“Der Thomas? - Dem geht es gut; der covert wieder einmal die „Graveyard Classics“. Zu hart, meinst du? - Nein; der hat schon andere Sachen verkraftet, soweit ich weiß.“ Wenn man sich da mal nicht zu sicher wäre.

Der Herr Gurrath ist ungebrochen das steht fest, denn das er sagt auch gerade heraus, als primäre Amtshandlung auf seinem neuen Album „Germany's Next Death Metal“. Um das auch ordentlich zu untermauern, zelebriert er sich mit „The Unbroken“ als ein etwas aufgedeathter Alice Cooper-Abklatsch, vermag aber nicht so richtig Schwung in die Bude zu bringen. Der Nachfolger „Zombie Blitzkrieg“ hat da schon eher etwas Eier in der Hose. Opener versaut, na macht ja nichts, solange der Rest passt.

Und ja, das nunmehr siebte Album der Stuttgarter Blutfetischisten hat definitiv seine hellen Momente, denkt man an „Animal Holocaust“, „Zombie Blitzkrieg“ oder „Bloodslaughter Onslaught“. Da gibt es schön drückenden Death Metal der alten Schule, mit viel Bass in der Stimme, einer deftig rumpelnden Schießbude im Rücken und hackenden Riff-Äxten in Angriffsstellung. Aber was geht denn auf der Textebene ab? “Motherfucking meat is motherfucking murder“? Der motherfucker scheint tief im Thomas zu sitzen, denn einem Anfall gleich platzt ihm das böse Wort immer wieder heraus und das zu den unpassendsten Gelegenheiten. Teilweise völlig grundlos und ohne sinnhafte Kohärenz. Wenn auch “motherfucking hell“ („Killing Is Our Culture“) ein herausragender Refrain ist; ach nein Moment, ist er ja gar nicht.

Generell fragt man sich, wo der Mann diese Texte her hat. Ein ur-langsam geschweintes„Deutschlands Todesmetallkriegsmaschine“, ehrlich? Im Titeltrack? Weshalb klingt das Album-Aushängeschild eigentlich wie ein lahmer, uninspirierter Six Feet Under-Verriss? Aber es gibt ja auch gute Songlines, wie “meat is murrr...“, oder „I am Mr. Evil!“ und „I'm a motherfucking school shooter!“, ja herrlich! Nein, das war wohl nichts. Wenn man schon ein Anti-Schul-Massaker-Kommentar setzt, sollte man zumindest die textliche Stumpfheit etwas in Grenzen halten. Da hätte man sich vielleicht bei JAKAs „Ein blutiger Vormittag“ umhören können, wenngleich dies ein Blick über den Tellerrand und in Richtung anderer Bands als Six Feet Under gewesen wäre; doch jener würde Debauchery sicher nicht schaden.

Wenngleich die Texte einen Kopfschuss in das Gehirn der Gesellschaft darstellen sollen, sind sie am Schluss doch nicht mehr, als ein verzweifelt geschwungener Knüppel polemischer Straßenpolitik. Wer Debauchery schon zuvor anhimmelte, muss hier keine Abkehr von alt-bekannten Mustern fürchten. Wer jedoch frischen, bodenständigen Death Metal sucht, braucht das Ding nicht rotieren lassen. In diesem Sinne, “fuck die bitch, du motherfucker!“

Debauchery · Germany's Next Death Metal · 2011

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 30.03.2011

3 / 10

Playlist

01 - The Unbroken
02 - Zombie Blitzkrieg
03 - Warmachines at War
04 - Animal Holocaust
05 - Bloodslaughter Onslaught
06 - Germany's Next Death Metal
07 - School Shooter
08 - Death Will Entertain
09 - Armed for Apocalypse
10 - Genocider Overkill
11 - Killing Is Our Culture
12 - School's Out (Alice Cooper Cover)