Gnade und verbreiteten bereits 14.00 Uhr durch ihren Aufs-Maul-Black-Metal Eisesstimmung. Insgesamt ne ziemlich verrauschte Angelegenheit und auf jeden Fall die falsche Uhrzeit.

Mourning Beloveth
Mourning Beloveth

Mourning Beloveth dagegen passten genau in das Wetter. Pünktlich mit den Irischen Schweremütern verdichteten sich die Wolken und gut gelaunt machten sich die Melancholiker daran, ihr doomiges Set zu entfalten. Obwohl sie damit ziemlich aus dem üblichen PSOA-Rahmen fielen, war es doch ordentlich gefüllt vor der Bühne, wo sich zwar kein Moshpit bildete, aber sich überall Gruppen zum Sitzkreis trafen und den Klängen lauschten und so erwischte ich mich dabei wie ich einnickte und erst wieder von leichtem Regen geweckt wurde. Das darf aber aber durchaus als Kompliment gesehen werden. Schöner Start in den Samstag.




Rompeprop
Rompeprop

Das Rompeprop ne komplett andere Schiene fuhren, war sofort klar. Drei total bescheuerte holländische Goregrinder. Damit dürfte alles gesagt sein. Oder doch nicht? Mit schön gepitchter Stimme und ordentlich Nonsensliedern ("Lick My Only Ball", "I Am The Dolphin Sprayhole Fucker") hatten die Tulpenflücker die Masse sofort auf ihrer Seite und als Frontmann Steven Splattersmegma (im feschen OP-Outfit) auch noch Zeilen aus David Hasselhoff's "Du" anstimmte, hatte er sich auch in meinem Herzen einen Platz erobert. Reihum sah man grinsende Gesichter, gab es doch kompromisslosesten Goregrind auf die Ohren, der wirklich zu überzeugen wusste - wenn man denn sowas mag. Nächstes Jahr bitte mehr davon! In diesem Sinne: "The next song is about, if your going to the zoo, and there is a poolhouse, and your going in and...and fuck Flipper in his sprayhole. Its called..."

Rotten Sound sollten mit Fullspeed-Grindcore die Meute bei Laune halten und die ging auch sofort ordentlich ab. Mir allerdings war das ganze zu Ideenlos und zu sehr Fressbrett, so dass ich ne Bierpause einlegte, was dazu führte, dass ich jetz nix zu Desaster schreiben kann, die wohl aber voll überzeugt haben sollen.

Setherial
Setherial

Zu Setherial fand ich mich dann frisch betankt wieder vor der Bühne und auch wenn der Auftritt der Schwarzmetaller unter der frühen Stunde litt, machten die Schweden einen wirklich guten Eindruck. Inwieweit der für Blackmetal untypische sehr druckvolle Sound gewollt war, weiß ich nicht, aber da die Alben ja auch sehr hochwertig produziert sind, passte dies hier einfach sehr gut ins Bild. Setherial wussten durchaus zu gefallen, auch wenn die Setlist ein paar Abwechslungen vertragen hätte können.





Thyrfing
Thyrfing

Thyrfing waren im Prinzip das böse Pendant zu Turisas. Wo die mit Blut besudelten Waldläufer aus Finnland mit Fidel und Akkordeon gute Laune verbreiteten, machten die dreckbeschmierten Schweden Ernst und so gab es Bodenständigen, Gitarrenlastigen Viking-Metal um die Ohren, der sich zwar rhytmisch abwechslungsreich, aber hauptsächlich im Midtempo-Bereich abspielte. Die Menge ging ordentlich ab und auch ich erwischte mich, wie ich kopfnickend dem ganzen aus gebührendem Abstand lauschte. Viking liegt im Trend und wird es wohl noch eine Weile so bleiben, wenn man sich anschaut wie energisch auf allen Festivals dementsprechende Bands abgefeiert werden.



Illdisposed
Illdisposed

In die Dämmerung hinein eröffneten Illdisposed ihren Auftritt und die Kurzhaartruppe dürfte dem Vorurteilsbelasteten, böse dreinblickenden Death - und Blackmetallern genauso übel aufgestoßen sein wie die merkwürdigen Ansagen und die groovenden Riffs, welche die Dänen abfeuerten. Wer denn hinter das Offensichtliche blickte, konnte eine Band entdecken die sich nicht so einfach zwischen die sonst vertretenden Knüppelbands einordnen ließ und es eher dank ihres imensen Erfolges verdankt (statt eines professionellen Auftritt), dass es so voll vor der Bühne war. Hauptanteil daran hatte Frontmann Bo Summer, der nicht nur ziemlich zugedröhnt wirkte, sondern scheinbar auch nicht in der Lage war seine Stimme richtig einzusetzen. Von dem Abwechslungsreichtum seiner Stimmbänder war an diesem Abend zumindest nichts zu hören und so quälte der Mann sich über die Stunde in der er fast mehr Dünnzeug laberte als sang. Wahrscheinlich wollte er das Publikum mit seinen Deutschkenntnissen beeindrucken, für mich hatte das eher Kindergartenniveau, wirklich lustig war es nicht. Wenn er denn mal ruhig war und nur die Musikanten um ihn herum agierten, gab es durchaus n paar schöne Stellen zu denen man das Haupthaar belüften konnte. Ein bisschen wenig für eine Band dieses Kalibers.

Naglfar
Naglfar

Das Naglfar zu Recht zu den ganz Großen des Black Metal gehören, stellten sie auch dieses mal unter Beweis. Nach Totalausfall und verdutzten Gesichtern seitens der Band lieferten die Jungs um Frontmann Kristoffer einen gewohnt starken Auftritt ab. Das der Ex-Basser und jetzt Sänger von Naglfar ein verdammt starkes Organ hat und wirklich alles in Grund und Boden schreien kann hinterließ nicht nur bei mir Gänsehaut. Dies war auch dem guten Sound geschuldet. So zündeten die schon auf den Alben verdammt starken Songs Live mindestens nochmal so gut. Mit "A Sworm Of Plagues" oder "I Am Vengeance"die so voller Wucht und Kraft aus den Boxen ballerten, dass einem Hören und Sehen verging, legten die Schweden alles in Schutt und Asche und zeigten, dass sie den Fortgang von Gründungsmitglied Jens Rydén mehr als gut verkraftet haben. Einer der stärksten Auftritte des diesjährigen Party.San!

Marduk
Marduk

Marduk erwartete ich mit gemischten Gefühlen, als sie mir vor 2 Jahren mit Grottenschlechtem Sound im Hellraiser Kopfschmerzen verursachten. Auch diesmal war der Sound nicht optimal. Wie viele Bands an diesen drei Tage erwischten Marduk eine viel zu Bass und Schlagzeuglastige Abstimmung, so dass es verdammt schwer war, einzelne Songs zu erkennen und auseinander zu halten. Ansonsten war es ein typischer Mardukauftritt, mit Panzer - und Artillerie Geräuschen, keinen Ansagen an das Publikum, Blutkelch und einigen unfreiwillig komischen Momenten. Wirklich zum Lachen war, als Mortuus am Ende eines Liedes das Mikro irgendwo hinwirft, während des Intro vom nächsten Song wieder mit bösen Blick vom Abtrocknen zurückkommt, den Mikroständer greift und dort kein Mikro hängt. 'Achja, da war ja was...' schien sein Gesicht zu sagen und so machte er sich während der ersten Strophe erstmal auf, sein Mikro zu suchen. Abgesehen von dieser Panne lieferten Marduk einen routinierten Auftritt ohne große Überraschungen ab und so rumpelte die Panzerdivision nach einer Stunde ohne Verabschiedung wieder gen Heimat.

Six Feet Under
Six Feet Under

Ja Six Feet Under sind toll und die Größten und überhaupt, aber ich schmier hier keiner Band Honig ums Maul nur weil sie alle toll finden und Mr. Barnes Todestruppe war definitiv zum einschlafen. Toller Sound und ne gigantische Lichtshow täuschen nicht darüber hinweg, dass nach 2 Liedern alles gleich klang und man sich ne Stunde durch monotones Stampfe gähnen musste um noch ein paar Bilder von Tankard zu machen. Gepaart mit pubertärem Fuck the Fuck Fuck Gelabere war das echt ein Auftritt zum Abgewöhnen. Einzig positiv und bemerkenswert war der Versuch des Frontmannes das Publikum während dem Totalausfall der PA bei Laune zu halten.




Tankard
Tankard

Nach gefühlten 3 Stunden die ich lieber sechs Fuß unter der Erde verbracht hätte, sollten Tankard nochmal die müde Partymaschine anwerfen und das diesjährige Party.San würdig beenden. Die Bierreserven dürften nach diesem Auftritt auf jeden Fall geleert gewesen sein, war doch eben jener Gerstensaft mal wieder Mittelpunkt des Tankardschen Treibens. Dieser Band nimmt man die Bierattitüde gerne ab, Frontmann Gerre lebt auch nach dem Motto "mit 'nem Sixpack kann man keine Party feiern, mit 'nem Fass schon" und so überlegt man sich beim Blick in den Bierbecher ob man später auch mal so ein Partyfass vor sich her tragen will. Stimmungsmäßig war der Klimax wohl jetzt erreicht, aber ich entschied mich das letzte Bier des Festivals gemütlich vor meinem Zelt zu trinken. Anhand der Bierleichen zu urteilen, sind wohl einige bei diesem Vorhaben gescheitert...


FAZIT:


Das Party.San war definitiv das Highlight des Jahres. Faire Preise, ein fettes Line-Up, toller Sound und nette Menschen machten dieses Festival zu einem außergewöhnlichem Erlebnis. Meiner Meinung nach ist aber mit knapp 10000 Besuchern die Grenze erreicht, vor allem was die Eingangskontrollen und Zeltplatzgröße betrifft. Größer muss es für mich auch nicht werden, denn so kann das PSOA sich auch die nächsten Jahre die gemütliche Atmosphäre bewahren. Ein dickes Lob gilt den Soundtechnikern, die sich Donnerstag Nacht um die Ohren schlugen um eine angemessene Geräuschkulisse zu ermöglichen und den Sicherheitskräften, die auch im größten Streß noch freundlich blieben.
Hier noch ein paar skurile Begebenheiten aus dem Fotograben: fliegende Mikrofonständer, Trollikoffer mit Fotoequipment, Bierregen, schubsende Musiker im Graben, Naglfarpyro (heiße Sache das...), und noch vieles mehr.
Auf jeden Fall sind wir auch nächstes Jahr wieder auf Metalkur im beschaulichen Thüringen. Bad Berka ist immer eine Reise wert.