Wenngleich Lycanthropy aus Russland hierzulande noch nicht allzu viel Bekanntheit genießen, liest sich die Veröffentlichungsliste des Duos (seit 2013 Trio) wie die von Mayhem. Siebzehn Veröffentlichungen und darunter sieben Full-Length-Alben können Lycanthropy bereits verbuchen und das bei einem nur siebenjährigen Bestehen. Jetzt gibt es mit "Totenkränze" wieder Frischfleisch. Masse statt Qualität?

Großen Facettenreichtum sollte man nicht von Lycanthropy erwarten, denn eines steht bei den Wolfsmenschen klar im Vordergrund: Geschwindigkeit. Dass dabei dennoch die Qualität stimmt, macht die Platte durchaus hörenswert. Mit soliden Riffs, die stark an norwegische Kälte und schroffe Bergformationen erinnern, kreieren Lycanthropy eine aggressive Stimmung, welche durch den beißenden Gesang des Fronters noch maximiert wird. "Totenkränze" bietet einen kompromisslosen Death/Black Metal-Exzess, der kurz, knackig und ohne Umwege nach vorn schießt, aber selten große Wagnisse eingeht. Saubere und eingängige Riffs treffen auf stringentes und wuchtiges Drumming, das keine Zeit für Pausen lässt. Und was passiert da auf der B-Seite?
Hier verstecken die Russen ihre Ambient-Kreationen, die ruhig und düster das komplette Gegenteil zur anfänglich rohen Gewalt der ersten Tracks darstellen. Etwas eigenartig mutet es dann schon an, dass zum Ende hin doch wieder mit Wucht alles niedergewalzt wird, was im Wege steht. Ein kleines Intermezzo, es sei verziehen. Mit den letzten vier Titel arbeitet man sogar noch ein stückweit mehr Emotionen in die Songs ein, bleibt der Kraft und dem Druck der ersten Titel jedoch treu. Ab und an gibt es dann auch kurze Mid-Tempo-Anleihen, die jedoch schnell wieder aufgebrochen werden und sogleich der blutdurstigen Furie ihren freien Lauf lassen. Black Metal ohne Kompromisse. Kann man machen!

Aber es ist nicht alles Sonnenschein auf "Totenkränze". Wirkt die Platte anfangs sehr logisch und nachvollziehbar, stört das ambiente Zwischenspiel etwas den Hörfluss. Auch die Tatsache, dass alle Songs auf der B-Seite irgendwie ungeschickt ausgefadet werden, lässt einen häufig verwundert aufschauen. Zumal man sich bei Titeln wie "Predominant Silver Aura" oder "Throne of Death" auch problemlos ein Songende durch schlichten Cut vorstellen könnte. Mit etwas besserer Aufteilung der Tracklist könnte man sicher noch einiges verbessern. Nichtsdestotrotz kann sich "Totenkränze" sehen lassen und sollte Freunden von High-Speed Black Metal ein Blick wert sein.

Lycanthropy · Totenkränze · 2013

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 25.03.2014

7 / 10

Playlist

01 - Totenkränze
02 - Germ of All Sins
03 - The Birth of the Lycan
04 - The Howling
05 - Sickliest Humanity
06 - Black Wolfish Craft
07 - Dominion of the Fang
08 - Endless Black Forests
09 - Conception I
10 - Conception II
11 - Conception III
12 - Conception IV
13 - Moonlight
14 - Guardian of the Grim Knowledge
15 - Predominant Silver Aura
16 - Beast of Gevaudan
17 - Throne of death