Frankreich scheint den Black Metal gepachtet zu haben. Glorior Belli, Lantlôs, Alcest, Blut Aus Nord, Anataeus und neben einer Million anderer Black Metal Bands eben auch Aurvandil. Obwohl es im Gesamtgefüge eher die geringere Anzahl ist, assoziiert man doch mit frankophonem Black Metal eine gewisse Verspieltheit und einen experimentellen Touch. Oder gleich die volle Post Black Metal Keule. Nicht jedoch mit Aurvandil, denn hier geht es nordisch von Statten!

Mit "Yearning"bringt uns das Duo nun ein erstes Debüt-Album, was eigentümlich klingt, nach neun vorausgehenden Veröffentlichungen. Doch ist der Zehner nun voll und das erste Full-Length geboren. Thematisch müht man sich an nordischer Mythologie ab, was auch direkt in der Musik zu spüren ist. Der gewisse Folk-Anklang ist nicht zu leugnen, bleibt aber dezent im Hintergrund und drückt nicht auf die Instrumentierung oder den Gesang. Auf diesem Posten bleibt es relativ karg. Schnelle harte Drums, eingängige Riffs und ein rauer Mix bilden das Gewand für sägende Vocals, die neben aller Energie doch auch einen Funken Wehmut versprühen. Die Franzosen können eben nicht anders. Geschürt wird dieser Eindruck indes durch atmosphärische Interludes, welche das Album etwas konzeptualisieren, aber immer noch zurückhaltend genug sind, um die Spannung nicht zu tilgen. "Yearning" ist roh, aber nicht aggressiv. Vielmehr wird eine nachdenklich verzweifelte Stimmung geschaffen, die gerade auch durch eine gewisse Gradlinigkeit an Kraft und Energie gewinnt. So bietet Aurvandil zwar nichts für Dauerprügel-Fetischisten, stellt aber einen abwechslungsreichen Zeitvertreib dar, der nicht notgedrungen auf Clear-Vocal zurückgreifen muss, um eine gewisse Sentimentalität zu erschaffen.

Das dunkle Duett ist zwar nicht der letzte Satz, was Black Metal angeht, aber definitiv eine solide Platte, die Aufmerksamkeit verdient hat und auf mehr in dieser Richtung hoffen lässt. Wirkt das einstündige Werk zwischenzeitlich vielleicht etwas schleppend, gehen Songs wie "Reign Of Ice I" gut nach vorn. Wenn auch Einiges, wie beispielsweise "I Summon Scorn" zeitweise etwas einfach wirkt, "Yearning" ist im Ganzen zu erfassen und nur schwer in seine Einzelteile zu zerlegen. Und nebenbei sei auch mal das sehr gelungene Cover erwähnt, dass genauso aussieht, wie die Musik sich anfühlt. In diesem Sinne, die Riese lernt das Laufen!

Aurvandil · Yearning · 2011

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 28.09.2011

7 / 10

Playlist

01 - Yearning - Prelude
02 - End of an Age
03 - Reign of Ice I
04 - A Guide to Northern Scapes
05 - Walking - Interlude
06 - I Summon Scorn
07 - Reign of Ice II
08 - Gylfi's Journey
09 - Reaching - Finale