Hoest einen Einzelgänger zu nennen, ist ähnlich kontrovers, wie Erdbeeren zu Beerenfrüchten zu zählen und dann in einen Obstsalat für Nussallergiker zu schneiden. Will nicht heißen, dass der Norweger eine Sammelnussfrucht ist, aber betonen, dass er sicher nicht so traurig in seiner Waldhütte sitzt, wie vielleicht zu vermuten. Dass "Noregs Vaapen" hingegen ein wütendes Black Metal Biest ist, dass keine Gnade kennt und strikt nach vorn geht, bleibt eine Gewissheit.

Könnte man meinen, wenn man bedenkt, dass die Norwegische Speerspitze der hasserfüllten Metallmusik sich die Ehre gab. Aus Immortal, Gaahlskagg, Mayhem und Darkthrone kann ja nur eine wilde Drescherei werden! Mit Nichten, Taake geht anno 2011 mit einer bluesigen Rock-Attitüde ans Werk, die sich vor Eiern in der Hose kaum retten kann. Wem Glorior Belli zusagen, vor den Freunden aber nicht zugeben werden soll, dass man eine Band hört, die nicht über dem 59. Breitengrad ansässig ist, wird hier ein wahres Fest geboten. Sitzt der druckvolle Black Metal-Eifer zwar noch voll in den Knochen, weiß man verspielte Melodien einfließen zu lassen, die zwischen Country, Rock und Blues die volle Bandbreite bieten. Doch die Auswüchse wirken nicht wild, sondern durchaus natürlich und ergeben ein stimmiges Gesamtbild. So wurde auch nicht versucht, jedem Gastsänger ein passendes Gewand auf den Leib zu schneidern, sondern nutzt man einfach die gegebene Stimmenvielfalt, um gewisse Melodiesegmente noch ein Stück weit zu untermauern. Dabei schmiegt sich das Schlagzeug treibend und kräftig, aber immer auch stützend an die wechselnden Stimmungsmomente an, wodurch ordentlich Wucht bewahrt bleibt, aber ruhigere Momente auch nicht einfach hemmungslos weggedrückt werden. "Noregs Vaapen" macht von der ersten bis zur letzten Sekunde Spaß. Man vergisst sogar, dass hier ein ordentlicher Stab an Gastmusikern rangekarrt wurde. Es ist einfach nicht von Belang, denn die Songs sind auf namhafte Unterstützung nicht angewiesen. Wer zudem ein ein-minütiges Banjo-Solo ("Myr") mit derartiger Dynamik auf eine Black Metal-Scheibe pappt, dass man unwiderruflich zu tanzen anfängt, weiß generell was er tut. Oder ihm ist es schlichtweg egal.

Taake beweisen auch 2011 wieder, dass sie wissen, wie Musik funktioniert und mit einer spürbaren Leichtigkeit und Begeisterung Songs schustern, die definitiv im Gedächtnis bleiben. "Noregs Vaapen" brennt sich ein, bleibt im Kopf und bereitet immer wieder höchstes Vergnügen. Eine echte Alternative zu Südeuropäischem Philosophie Black Metal. In diesem Sinne, Strohhut auf, es geht nach Bergen!

Taake · Noregs Vaapen · 2011

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 12.09.2011

9 / 10

Playlist

01 - Fra vadested til vaandesmed
02 - Orkan
03 - Nordbundet
04 - Du ville ville Vestland
05 - Myr
06 - Helvetesmakt
07 - Dei vil alltid klaga og kyta