Syven sind sicher nur wenigen bekannt. Das mag zum einen daran liegen, dass die Band neu ist und zum anderen daran, dass ihr Genre nicht gerade die Krone der Popularität ist: Ambient Folk! Zusammengesetzt aus den Finnen Aslak Tolonen von Nest und Andy Koski-Semmens von Ereipia erwartet euch mit "Aikaintaite" ein einstündiger Marsch durch schlammiges Moor, in dem es sich ganz beschissen läuft!

Ambient-Musik ist ja generell ein schweres Pflaster, da es wirklich den Moment braucht, in welchem man derartiges hören möchte. Sicher gibt es auch Ambient-Fanatiker, die nur solche Sachen hören. Das Gros der Hörer muss hierfür aber sicher in einer speziellen Stimmung sein. Wenn man sich dann noch darauf versteift, konsequent die Folk-Keule zu schwingen, sind diese Momente noch rarer gesät. Das soll aber alles nicht gegen diese Platte sprechen, sondern nur gleich zu Beginn klarstellen, dass man Syven sicher nicht immer und vor allem nicht mehrmals hintereinander hören will. "Aikaintaite" erweist sich als ein sehr stimmungsvolles Album. Ruhige Momente, rituelle Rhythmen und nahezu spirituelle Gesänge verknüpfen die mystische Natur und die kulturellen Wurzeln Finnlands mit stärkeren Gitarrenklängen, die jedoch nie zu kraftvoll werden, um die wabernde Harmonie der Platte zu stören. Wenngleich man beim ersten Hören noch hinter einigen Ecken den schwarzmetallischen Ausbruch erwartet, bleiben Syven gediegen und bewegen sich wohl überlegt durch die Untiefen der nordischen Seenwelt. Kurz fühlt man sich an Wardruna erinnert, hat es aber mit weitaus besinnlicherer Musik zu tun, die den Kompromiss zwischen Tradition und Moderne sucht. Wie die Wellen eines Tropfens im Wasser schallen diese Melodien zwischen synthetischen Klängen und akustischen Trommeln umher und schwelgen sanft bis zum unausweichlichen Ausklang. Und trotz des Einbezugs von elektronischen Hilfsmitteln in Kombination mit landestypischen Instrumenten, wie der 12- und 15-saitigen Kantele, geht dieser Kompromiss auf und erzeugt eindrucksvolle und beständige Klangwelten. So homogen wie das Zusammenwirken der Instrumente erweist sich indes auch das komplette Album. Die fünf Stücke gehen perfekt ineinander auf, ohne dass durch Songgrenzen ein markanter Bruch entstehen würde: und so soll es bei einem vernünftigen Ambient-Album ja auch sein.

Syvens Duo-Debüt ist ein handwerklich hervorragendes Album, welches weder in der Instrumentierung, dem Songwriting, noch im Klang Defizite aufweist. Das Problem welches dieses Album haben wird, ist die doch tendenziell geringe Anwendbarkeit. Kann man elektronischen Ambient wie Bonobo, Tycho oder Praful auch mal vor Gästen laufen lassen, ist Syven mehr für die in sich gekehrten, nachdenklichen Stunden allein, draußen im Schnee. In diesem Sinne, Ruhe mit Kraft!

Syven · Aikaintaite · 2012

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 30.01.2012

7 / 10

Playlist

01 - Syvyys
02 - Jäljet
03 - Ne Jotka Selviävät Talvestamme
04 - Jäänkätkemä
05 - Tuulenvire