Manchmal fällt der Einstieg in eine Review so schwer, dass man ihn thematisieren sollte. Winterfylleth stehen mit Album Nummer 3 auf der Matte und wollen rezensiert werden. Die ersten beiden Alben waren ordentlicher Black Metal mit leichtem Folk Einschlag, der nicht zufällig an frühe Primordial erinnerte. Nicht mehr, aber auch nicht weniger (Auch wenn die Presse ordentlich Hype-Arbeit verrichtet hat). Der Aufhänger wäre dementsprechend: Winterfylleth klangen früher mal wie von Primordial inspirierter Black Metal mit Folk Anleihen, wie klingen sie jetzt? Die klaren Gitarrenparts sind auf ein Minimum reduziert, klare Gesänge finden sich auch nur noch am Rand. Thematisch geht es vielleicht immer noch um „the british heritage“, musikalisch wird man aber eher an Ambient Black Metal der Marke Wolves in the Throneroom erinnert. Wer das mag, hat auch mit „The Threnody Of Triumph“ seinen Spaß, allerdings fällt das Album im Vergleich zum Vorgänger vor allem in den Punkten Ideen- und Abwechslungsreichtum doch ab.

Klingt wenig inspiriert und irgendwie auch langweilig, oder? Nun man könnte die Rezension auch mit der Kontroverse beginnen, die irgendwann 2010 darüber aufkam, welche Ideologie die Band wirklich vertritt. Was wirklich der Auslöser war, lässt sich auch nach einer Stunde Recherche nicht so richtig ausmachen. Vielleicht die sehr nationalistischen Aussagen des ehemaligen (und wohl auch deswegen rausgeschmissenen) Bassisten Chris Westby. Oder dass einer der Jungs auf Promobildern ein Shirt der NSBM-Band Sunwheel trägt. Oder die nachgesagte Nähe zur English Defence League (die größte britische Faschistenvereinigung).

Winterfylleth sind ein gutes Beispiel wie verunsichert die Black Metal Szene wirklich ist (vor allem im folkigen Bereich), wenn es um ein klare politische Einordnung geht. Da stehen Aussagen wie aus dem April 2009: „Let it be said again Winterfylleth is not a political band and wishes to point out that it in no way condones anti social and hateful political agenda's.“ den zumindest unglücklichen Aussagen auf dem Candlefest 2010 entgegen. Als Nichtbrite ist das alles nur sehr schwer nachvollziehbar, allerdings geht das Geschwurbel um „English Heritage Black Metal“ genau so schnell auf den Sack wie das deutsche Ahnengeraffel, dass sich auch gerne politisch ambig gibt. Es zeigt aber: Auf der Suche nach der persönlichen Nische ist die Metalwelt komplizierter geworden, es gibt nicht mehr nur schwarz und weiß, sondern fast unendlich viele Graustufen. Wer sich total mit linksgerichtetem Öko-Aktivismus arrangieren kann, findet genauso seine Band wie der konservativ-volksstolze Neoheide. Leider versuchen viele Bands im Ringen um möglichst viele Hörer diese musikalische Identität (wenn sie denn eine haben) möglichst zu verstecken und eindeutigen Fragen mit zweideutigen Antworten aus dem Weg zu gehen.

Letztlich muss jeder für sich selbst entscheiden, was er von Winterfylleth hält und ob er ihren Nationalstolz teilt. Für alle anderen bleibt ja noch der allgemein menschenverachtende Black Metal, wie ihn z. B. die Iren von Altar of Plagues zelebrieren oder die humanistische Variante von Der Weg einer Freiheit oder oder oder. Das ist schließlich das Gute an der riesigen Menge von Bands aus jedem Genre: Niemand ist gezwungen eine fragwürdige Band zu hören, weil sie besonders gute Musik macht. Alternativen gibt es genug.

Winterfylleth · The Threnody of Triumph · 2012

Redaktion

verfasst von Furfighter
vom 07.09.2012

7 / 10

Playlist

01 - A Thousand Winters
02 - The Swart Raven
03 - Æfterield-Fréon
04 - A Memorial
05 - The Glorious Pain
06 - A Soul Unbound
07 - Void of Light
08 - The Fate of Souls After Death
09 - Home Is Behind
10 - The Threnody of Triumph