Voller Kraft und Heldenmut strömen die fünf Schweden von Wulfgar durch Midgard und bestehen eine Schlacht nach der Anderen. Gestärkt durch ihre Gemeinschaft und den Geist ihrer Vorfahren entfesseln sie Kräfte jenseits der menschlichen Physik. „Midgardian Metal“ lautet der Titel des zweiten Werkes der Sölvesborger Herren, die ganz klar in den Spuren ihrer Landesgenossen Amon Amarth stehen. Was einen erwaret? Yggdrasil, Nornen, Runen, nordische Mythologie und Alles, was das Wikingerherz begehrt und zu beklagen weiß.

Da nun schon mit den Viking-Shooting-Stars Amon Amarth begonnen wurde, muss man jedoch ganz deutlich klarstellen, dass hier nicht von modernem Viking Metal alá „Twilight Of The Thundergod“ die Rede ist. Nein, wir befinden uns vielmehr in den Glanztagen des Herrn Hegg und seiner Horde. Was Wulfgar in ihr Konzept aufnehmen liegt irgendwo zwischen „The Avanger“ und „The Crusher“, weist jedoch auch dezente Nuancen der „VS. The World“ auf. Doch so stark diese Einflüsse auch erscheinen möchten, die Nordmänner stehen auf eigenen Füßen und weisen gut konstruierte Songs vor, die zwischen Kraft und Brutalität stets einen ansprechenden Weg finden.

Die Platte baut sich sukzessive auf, wirkt hierbei jedoch sehr homogen und eingängig. Die Melodien lassen sehr viel Potential erkennen und der Schlagzeuger groovt sich druckvoll in feinster Mid-Tempo Death Metal-Manier durch Depressionen und heroische Kriegserzählungen. Gesanglich wird dabei auf einen klassischen Wechsel von Screams und Growls gesetzt, welcher auch ausgezeichnet in das Klangbild passt und vereinzelt sogar durch dezente Clear-Vocals, wie in „Norseman Of Steel“ unterstützt wird. „Midgardian Metal“ präsentiert sich als eine runde Sache, welche weder an treibenden Double-Bass Attacken spart, noch die Melodie außen vor lässt. Diese Songs bleiben definitiv im Ohr hängen.

Leider treiben es Wulfgar aber mit der Eingängigkeit vereinzelt auch etwas zu weit, wie beispielsweise im Titeltrack, welcher recht schwachbrüstig und linear daher kommt. Doch kann dieses Defizit sogleich wieder ausgebügelt werden, indem man mit „Nifelheim“ brachial-zerschmetternde Riff-Salven ins Rennen schickt, die den Hörer mit Black Metal-esker Aggressivität, wuchtiger Brutalität und deftiger Geschwindigkeit wieder aus dem Loch holen, in welches er zuvor gestoßen wurde.

Der unbestrittene Held dieser Scheibe bleibt jedoch „Death Of Yggdrasil“, der textlich zwar recht banal, musikalisch aber umso interessanter gestaltet ist. Er erinnert sogar etwas an Heaven Shall Burn, wenngleich ich bezweifle, dass die Schweden schon von jenen gehört haben. Dennoch, „Death Of Yggdrasil“ weist eine deutliche Metalcore-Attitüde auf, welche im Zusammenspiel mit nordischen Todes-Hymnen derart brachial und kraftvoll auftritt, dass es eine wahre Wonne ist; definitiv der Hit dieses Albums.

Wulfgar haben hier ein ordentliches Paket geschnürt, welches von Ideenreichtum und hoher Spielkunst zeugt. Die Saitenfront weiß, wie man eindringliche und mitreißende Momente erschafft und Gesang sowie Schlagzeug treiben das Klangspiel mit Wucht voran. Das ist wieder einmal Viking Metal mit Hand und Fuß, welcher zwar noch kleinere Schwächen aufweist, aber im Grunde stimmig und kreativ ist. Mit dem letzten Song „Valkyria“ nimmt die Platte dann nochmal richtig Fahrt auf und verlässt den geneigten Hörer letztlich mit zufriedener Miene vor den Boxen. Eine ordentliche Leistung Jungs, das nächste Mal noch etwas konsequenter! In diesem Sinne, Walhalla darf noch warten!

Wulfgar · Midgardian Metal · 2010

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 04.08.2010

7 / 10

Playlist

01 - Intro
02 - Die For My Clan
03 - Circle of Runes
04 - Fight, Win, Kill & Conquer
05 - Midgardian Metal
06 - Nifelheim
07 - Norsemen of Steel
08 - The Death of Yggdrasil
09 - The Three Norns
10 - Valkyria