Nachdem 2011 bekannt wurde, dass sich Matt "Kvohst" McNerney, zu Gunsten seiner Nebenprojekte Hexvessel und Beastmilk, verabschieden würde, prognostizierte ich den britischen Progressive Black Metallern schon ihr Ende, da ich mir Code ohne seine unverkennbare Stimme und die daraus resultierende Stimmung kaum vorstellen konnte. Nun legen die Briten mit "Augur Nox" ihr neues Album vor, ohne Kvohst, aber mit unheimlich viel Gefühl und eben jener Stimmung, die einen bei "Nouveau Gloaming" und "Resplendent Grotesque" schon in den Bann zog. Gut, dass man sich auch mal irren kann.

Gut auch, dass Andrews "Aort" McIvor noch immer die Zügel in der Hand hält, denn aus seiner Feder stammen die so prägnanten mystisch-melancholischen Riffs, welche Code aus der großen Masse des Black Metals herausheben. "Augur Nox" bleibt dem Stil seines Vorgängers "Resplendent Grotesque" treu, entwickelt sich aber dennoch weiter. Die Briten vermögen noch immer den sphärisch-mystischen Charakter früherer Platten zu generieren, gehen aber kompositorisch darüber hinaus. Zudem zeigt sich "Augur Nox" an einigen Stellen deutlich schneller und kräftiger, woran sicher auch der neue Drummer James "Lordt" Smith nicht ganz unschuldig ist. Das Drumming zeigt sich im direkten Vergleich etwas geradliniger und ist dadurch auch ausdrucksstärker geworden. Die Riffs werden präzise, jedoch nie überladen, nach vorn gedrückt und stets sauber auf den Punkt betont. Der Bass spielt klangvoll den Hintergrund aus, greift dabei Riffs der Gitarren auf und hebt die teils verspielt-hohen Melodiezüge der Lead-Gitarre hervor. Dem ehemaligen Line-Up der Vorgängerplatte stehen Code anno 2013 damit in Nichts nach. Ganz im Gegenteil, das Zusammenspiel kann man sogar als effizienter und feinfühliger beschreiben. Besonders Sänger "Wacian" muss dabei erwähnt werden, welcher bisher kaum in Erscheinung trat und hier gleich klarmacht, dass er kein billiger Ersatz ist.
Es muss wohl keine einfache Aufgabe sein, in die Fußstapfen von McNerney zu treten und sich dennoch seine Eigenständigkeit zu bewahren und zu rechtfertigen. "Wacian" nimmt diese Hürde mit Bravour und verleiht den gewohnt eingängigen Songs der Briten seine ganz eigene Note. Dabei gelingt es ihm erstaunlich gut, die Tonlage seines Vorgängers zu treffen, sowohl was Clearvocals als auch Screams angeht ("Glimlight Tourist", "White Tryptych"). Doch "Wacian" kann noch mehr und scheut sich auch nicht, diese Stärken auszuspielen. Gleich mit dem Opener "Black Rumination" nutzt er sein ganzes Stimmvolumen und liegt damit in einem Feld mit Sängern wie A.A. Nemtheanga (Primordial) und ICS Vortex (Arcturus, Borknagar, Ex-Dimmu Borgir), was den Songs auf "Augur Nox" ein deutlich größeres Klang- und Stimmungsspektrum verschafft. Songs wie "Garden Chancery" und "The Lazarus Cord" beweisen dies eindrucksvoll. All diese Parameter sprechen dafür, dass Code mit "Augur Nox" lebendiger sind, als jemals zuvor. Ein Ende sieht zum Glück anders aus.

Mit diesem großen Line-Up-Wechsel hätte viel schief gehen können, doch die Briten scheinen sich Zeit genommen zu haben, um klug und vorausschauend zu wählen, wer Code für die Zukunft prägen soll. Die neue Mannschaft um "Aort" wirkt stark, kreativ und vor allem motiviert und muss keine Vergleiche in Richtung Vergangenheit scheuen. Ich für meinen Teil kann nur hoffen, dass es genau so weiter geht. In diesem Sinne, neu codiert und sich dennoch treu geblieben!

Code · Augur Nox · 2013

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 04.12.2013

9 / 10

Playlist

01 - Black Rumination
02 - Becoming Host
03 - Ecdysis
04 - Glimlight Tourist
05 - Garden Chancery
06 - The Lazarus Cord
07 - The Shrike Screw
08 - Trace of God
09 - Harmonies in Cloud
10 - White Tryptych